Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1078 - Die Seth-Apophis-Brigade

Titel: 1078 - Die Seth-Apophis-Brigade
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
gewesen?
    Verzweiflung stieg in ihr auf. Wohin jetzt? Sie sah sich um und erblickte die obere Rundung der RINGWORLD über den Wipfeln der Bäume, die am Rand der Felsplatte wuchsen. Dorthin mußten sie gegangen sein! Sie rannte, bis sie den Rand der Platte erreichte und schritt an ihm entlang, um nach Spuren zu suchen. Eine weitere halbe Stunde verging, bevor sie sich entschloß, die Suche aufzugeben und sich aufs Geratewohl in Richtung des fremden Schiffes durch den Wald zu schlagen. Ihre frühere Furcht vor den eingeborenen Weichtieren erschien ihr mit einemmal lächerlich. Nur noch ein Gedanke beherrschte sie: Sie mußte Pal und Vern finden.
    Der Weg war mühselig. Die Ranken der Farne faßten nach ihr und versuchten, sie festzuhalten. Sie stürzte in Löcher, die das verfaulende Wurzelsystem eines riesigen Schachtelhalms hinterlassen hatte, und raffte sich mühsam wieder auf. Schweiß rann ihr über den Körper und von der Stirn in die Augen. Unter dem dichten Blätterdach war das Ziel nicht mehr zu erkennen. Sie wußte nicht einmal, ob sie auf dem richtigen Kurs war.
    Nach einer Stunde gab sie auf. Sie kam an eine Stelle, an der der Pflanzenwuchs weniger dicht war, und sah unweit den rot schimmernden Umriß des Obelisken in die Höhe ragen. Sie mußte sich im Kreis bewegt haben. Es gab nur noch einen einzigen Ort, an dem sie hoffen konnte, früher oder später auf Pal und Vern zu treffen: die Schlucht, in der das getarnte Boot lag. Vorsichtig wandte sie sich in Richtung des Obelisken. Auf der kleinen Lichtung war es ruhig. Die Tür befand sich wieder in verriegeltem Zustand. Sie war im Begriff, den Weg einzuschlagen, der zu den Bergen hinaufführte, als sie von der Seite her Geräusche hörte. Sie erinnerte sich an das Versteck, das sie vor Atlans Augen verborgen hatte, und schlüpfte unter die Farne.
    Augenblicke später erschienen zwei Roboter am nördlichen Rand der Lichtung. Sie waren von dem veralteten, androiden Typ, der schon seit langem nicht mehr hergestellt wurde. Auf den Armen trugen sie die schlaffen Körper zweier Menschen. Lin erkannte Pal Mallet und Vern Rivver.
     
    *
     
    Sie wollte hinter den Maschinen hereilen, als sie den Weg zur Schlucht hinauf einschlugen. Aber die Roboter waren zu schnell für sie. Die ziellose Wanderung durch den Dschungel hatte ihre Kräfte aufgezehrt. Auf dem halben Weg zur Schlucht stolperte sie, stürzte und hatte nicht mehr genug Energie, sich aufzurichten. Mühsam kroch sie in die Deckung des Unterholzes und kämpfte verzweifelt gegen die Erschöpfung, die sich ihrer bemächtigt hatte.
    Wozu aber? Pal und Vern waren tot, ermordet von den Ungeheuern an Bord des fremden Raumschiffs. Sie mußten Atlan und seinen Begleitern in die Quere gekommen sein.
    Ihre Ahnung war richtig gewesen. Der Arkonide bedeutete Gefahr! Der Himmel mochte wissen, was ihm im Lauf der vergangenen vierhundert Jahre zugestoßen war und auf welche Weise er sich geändert hatte. Atlan war kein Freund der Menschheit mehr. Er war nach Urma West gekommen, um irgendein unheilvolles Vorhaben durchzuführen.
    Pal und Vern, ahnungslos, hatten ihn dabei überrascht und mit ihrem Leben dafür gebüßt.
    Sie mußte zum Boot! Sie verstand genug von der Astrogation, um das Fahrzeug zu starten und auf den richtigen Kurs nach Glomar zu bringen. Die galaktische Öffentlichkeit mußte von diesem unglückseligen Vorfall erfahren. Atlan war von den Verschollenen auferstanden und kehrte nach Terra zurück - aber nicht als Freund, sondern als Verräter.
    Sie wußte jetzt, was sie zu tun hatte. Das gab ihr neue Kraft. Sie stemmte sich in die Höhe, aber im selben Augenblick hörte sie von neuem die stampfenden Schritte der Roboter. Sie kamen den Pfad herab und marschierten an ihrem Versteck vorbei, ohne sie zu bemerken. Ihre Arme waren leer. Sie hatten Pal und Vern an Bord des Bootes abgeladen.
    Lin wartete, bis die Geräusche verklungen waren. Dann hastete sie den steilen Weg hinauf. Sie war noch hundert Schritte von der Felsleiste entfernt, als sie das helle Summen eines Feldtriebwerks hörte. Es schien aus dem Leib des Berges zu kommen.
    Überrascht blieb sie stehen und sah wenige Augenblicke später den schimmernden Leib des Spezialboots sich über den Rand der Schlucht erheben. Das Boot stieg mit mäßiger Geschwindigkeit senkrecht in die Höhe, bis es genug Spielraum zwischen sich und den felsigen Graten des Gebirges hatte. Dann beschleunigte es ruckartig und war kaum eine Minute später verschwunden.
    Lin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher