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1086 - Der Vampir und der Engel

1086 - Der Vampir und der Engel

Titel: 1086 - Der Vampir und der Engel
Autoren: Jason Dark
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jagen, aber er unterdrückte das Gefühl.
    Der Ober war plötzlich bei ihnen und erkundigte sich lächelnd nach ihren Wünschen.
    »Ich nehme Wasser«, sagte Estelle.
    »Für mich das gleiche.«
    »Danke.«
    Bill beobachtete den Blutsauger. Der Vampir wirkte nicht gehetzt. Er war und blieb weiterhin ruhig, und er richtete sein Augenmerk immer mehr auf Estelle Crighton.
    »Du hast ihr Blut nicht trinken können, York!«
    »Ich weiß es.«
    »Macht es dich nervös?«
    »Nein, nur nachdenklich.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Ich hätte dich leersaugen sollen.«
    »Bestimmt. Dein Pech, daß du es nicht getan hast. Eine zweite Chance werde ich dir nicht geben.«
    Für einen Moment öffnete er den Mund und stieß ein kurzes Lachen aus. »Ich glaube, daß du dich überschätzt. Nicht sie, nicht diese Kleine hier, die so unschuldig aussieht. Nein, sie bestimmt nicht. Sie hat es zudem gar nicht nötig, denn sie weiß genau, wer sie ist.«
    »Glauben Sie das wirklich?« fragte Estelle.
    »Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
    »Warum konnten Sie nicht zubeißen?« fragte Bill. »Was hat sie an dieser Frau gestört?«
    »Ihr Blut.«
    Bill lachte. »Ist es unnormal?«
    »Für mich schon.«
    Estelle begriff ihn nicht. Sie schaute Bill von der Seite her an und hob die Schultern. »Ich habe wirklich keine Ahnung, was er damit gemeint hat, sonst hätte ich das schon längst gesagt. Aber irgend etwas muß ich schon an mir haben.«
    »Und ob.« York lächelte. Diesmal zeigte er für einen Augenblick seine Zähne. Er fuhr auch mit der Zunge über die Lippen, wie jemand, der einen imaginären Blutgeschmack ablecken will. Sein Blick bohrte sich in Estelles Augen. »Du bist anders, ich spüre es. Du bist kein richtiger Mensch, verflucht.«
    »Das hat mir noch niemand gesagt.«
    »Weil es auch keiner so direkt gespürt hat wie ich. In dir steckt etwas. Ich mag dein Blut schon, aber ich konnte es nicht trinken. Ich denke jetzt über den Grund nach.«
    Bill gab eine sarkastische Antwort. »Es wäre wirklich gut, wenn es mehr Menschen gäbe, die so sind wie Estelle. Dann würdet ihr bald keine Nahrung mehr bekommen.«
    »Vergiß es.« Ezra York konzentrierte sich wieder auf das Mannequin. »Los, willst du nicht reden? Willst du meine Neugierde nicht befriedigen? Ich habe hier auf euch gewartet. Wir haben Zeit, viel Zeit. Vor uns liegen noch die Nachtstunden, die wir uns interessant gestalten sollten, finde ich. Los, gib deinem Herzen einen Stoß.«
    Estelle zuckte mit den Schultern. »Es tut mir leid«, sagte sie leise, »aber ich komme damit nicht zurecht.«
    »Dann denk nach.«
    Das konnte sie, denn der Ober brachte das Wasser. Er wollte einschenken, doch Bill winkte ab.
    Dann lehnte er sich zurück, weil sich Estelle nach links gedreht hatte, um einen Blick durch das Fenster werfen zu können. Zu sehen war so gut wie nichts. In der Scheibe spiegelte sich der Tisch, die Lampe und zwei Personen.
    Nicht der Vampir.
    Dafür Bill und Estelle.
    Auch der Reporter blickte hin, und diesmal nahm er das Phänomen bewußt und sehr deutlich wahr.
    Das Gesicht war vorhanden. Zwar etwas verschwommen, aber es war da. Nur an den Seiten zerflatterte es. Es schien dabei zu sein, sich aufzulösen. Die Scheibe wollte es aufsaugen, einfach integrieren, und Bill wechselte seinen Blick wieder zum Original hin.
    Das Model saß auf seinem Platz. Es hatte den Mund leicht geöffnet und wirkte, als wäre es in tiefe Gedanken versunken.
    »Da war etwas«, flüsterte sie.. »Wann?«
    »In der Vergangenheit.«
    Sie nickte zögernd. »Wie ich dir schon sagte, bin ich damals noch ein Kind gewesen.« Sie wischte über ihren Augen. »Es sind Bilder, die immer mehr hochsteigen.« Hastig trank sie einen Schluck Wasser und stöhnte auf.
    »Ist es so schlimm?« fragte Bill besorgt. »Fällt es dir so schwer?«
    Estelle atmete tief durch. »Ich weiß nicht, ob es so schlimm ist. Nein, das nicht. Es ist eher schön, wenn ich darüber nachdenke.«
    »Willst du es uns erzählen?«
    »Ich glaube schon.«
    Bill warf einen Blick auf den Vampir. Es war lächerlich oder kaum zu fassen, wenn er darüber nachdachte. Da hockten sie hier mit einem Blutsauger zusammen und würden eine Geschichte hören. Normalerweise wäre es längst zum Kampf gekommen, aber der Reporter wußte auch, daß dieser Fall anderes lief. Hinter dem Erscheinen des Ezra York steckte mehr. Bisher hatten sie nur an der Oberfläche gekratzt, aber sie waren nicht in die Tiefe gedrungen.
    »Gib mir deine Hand, Bill. Ich
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