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1091 - Das Geschöpf

1091 - Das Geschöpf

Titel: 1091 - Das Geschöpf
Autoren: Jason Dark
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wollte die Schiebetür zur Seite ziehen. Ich war schneller und hielt ihn fest. »Laß mich das mal machen. Du gehst am besten einen Schritt zurück und bleibst bei deiner Mutter.«
    Das schwere Stück ließ sich leicht zur Seite schieben. Wieder schaltete ich das Licht ein, während hinter mir Gloria Esteban mit ihrem Sohn flüsterte.
    Diesmal flutete der Schein durch einen großen gekachelten Raum, in dessen Mitte der große Herd stand. Eigentlich waren es mehrere Herde in einem, denn auf der Platte verteilten sich verschiedene Kochstellen, die jetzt allerdings leer waren. Alles wirkte wie frisch gescheuert, dafür sorgte bestimmt Gloria.
    Ich betrat die Küche. Auch der Boden bestand aus Fliesen. Die allerdings waren dunkler als die Wandkacheln. Die Bodenfliesen schimmerten in einem Rotbraun, die an der Wand waren gelb.
    Ich sah keinen Menschen, der uns in der Küche erwartet hätte. Uns empfing eine schon bedrückende Stille. Das Licht wurde von den Töpfen an der Wand teilweise reflektiert. Da sah es dann aus, als wären kleine Lichter angezündet worden.
    Unter den an den Wänden hängen den Töpfen standen die Sideboards.
    Zum Teil waren sie durch Schiebetüren geschlossen, aber ich sah in ihnen auch offene Regale, und dort stand das schlichte weiße Geschirr gestapelt.
    Nichts wies auf das Geschöpf hin. Ich winkte Mutter und Sohn, und sie kamen jetzt auch in die Küche. Die Köchin kannte sich hier aus, aber ihr Sohn drehte sich auf der Stelle, als hätte er den Raum zum erstenmal betreten.
    Das gefiel seiner Mutter nicht. »He, Manuel, was hast du?«
    Er hob die Schultern, und er tat das mit einer unbehaglichen Geste.
    »Sag schon.«
    »Es ist so schwer…«
    »Nichts ist schwer, Junge. Was ist los mit dir?«
    Mit der Zungenspitze leckte Manuel über seine trockenen Lippen hinweg. »Ich kann ihn nicht sehen«, sagte er flüsternd, »aber ich weiß genau, daß er in der Nähe ist.«
    »Der Schatten?« fragte ich und ließ dabei meine Blicke über Decke und Wände gleiten.
    »Ja, er.«
    »Spürst du noch etwas?«
    Manuel verzog den Mund. »Das kann ich nicht so genau sagen. Es ist jedenfalls etwas da.«
    Gloria wandte sich an mich. »Sollen wir nicht besser gehen, Mr. Sinclair?«
    »Nein, nein, wir bleiben. Aber wenn Sie einen Rückzieher machen wollen, wäre mir das recht.«
    »Nicht ohne Manuel!«
    »Dann bleiben Sie!«
    Ich näherte mich Manuel, der nicht mehr stehengeblieben war, sondern seine Runde um den großen Herd drehte, mal auf die Platten schaute und seinen Blick dann über die Wände gleiten ließ, als könnte er dort etwas sehen.
    »Was hat sich verändert?« fragte ich ihn. »Rede, Manuel. Da ist doch was!«
    »Ja, ja…« Er schaute mich an, und ich sah, daß er nicht mehr das normale Kind war, wie wir es noch vor wenigen Minuten erlebt hatten. Sein Gesicht zeigte eine gewisse Härte und Anspannung. Die Augen hatten einen kalten Glanz bekommen.
    Ich legte meine Hand auf seine Schulter. »Manuel, was spürst du wirklich?«
    Er schien sich ducken zu wollen. »Seine Aura, Mr. Sinclair. Sie… sie ist stärker geworden. Er hat immer von einer Aura gesprochen, das weiß ich. Jetzt spüre ich sie.«
    »Wirklich stärker?«
    Betrübt nickte er mir zu. »Er hat es geschafft. Er muß es einfach geschafft haben. Er hat sich einen neuen Mann geholt. Seine Energien haben ihn so mächtig gemacht. Er ist der letzte Tote, Sir. Jetzt ist er da, wo er hinwollte.«
    Das waren natürlich Worte, die mir unter die Haut gingen. Wenn man von einer Gefahr weiß und sie nicht sieht, obwohl sie sich in der Nähe befindet, fühlt man sich so verdammt hilflos.
    Gloria Esteban hatte sich gegen den Handlauf des Herdes gelehnt. Sie schaute dorthin, wo zahlreiche Hand- und Trockentücher an mehreren Haken hingen. Ihr Gesicht schien nur noch aus einer zittrigen Masse zu bestehen, und der Atem drang laut aus dem halb geöffneten Mund.
    »Spüren Sie es auch?« fragte ich sie.
    »Nein, Sie denn?«
    »Noch nicht.« Was ich mit dieser Antwort bezweckte, erfuhren die beiden Sekunden später, denn da holte ich mein Kreuz hervor. Schon bei der ersten Berührung war mir die Veränderung aufgefallen.
    Das Metall hatte sich leicht erwärmt.
    »Er ist in der Nähe!« erklärte ich.
    »Und das wissen Sie?«
    »Ja, mein Kreuz!« Mehr sagte ich nicht und schaute den Jungen an, dessen Blick sich an meinem Talisman festgesaugt hatte. Er war jemand, der dieses Kreuz anfassen und tragen konnte. Er unterlag keinem dämonischen Einfluß. Der
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