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1091 - Das Geschöpf

1091 - Das Geschöpf

Titel: 1091 - Das Geschöpf
Autoren: Jason Dark
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hatte sich verändert. Den Kopf hatte er leicht angehoben und auch sein Blick hatte sich verändert. Er sah auf eine bestimmte Stelle, die aus meiner Position nicht einsehbar war.
    Ich mußte mich ebenfalls verändert haben, was auch Gloria aufgefallen war. »Ist etwas mit Manuel?« fragte sie.
    »Das kann ich nicht sagen.«
    Sie wollte aufspringen und zu ihm laufen, aber ich hielt sie zurück. »Nein, lassen Sie das jetzt!«
    Sie blieb ruhig. Ich ließ den Blick nicht von dem Jungen. Er war unruhiger geworden. Seine Handflächen glitten auf der Bettdecke hin und her. Von einer ihn in den Krallen haltenden Kälte war nichts mehr zu merken.
    Dann schwang er seinen Körper herum. Die Bewegung interessierte mich nicht einmal so sehr. Mir kam es mehr auf sein Gesicht an, das den starren Ausdruck eines selbstvergessenen und in Trance befindlichen Menschen erhalten hatte.
    Ich war mir sicher. Dem Schatten war es jetzt gelungen, mit ihm Kontakt aufzunehmen.
    Manuel stand neben dem Bett. Er wirkte jetzt wie jemand, der noch nachdenken mußte, da er den Blick gesenkt hielt. Schließlich hob er den Kopf mit einem Ruck an, blickte aber nicht zu uns, sondern fixierte die Decke.
    Ich wußte, daß sich dort der Schatten gezeigt hatte. Sie und die Wände waren sein Revier. Ich überlegte, ob ich zu dem Jungen laufen sollte, um ihm beizustehen.
    Manuel selbst sorgte dafür, daß ich mein Vorhaben zurückstellte. Er setzte sich in Bewegung, und diesmal ging er auf die offene Tür zu, weil er zu uns wollte.
    »Was will er nur?« fragte Gloria. Schon die ganze Zeit über knüllte sie ein feuchtes Taschentuch zusammen.
    »Lassen Sie ihn.«
    »Er sieht so anders aus, aber er ist nicht mehr kalt, glaube ich…«
    Manuel kam näher. Der nächste Schritt brachte ihn dicht an die Türschwelle, und der folgende darüber hinweg, so daß er das Zimmer seiner Mutter betrat.
    Er zögerte und schaute uns an. Er schien uns nicht zu erkennen, sein Blick war irgendwie verloren.
    Dann ging er wieder vor, aber nicht zur Zimmertür. Er wollte mich sprechen.
    Ich hatte mich hingestellt und schaute auf ihn nieder. Seine Haut war so blaß. Er ließ sich auch von mir berühren und lauschte meiner Frage.
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Er ist wieder da.«
    »Wo?«
    »Er wartet auf mich.«
    »Aber nicht im Zimmer?«
    »Nein, nein.«
    »Wo sollst du hingehen?«
    »In die Küche. Er will, daß ich in die Küche komme…«
    ***
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich drehte mich scharf um, weil ich Gloria Esteban anschauen wollte. Sie zuckte die Achseln und flüsterte: »Das kann ich auch nicht begreifen. Tut mir echt leid. Ich weiß nicht, was er vorhat.«
    »Ich soll sofort und so schnell wie möglich kommen, hat er gesagt.«
    »Hast du ihn denn gesehen?« fragte ich.
    »Nein, nicht richtig.«
    »Seinen Schatten?«
    »Er war da. Nur für einen Moment. Er huschte über die Decke, und dann hörte ich ihn.«
    »Gut.« Ich nickte ihm zu. »Du solltest befolgen, was er dir gesagt hat. Geh in die Küche.«
    Ohne sich um seine Mutter und auch um mich zu kümmern, drehte sich der Junge herum. Er ging auf die Tür zu, öffnete sie und betrat den Gang.
    Ich folgte ihm, aber auch seine Mutter stand auf. »Sie glauben doch nicht, daß ich ihn allein gehen lasse. Die Küche, das ist schließlich auch mein Bereich.« Nach diesen Worten lachte sie scharf auf und ging hinter mir her…
    ***
    »Ich mag sie nicht, diese feuchten und kalten Januarnächte«, erklärte Old Jugg. »Man kann nicht draußen sein und wenn, dann friert man fest.«
    »Aber Sie waren draußen.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Es kam so über mich.«
    Suko glaubte dem Musiker nicht, der den Kragen seiner Jacke hochgestellt hatte. Die beiden gingen auf das Sailor's Home zu. Sie würden, wenn sie es fast erreicht hatten, seitlich daran vorbeigehen, um an die Rückseite zu gelangen. Old Jugg hatte Suko nicht erzählt, was sie dort erwartete.
    Schweigsam ging er neben dem Inspektor her. Ab und zu war sein Schniefen zu hören.
    Auch jetzt hing noch der Dunst fahnengleich und auch dünn in der kalten Luft. Der Himmel sah grau aus. Kein Widerschein der Lichter zeichnete sich dort ab. Der Boden war feucht. An manchen Stellen sah er auch rutschig aus.
    Noch immer wirkte das Haus wie ein viereckiger Brocken. Zum größten Teil düster, denn in den Zimmern hielt sich niemand auf, so daß auch keine Lichtflecken aus den Vierecken drangen. Es war auch niemand da, der das Haus betrat oder es verließ. Die Lampen am Eingang
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