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1099 - Das Kollektiv der Porleyter

Titel: 1099 - Das Kollektiv der Porleyter
Autoren: Unbekannt
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folgten.
    „Wir landen an der Peripherie des Platzes, wie vorgesehen. Niemand nähert sich vorläufig der Aura."
    Er wechselte den Kanal und fuhr, an Reginald Bull gewandt, fort: „Ich weiß, es sieht gräßlich aus. Aber ich glaube, wir haben das Schlimmste überstanden. Verlustmeldungen?"
    „Bisher keine. Die Zuschauer haben sich offenbar rechtzeitig zurückgezogen. Es liegt keiner unter den Trümmern begraben. Falls sich jedoch jemand in dem halbrunden Gebäude aufgehalten hat..."
    Er sprach den Satz nicht zu Ende. Sein Schweigen sagte mehr, als er mit Worten hätte ausdrücken können.
     
    *
     
    Wenn er zurückblickte, mußte er sich eingestehen, daß es gar nicht anders hatte kommen können. Die Entscheidung über ihr Schicksal war gefallen, als sie sich entschlossen, Khrat zu verlassen und sich am Rand einer fernen Galaxis ein Versteck zu suchen, in dem sie von niemand mehr belästigt werden würden.
    Stolz waren sie damals gewesen - und müde zugleich. Stolz auf die unglaubliche Tat, die sie im Auftrag der Kosmokraten vollbracht hatten: die Verankerung des Frostrubins, der so unsäglich viel Not und Leid in der Weite des Universums erzeugt hatte. Wo immer er auftauchte, brachte er energetische Eruptionen hervor, die ganze Galaxien aus dem inneren Gleichgewicht rissen und sie in Trümmerstätten verwandelten. Sie hatten ein Recht darauf gehabt, Stolz über ihre Leistung zu empfinden. Aber durch die Anstrengung, die sie für die Verankerung des Frostrubins hatten aufbringen müssen, waren ihre Kräfte ausgelaugt worden. Und sie hatten gesagt: „Wir haben genug getan. Laßt andere da fortfahren, wo wir jetzt aufhören."
    Lafsater-Koro-Soth wußte bis auf den heutigen Tag nicht, ob die Kosmokraten Wesen waren, die Emotionen empfanden wie andere Geschöpfe des Weltalls. Wie leicht wäre es ihnen gefallen, zu den Porleytern zu sprechen und ihnen zu erklären: „Ihr seid müde, aber das wird vergehen. Ruht euch aus, dann geht wieder an die Arbeit."
    Das Volk der Porleyter empfand ehrfürchtigen Respekt für die unglaubliche Macht der Kosmokraten. Wenn sie so zu den Müden gesprochen hätten, wäre diesen das Unsinnige ihres Verhaltens womöglich zum Bewußtsein gekommen. Aber die Kosmokraten hatten nicht gesprochen, und die Porleyter waren ihrem Entschluß treu geblieben.
    Noch bevor sie das selbstgewählte Exil erreichten, erfuhren sie, daß die Kosmokraten einen Wächterorden dazu bestimmt hatten, ihre Nachfolge anzutreten. Die Wächter nannten sich „Ritter der Tiefe". Sie waren nicht ein Volk wie die Porleyter, sondern eine Organisation, die sich aus den Mitgliedern verschiedener Zivilisationen des Universums zusammensetzte. Sie hatten, daran erinnerte er sich jetzt, die Nachricht damals wie einen Schlag empfunden. Fast jeder unter ihnen war, im Hintergrund seines Bewußtseins, von der Hoffnung beseelt gewesen, die Kosmokraten würden sie nicht so leichten Kaufs ziehen lassen. Sie würden hinter ihnen herrufen: „Kommt zurück! Wir brauchen euch."
    Die Hoffnung erlosch, als sie erfuhren, daß die Ritter der Tiefe ihre Nachfolge angetreten hatten. Die Brücken zur Vergangenheit waren eingerissen, die Schiffe, mit denen sie ihre Berufung hätten erneuern können, an den Gestaden einer fremden Galaxis verbrannt. Damals hätten sie umkehren sollen. Wenn es auch nicht möglich gewesen wäre, die frühere Rolle wiederzuerlangen, so hätten sie doch in der Hierarchie, an deren Spitze die Kosmokraten standen, irgendwo einen Platz gefunden, der ihnen die Möglichkeit bot, weiterzuexistieren und sich nützlich zu machen im Dienste derer, die gegen die destruktiven Kräfte des Universums kämpften.
    Aber Bescheidenheit war noch niemals eine Charakterstärke des porleytischen Volkes gewesen. Sie hatten den Kosmokraten ein paar verbitterte Flüche zugedacht und waren im übrigen weiter verfahren, wie es ihr Plan vorsah.
    Dann war die Theorie entstanden, das Volk der Porleyter sei aufgrund seiner unerhörten Leistungen im Dienst der Kosmokraten reif, sich auf die nächsthöhere Entwicklungsstufe zu schwingen. Es bedürfe nur der Ruhe und des Insich-Gehens, um einen Zustand zu erreichen, von dem aus dieser Aufschwung wie von selbst erfolgen würde. Lurdvan-Gero-Lats stand auf und verkündete seine Theorie von der Oberflächenspannung, die überwunden werden müsse, wenn die Porleyter die nächsthöhere Zustandsform erreichen wollten, die er sich als eine Versammlung körperloser Bewußtseine vorstellte.
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