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1099 - Das Kollektiv der Porleyter

Titel: 1099 - Das Kollektiv der Porleyter
Autoren: Unbekannt
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flackerte hier und da noch ein Grasbüschel auf.
    Atlan öffnete das Luk und stieg nach draußen.
    Es war still. Aus der Ferne drang das verhaltene Tosen des Verkehrs, aber in der unmittelbaren Umgebung rührte sich nichts. Das heißt...
    Hinter dem Umriß des Schutthügels tauchten zwei Gestalten auf. Im grellen Schein der Lampen erkannte Atlan die Uniform der Ordnungstruppe. Es waren eine Frau und ein Mann. Die Frau war sich am ersten darüber im klaren, wen sie vor sich hatte, und meldete: „Es hat unter den Zuschauern keine Opfer gegeben."
    „Das weiß ich schon von Bull", antwortete der Arkonide lächelnd. „Was ist mit den Menschen, die sich unter Umständen dort oben aufgehalten haben?"
    Er deutete auf die zerstörte Fassade des halbrunden Gebäudes.
    „Da oben scheint sich niemand aufgehalten zu haben", erklärte der Mann in amtlichem Ton. „Es handelt sich um ein Bürogebäude, und als die Warnung vom Hauptquartier Hanse ausging, wurden alle Beschäftigten nach Hause geschickt."
    Atlan nickte.
    „Da sich in dieser freizügigen Welt so rasch niemand etwas sagen läßt, will ich hoffen, daß sie sich auch alle haben nach Hause schicken lassen."
    „Hast du Anweisungen für uns?" erkundigte sich die Frau.
    „Ihr seid irgendwo stationiert, nicht wahr?" fragte Atlan. Und als beide ihm eifrig zunickten, fuhr er fort: „Geht dorthin zurück und wartet, bis ihr neue Aufträge erhaltet."
    Die beiden Ordnungsleute schritten davon. Die Frau wandte sich noch einmal um und warf Atlan einen lächelnden Blick zu, aber der Mann schien nichts Eiligeres im Sinn zu haben, als den unheimlichen Platz mit der leuchtenden Aura so schnell wie möglich zu verlassen.
    Sieh einer an, dachte der Arkonide amüsiert. Selbst ein Vierzehntausendjähriger hat noch Chancen. Er überlegte sich, ob er einen Versuch unternehmen solle, Naron Duur in die Reihe derjenigen einzusortieren, die ihm geholfen hatten, Gesil vorübergehend zu vergessen. Aber er kam zu keinem Entschluß. Die Trümmerhalde vor ihm geriet ins Rutschen.
     
    *
     
    Er stand im Begriff, beiseite zu springen, als er ein Gesicht erblickte, das sich zwischen den Trümmern hervorschob. Es hatte dunkle, glänzende Augen und eine sonnengetönte Haut, die sich straff über zwei deutlich hervortretende Wangenknochen spannte. Atlan beugte sich nach vorne und begann, den Schutt mit beiden Händen zur Seite zu räumen. Der Unbekannte war ihm nach Kräften behilflich. Ein kahler Schädel kam zum Vorschein, dann ein mit einem zerrissenen Gewand bekleideter, schmächtiger Körper.
    Die eigenartige Gestalt, die dem Arkoniden mit Mühe bis unter die Achseln reichte, stolperte über einen halben Meter Schutt herab, verlor das Gleichgewicht und klammerte sich mit knochigen Händen an Atlans Gewand. Furchtsame Augen sahen zu dem Arkoniden auf.
    „Wer bist du?" fragte Atlan.
    „Mein Name ist Sühe Baator", antwortete der Schmächtige. Er sprach nicht interkosmo, sondern terranisch - und selbst das mit einem dicken Akzent, der darauf hindeutete, daß er sich in gewohntem Kreis einer ganz anderen Sprache bediente.
    „Wie kommst du unter den Trümmerhaufen?" erkundigte sich der Arkonide streng.
    Der Schmächtige wandte sich um und zeigte an der verunstalteten Wand des Gebäudes hinauf.
    „Ich wohne dort oben", lautete seine Antwort. „Der Lärm überraschte mich. Ich wurde aus dem Schlaf geweckt, und ehe ich mich's versah, war mein ganzes Zimmer in Bewegung geraten. Ich rutschte mit den Trümmern nach unten. Lange Zeit war ich bewußtlos.
    Aber jetzt..." Der hagere Schädel mit der straff gespannten Gesichtshaut bewegte sich hin und her. „... bin ich wieder bei mir."
    Atlan blickte an der Wand des Gebäudes empor. Der unterste Rand der Zerstörung befand sich sechzig Meter über dem Nivean des Platzes. Einen solchen Sturz wollte der Schmächtige überlebt haben? Er schien nicht verletzt, nur ein wenig benommen.
    „Sühe Baator, ich glaube dir kein Wort", sagte Atlan.
    Das freundliche Grinsen verschwand vom Gesicht des Mannes, der eindeutig ein reinrassiger Mongole war - nicht wirklich eine Seltenheit in dieser Gegend, in der selbst nach zweitausend Jahren intensiver Kosmopolitik sich erstaunlich viel Eigenständiges noch erhalten hatte.
    „Du greifst meine Ehre an", beschwerte sich Sühe Baator mit grimmiger Miene.
    „Verzeih, das war nicht meine Absicht", sagte der Arkonide. „Aber wie kannst du von mir erwarten, deine Geschichte zu glauben? Kein Mensch überlebt einen Sturz aus
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