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1086 - Der Vampir und der Engel

1086 - Der Vampir und der Engel

Titel: 1086 - Der Vampir und der Engel
Autoren: Jason Dark
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Bill zudem in eine gewisse Verlegenheit gebracht. Offen konnte der Reporter die Beretta nicht mehr zeigen, deshalb zielte er unter dem Tisch mit ihr auf den Blutsauger.
    York sah es und nahm es hin.
    Der Kellner suchte nach Wechselgeld. Es war alles normal. Bill wußte aber, daß der Blutsauger etwas vor hatte, obwohl dieser sich ganz locker gab.
    Der Kellner legte das Wechselgeld auf den Tisch.
    York griff danach und nach dem Unterarm des jungen Mannes.
    Und dann ging alles wahnsinnig schnell. Der Vampir schnellte hoch, als wäre er von einer Feder getrieben worden. Er riß den jungen Mann mit, der den Boden unter seinen Füßen verlor und erst aufschrie, als er schon herumgewuchtet wurde.
    Bill hatte plötzlich kein Ziel mehr. Die Beretta befand sich noch unter dem Tisch, denn der Untote schwebte einfach zu hoch. Bevor Bill die Waffe in eine andere Richtung gebracht hatte, bewies York wieder seine Kraft.
    Wie ein Leichtgewicht wuchtete er den Körper quer über den Tisch und genau auf Bill zu.
    Der Kellner flog ihm förmlich um die Ohren. Ein harter Schlag traf Bills Auge, es wurde dunkel um ihn, und was er noch hörte, war Yorks häßlich klingendes Lachen…
    ***
    Estelle kam sich vor, als wäre sie dabei, einen eigenen Traum plastisch zu erleben. Sie sagte sich, daß dies alles einfach nicht wahr sein konnte. In so etwas geriet man einfach nicht hinein, das zählte nicht zum normalen Leben.
    Aber bin ich denn normal?
    Diese Frage stellte sich das Mannequin allen Ernstes. Okay, ihr Leben war bisher super verlaufen.
    Durch das Erlebnis in der Kindheit hatte sie Kontakt mit einem Engel bekommen, und das war ihr erst jetzt richtig zu Bewußtsein gekommen. Dieser Engel hatte all die Jahre seine schützenden Schwingen über ihr ausgebreitet, denn bei ihr war es immer vorangegangen.
    Der Job lief gut. Es gab keine Krankheiten. Selbst kleine Erkältungen hatten sich in Grenzen gehalten, und in dieser Nacht hatte sie den endgültigen Beweis dessen bekommen, daß sie eben anders war als die Menschen. Nicht besser, nicht schlechter, nur eben anders.
    Vampire!
    Der Begriff spukte durch ihren Kopf. Sie konnte noch immer nicht fassen, daß sie vor einem dieser Blutsauger gesessen hatte.
    Und doch war es wahr gewesen. Wenn er den Mund öffnete und sie seine Zähne sah, stimmte einfach alles. Die hatte er sich auch nicht angeklebt, er gehörte zu dieser Gruppe, die den Menschen das Blut aussaugte, um selbst existieren zu können.
    Warum saugten sie Blut? Was war bei ihnen anders? Welche Genetik funktionierte da noch? Hing es mit den roten Blutkörperchen zusammen? Besaßen sie zuwenig davon?
    Es waren verrückte Gedanken, mit denen sie sich beschäftigte. Noch vor einem Tag hätte sie nie daran gedacht, daß ihr so etwas widerfahren könnte.
    Jetzt sah alles anders aus.
    Der Speisewagen lag hinter ihr. Sie betrat die zweite Klasse. Kurz zuvor warf sie einen Blick in die Scheibe. Sie wollte sich wieder sehen und das erleben, was der Schutzengel in ihre zurückgelassen hatte.
    Ja, ihr Gesicht verschwamm. Es tauchte ein in das Glas, aber ihre Hoffnung, daß sich ein anderes oder das des Schutzengels an ihrer Stelle dort abzeichnen würde, erfüllte sich nicht. In der letzten Minute war eine gewaltige Sehnsucht nach ihm in ihr hochgestiegen. In der Kindheit hatte sie die Begegnung gehabt, deren Erinnerung im Laufe der Jahre verschwommen war. Nun stand alles wieder so plastisch vor ihr, und sie wünschte sich den Schutzengel herbei.
    Er kam nicht.
    Statt dessen öffnete sie die Tür zur zweiten Klasse und blieb zunächst stehen.
    Sie warf einen Blick in einen Waggon, der nicht durch Abteile aufgeteilt war. Es gab einen Mittelgang. Recht und links verteilten sich die Sitzbänke.
    Kunststoffpolster, das an einigen Stellen beschmiert und besprayt worden war. Stangen, die mit den Lehnen der Sitze verbunden waren und an denen sich die Reisenden festhalten konnten. Gepäckablagen, in denen Koffer und Taschenlagen.
    Sie alle schwammen im Dämmerlicht, das aus den Deckenleuchten fiel. Ebenso wie die relativ wenigen Fahrgäste, die Estelle zu Gesicht bekam, als sie die ersten Schritte gegangen war.
    Sie spürte den Druck ihrer Handtasche an der rechten Seite und wünschte sich jetzt, ebenfalls eine mit Silberkugeln geladene Waffe bei sich zu haben.
    Estelle schaute nach rechts und links.
    Der erste Passagier war ein junger Mann, der seine Beine hochgelegt hatte. Er schnarchte leicht. Das war bestimmt kein Vampir. Um diese Zeit wäre er
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