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106 - Atomgespenster

106 - Atomgespenster

Titel: 106 - Atomgespenster
Autoren: Larry Brent
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in einen Hinterhalt gelockt? Aber das ergab keinen Sinn.
Sie hatten eine Anzahlung geleistet und erwarteten eine bestimmte Leistung von
ihm.
    Gab es noch andere Ausführende?
    Er merkte, daß seine Gedanken sich im Kreis
bewegten.
    Er ging zwei Schritte an der Wand entlang.
    Gestänge und Rohrleitungen liefen daran hoch.
    Alles war schmutzig und durch Wind und
Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogen.
    Vor dem Gestänge lag noch etwas.
    Alles in Winewood sträubte sich, als der
Lichtkegel seiner Taschenlampe den »Gegenstand« erfaßte: Es war der komplette
Unterarm eines Menschen, der am Ellbogen abgetrennt war.
    Doch das war noch nicht alles.
    Das Fleisch fehlte!
    Es war restlos abgenagt, und der blanke
Knochen lag vor ihm.
     
    *
     
    Da hielt es auch den hartgesottenen Winewood
nicht länger an diesem Ort des Grauens.
    Der Student wirbelte herum und lief los.
    In der Dunkelheit hinter sich glaubte er,
zufriedenes Schmatzen zu hören.
    Ernie Winewood wußte nicht, ob dies
tatsächlich der Fall oder nur auf seine überreizten Sinne zurückzuführen war.
    Er rannte, und das Grauen saß ihm im Nacken.
    Er fürchtete, irgendwo im Dunkeln zwischen
den Rohrleitungen und Gestängen mit einer unvorstellbaren Bestie
zusammenzustoßen, die ihn so schnell zerfleischte, daß er nicht mal mehr
schreien konnte.
    Wie von Sinnen rannte er quer durch die
Halle. Seine Schritte hallten hohl und schaurig durch den stillen Raum.
    Winewood stolperte über eine Erhöhung im
Boden, taumelte und ließ instinktiv Taschenlampe und Geigerzähler los, um den
Fall mit den Händen abzufangen.
    Ächzend erhob er sich wieder und rannte im
Dunkeln weiter, dem Ausgang entgegen.
    Winewood schien es, als würde der Weg
überhaupt kein Ende nehmen.
    Der unförmige Schutzanzug hinderte ihn am
schnellen Laufen.
    Winewood keuchte und geriet ins Schwitzen.
    Er mußte so schnell wie möglich raus an die
frische Luft und den Anzug loswerden.
    Er stolperte gegen die Tür und stieß sie auf.
Sie quietschte in den Angeln und blieb weit offen hinter ihm stehen.
    Winewood nestelte an seinem Anzug herum, warf
als erstes den Helm ab, und die kühle Nachtluft fächelte sein Gesicht.
    Er wußte, daß die Atmosphäre hier auf dem
Gelände verseucht war. Der Geigerzähler hatte ihm die Werte angegeben.
    Sie waren leicht erhöht, würden ihn aber
nicht schädigen, wenn er sich nicht allzulange ihrer Wirkung aussetzte.
    Der sandige Boden knirschte unter seinen
Füßen.
    Winewood taumelte zwischen den riesigen
Betongebilden, die wie abgetrennte Raketenstufen aussahen, entlang.
    Zum Schlupfloch im Zaun drängte es ihn.
    Auf halbem Weg dorthin stieg er aus seinem
Schutzanzug, ließ ihn achtlos auf dem Gelände liegen und war heilfroh, sich
endlich ohne dieses Ding wieder bewegen zu können.
    Noch fünfzig Schritte waren es bis zum Zaun,
dann mußte er durch das Loch. Winewood machte sich nicht mehr die Mühe, den
Draht herunterzurollen, um den Durchschlupf wieder zu kaschieren.
    Jede Sekunde, die er länger hier verweilte,
erschien ihm zu lange.
    Er erreichte das versteckte Fahrzeug,
startete und fuhr los. Er jagte auf der staubigen Straße, über deren Ränder
meterhoch Unkraut und Gras wuchsen, den Weg zurück.
    An der Stelle, wo der schwarze Ford mit
Jacqueline Canven stand, kam er nicht vorbei.
    Die Konzertagentin saß in der Dunkelheit am
Ende der Straße wie in Trance.
    Sie registrierte nicht das sich entfernende
Motorengeräusch, verließ, als vernähme sie einen lautlosen Ruf, das Auto und
überquerte die Straße, schritt durch Gras und wildwucherndes Unkraut, das den
künstlich angelegten Weg und den tonnenweise herbeigeschafften, hellen,
feinkörnigen Sand langsam besiegte.
    Jacqueline Canven ging am Zaun entlang und
gelangte zu dem Durchschlupf, den Ernie Winwood zurückgelassen hatte.
    Verloren und winzig wie ein Insekt wirkte sie
zwischen den mächtigen Bauten aus Stahl und Beton.
    Die Frau bewegte sich wie eine Marionette.
Nichts in ihrem Gesicht regte sich.
    Sie betrat das radioaktiv verseuchte Gelände
und durchschritt wenig später die Tür, die in die Spannbetonhalle führte, in
der der Reaktor sich befand.
    Das laute Knattern des ausschlagenden
Geigerzählers war unüberhörbar.
    Jacqueline Canven jedoch nahm es nicht wahr.
    Sie schien auch nicht zu wissen, daß sie sich
inmitten eines tödlichen Strahlenturmes befand.
    Ihr Organismus wurde von hoher Radioaktivität
getroffen.
    Jacqueline Canven hielt sich insgesamt eine
Viertelstunde im Reaktorgebäude
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