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1091 - Das Geschöpf

1091 - Das Geschöpf

Titel: 1091 - Das Geschöpf
Autoren: Jason Dark
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Junge war nur so etwas wie ein Beschleuniger für den verfluchten Killer.
    Mir fiel auf, daß sich Manuel nicht bewegte. Wie seine Mutter lehnte auch er mit dem Rücken am Handlauf des großen Herdes, allerdings an der anderen Breitseite.
    Seine Haltung wirkte verkrampft. Das war falsch. Er wirkte eher wie festgefroren, und sein leise gesprochener Kommentar wies auch darauf hin.
    »Mir ist so kalt…«
    »Keine Sorge, Manuel, das wird vorübergehen.«
    »Ich kann den Kopf nicht drehen.«
    Darauf ging ich nicht ein. »Sag mir, was du spürst. Wo könnte das Monstrum stecken?«
    »Der Schatten… der Schatten…«, flüsterte er.
    Gloria griff ein. »Himmel, warum quälen Sie den Jungen denn so? Sehen Sie nicht, daß er…«
    Sie stockte mitten im Satz. Ich hörte ihren würgenden Atemzug und sah im nächsten Augenblick den Grund.
    Über die Wand hinweg, an der Töpfe und Pfannen hingen, huschte der Schatten…
    ***
    Er war also da!
    Ich verhielt mich ganz ruhig und versuchte nur, dieser Gestalt mit den Blicken zu folgen. Ich wartete darauf, daß er sich materialisierte, dann konnte ich eingreifen. Versuchen, ihn mit einer geweihten Silberkugel anzuschießen oder auch die Kraft des Kreuzes einzusetzen. Den Gefallen tat er mir nicht. Er benutzte die Wände der Küche als Karussell, indem er immer wieder an ihnen entlangwischte und dabei seine Gestalt ständig veränderte.
    Mal war sie sehr lang und wie zum Sprung gestreckt. Dann wiederum zog sie sich zusammen, um im nächsten Augenblick wieder in die Höhe zu schnellen, damit sie an die Decke geraten konnte, wo sie herumturnte.
    Man spielte mit uns. Das Geschöpf fühlte sich im Vorteil, denn es hatte einen starken Verbündeten in dem Jungen.
    Ein nicht zu überhörendes Scheppern ertönte und hallte durch die gesamte Küche. Manuel hatte es verursacht, in dem er wuchtig eine Schublade aufgerissen hatte. Dadurch waren die Bestecke in Bewegung geraten und gegeneinander geklirrt.
    Er griff in die Lade hinein und holte zwei Fleischermesser mit langen Klingen hervor. Sein Gesicht war dabei unbewegt, als ginge ihn das gar nichts an.
    »Manuel, was tust du da?« schrie seine Mutter.
    Der Junge ließ sich nicht stören. Nach und nach holte er die Messer aus der Schublade und ließ sie in verschiedene Richtungen über die breite Arbeitsplatte rutschen.
    Das konnte mir nicht gefallen. Ich ließ den Schatten unter der Decke Schatten sein und lief mit langen Schritten auf den Jungen zu.
    »Laß das!«
    »Nein!« Er machte weiter. So besorgt man seinem Freund oder Partner das richtige Waffenarsenal.
    Ich wollte ihn von der Schublade wegreißen, doch in diesem Augenblick drehte er sich mir zu. Und in seiner rechten Hand hielt er ein gefährlich aussehendes Messer.
    Er kippte die Klinge und stieß nach mir. Ich wich aus, umklammerte sein Gelenk und drehte es.
    Das Messer fiel zu Boden.
    Ich trat es weg und hörte hinter meinem Rücken die hastigen Schritte der Gloria Esteban.
    Sie wollte eingreifen, was gefährlich war. Ich sprang zurück, drehte mich und bekam mit, daß sich genau in dieser Sekunde der Schatten von der Decke löste.
    Etwas schräg fiel er nach unten. Mit einer blitzartigen Geschwindigkeit hatte er die Frau erreicht, war über ihr, und sie wurde von ihm umhüllt.
    Sie erstarrte, das Gesicht verzerrte sich in wilder Panik. Was sie fühlte, wußte ich nicht, aber mir war klar, daß sie aus eigener Kraft nicht mehr freikam.
    Ich sprang auf sie zu. Packte sie, hielt das Kreuz noch fest, und es löste den Bann.
    »Gehen Sie endlich raus!« fuhr ich sie an. »Hier sind Sie nicht mehr sicher!«
    Ob sie mich gehört und verstanden hatte, wußte ich nicht. Ich konnte mich um sie nicht mehr kümmern, denn wieder begann der Schatten, mit uns Katz und Maus zu spielen.
    In seiner Lautlosigkeit huschte er an der Wand entlang. Er war so schnell, daß ich mit den Augen seinen Weg über die Wände hinweg kaum verfolgen konnte. Und er bewegte sich völlig lautlos.
    Nichts klirrte, nichts wackelte. Im Prinzip wirkte er lächerlich, und man konnte sich kaum vorstellen, daß gerade er ein brutaler Mörder war.
    Der Schrei hörte sich tatsächlich an wie der eines Pumas. Keiner von uns hatte ihn ausgestoßen. Es war der Schatten selbst, von dem er stammte. Aber die Erscheinung war kein Schatten mehr. Sie hatte ihr Bild verändert und sich in das gelbe Monstrum verwandelt, das seinen Platz auf der breiten Ablage gefunden hatte, wo die zahlreichen Messer lagen, die Manuel aus der Schublade
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