Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1099 - Das Kollektiv der Porleyter

Titel: 1099 - Das Kollektiv der Porleyter
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Lafsater-Koro-Soth erinnerte sich, wie er selbst von Geros Theorie eingenommen und zu einem ihrer glühendsten Verfechter geworden war.
    Kein Wunder: Gero war über Jahre hinweg Koros Lehrer gewesen. Koro betrachtete sich als einen seiner Jünger.
    Inzwischen hatten sie sich in der Sternenballung, die das Volk der Terraner mit dem prosaischen Namen M3 belegte, ein behagliches Versteck eingerichtet. Sie hatten ein Sonnensystem mit fünf Planeten ausgestattet und ihm ihren Stempel aufgeprägt. Sie hätten dort in Ruhe und Frieden leben können, bis die Natur ihnen das Lebensrecht aufkündigte - aber nein: Lurdvan-Gero-Lats' Theorie hatte ihnen keine Ruhe gegeben.
    Sie, das Volk, das im Auftrag der Kosmokraten wahre Wunder vollbracht hatte, waren dazu berufen, Höheres zu werden.
    Also begann die Entwicklung, die sich im nachhinein durch kein logisches Argument mehr begründen ließ. Die dazu führte, daß für die noch lebenden 70.000 Porleyter Aktionskörper, androide Hüllen, geschaffen wurden, die für eine halbe Ewigkeit gemacht waren. Die die Verblendeten veranlaßte, die Fünf-Planeten-Anlage im Innern des Sternhaufens zu verlassen (Neu-Moragan-Pordh hatten sie sie genannt; eine unmißverständliche Manifestation ihres Traumes, daß die Vergangenheit irgendwie wieder lebendig gemacht werden könne) und sich auf fremden Welten in leblose Gegenstände zu versenken. Im Innern eines Felsens, eines Sees, eines Kristallgebildes hatten sie geglaubt die Ruhe zu finden, deren sie zur Erneuerung bedürften. Fand einer seinen Aufenthaltsort zu unbequem oder der erwünschten Ruhe nicht dienlich, so konnte er ihn jederzeit verlassen, in seinen Aktionskörper zurückschlüpfen und sich ein anderes Objekt aussuchen, in dem er sich ausruhen wollte.
    Wie fürchterlich waren sie getäuscht worden! Die Konditionierung, der sie sich unterzogen hatten, war falsch - schlimmer noch: Lurdvan-Gero-Lats' Theorie war falsch! Nicht schlechthin unrichtig, aber doch wenigstens auf Porleyter nicht anwendbar.
    Sie waren in eine Falle gegangen. Sie hatten sich den Objekten anvertraut, in denen sie Ruhe finden sollten. Aber das einzige, was sie fanden, war, daß die Behältnisse, denen sie sich anvertraut hatten, Gefängnisse waren. Sie konnten sich aus ihnen nicht nach Belieben lösen, wie ihnen gesagt worden war. Sie waren eingesperrt.
    Über zwei Millionen Jahre lang - nach den Zeitbegriffen jener Wesen gerechnet, auf deren Welt die Kollektiv-Arena in diesem Augenblick zuschwebte.
    Kein Wunder, daß nur wenige von ihnen überlebt hatten. Die meisten waren zugleich mit den Objekten vergangen, in denen sie eingekerkert waren. Andere hatten in der Einsamkeit den Verstand verloren und waren am Wahnsinn gestorben. Als die Terraner - eben jene Wesen, deren Zeitbegriff er soeben verwendet hatte - sie fanden und aus ihren Gefängnissen befreiten, gab es ihrer nur noch 2011. Zwei hatten seitdem den Tod gefunden: Clynvanth-Oso-Megh und Livwaper-Irtu-Lings.
    Koros Gedanken huschten über die Ereignisse der vergangenen Wochen und Monate hinweg. Er hatte zu lange reminisziert. Er durfte keine Zeit verlieren. Alle Entscheidungen, die die Porleyter seit der Verankerung des Frostrubins getroffen hatten, waren falsch gewesen. Jetzt aber ging es darum, ob wenigstens das letzte armselige, fast auf ein Nichts zusammengeschmolzene Häuflein noch überleben oder ebenfalls den Tod finden sollte.
    War es an der Zeit, den Schlußstrich unter die Geschichte des Volkes der Porleyter zu ziehen?
    Lafsater-Koro-Soth glaubte es nicht.
    Aber er würde kämpfen müssen, um andere zu überzeugen, daß es noch Hoffnung gab.
     
    2.
     
    Sie landeten unmittelbar am Rand des Trümmerfelds, das entstanden war, als das obere Drittel der Fassade des halbrunden Gebäudes zerbröckelte. Die übrigen fünf Gleiter setzten ebenfalls am Boden auf. Am Rand des Platzes entlang standen die sechs Fahrzeuge jeweils sechzig Winkelgrade voneinander entfernt. Atlan grinste still vor sich hin. Nichts vermochte den angeborenen Ordnungssinn der Terraner zu beeinflussen. Die sechs Gleiter waren gelandet, als befänden sie sich im Manöver und es ginge darum, den beobachtenden Feldmarschall zu beeindrucken.
    75 Meter entfernt ruhte die leuchtende Aura im Zentrum des Parks. Durch die Wandung des Energiefelds hindurch sah man die Leiber der Porleyter. Sie schwebten in der Schwerelosigkeit und rührten sich nicht. Ein Großteil des Qualms hatte sich verzogen. Nur dort, wo die rosarote Kuppel lag,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher