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106 - Atomgespenster

106 - Atomgespenster

Titel: 106 - Atomgespenster
Autoren: Larry Brent
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sie ins Gebäude und folgte der offenbar Verwirrten.
    Mandy suchte die Station auf, in der sie vor
sieben Jahren ihr Kind gebar.
    In der Zwischenzeit hatte auch der Lift die
Etage erreicht. Die Frau, die in aller Eile eingeliefert wurde, schrie vor
Schmerzen. Die Tür zum Kreißsaal stand offen. Schwestern eilten herbei.
    Dr. Funner war bereits informiert worden.
    Der hochgewachsene Mann mit dem streng
gescheitelten Haar und der dicken Hornbrille kam den Gang entlang.
    Mandy Gorling schnaubte wie ein Walroß, als
sie des Mediziners ansichtig wurde.
    »Nehmt euch in acht vor ihm !« kreischte sie in höchster Erregung. »Er nimmt die Kinder fort... Er ist kein
Mensch, sondern ein Monster !«
    Funner erbleichte, als er die Frau in dem
halbdurchsichtigen, schwarz-goldenen Hausanzug auf sich zueilen sah.
    Es ging alles so schnell, daß selbst die
Schwestern es nicht mehr vermochten, Mandy Gorling aufzuhalten.
    Sie erreichte den Mediziner. Ihr Gesicht war
haßverzerrt und schweißbedeckt, als sie die Rechte erhob und dem Arzt links und
rechts eine Ohrfeige versetzte, daß es durch den nächtlichen Korridor schallte.
    Dr. Funner wich zurück. Seine Wangen röteten
sich. Man sah die Abbildung aller fünf Finger darauf.
    Mandy Gorling wollte sich erneut auf den Arzt
stürzen. Da warf sich ihr eine Schwester entgegen.
    Eine zweite mußte eingreifen.
    Mandy Gorling gebärdete sich wie toll.
    Sie schrie und kratzte, spuckte und trat und
beschimpfte den Mann im weißen Kittel mit unflätigen Worten.
    Jacqueline Canven hatte nie etwas erlebt, das
sie mehr verwirrte und ihr zu Herzen ging als Mandys Zustand.
    Sie griff ein und versuchte sie zu beruhigen,
während die neueingelieferte Patientin ohne Schaden zu nehmen in einen Raum
geschoben wurde.
    Es war unglaublich, welche Kraft diese
zierliche, schlanke Frau aufbrachte.
    Sie setzte sich gegen vier Personen zur Wehr,
und es gelang ihr sogar kurzfristig, sich loszureißen.
    Sie wollte Dr. Funner nachsetzen, der sich
mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit brachte.
    »Schafft mir diese Frau vom Hals !« stieß er aufgebracht hervor. »Sie muß den Verstand
verloren haben !«
    Funner wußte, mit wem er es zu tun hatte.
Immer dann, wenn Mandy ihren Stimmungsschwankungen unterlag, hatte er
unhaltbare Vorwürfe zu hören bekommen. Auf Funner ging auch der Hinweis auf
eine Behandlung der Frau in einem Spezial-Sanatorium zurück.
    »Lüge !« kreischte
Mandy wie von Sinnen. »Er ist ein Teufel... er raubt kleine Kinder !«
    Mandy Gorling ließ sich nicht beruhigen.
Nicht mal die Freundin konnte sie besänftigen.
    Jacqueline erhielt einen Tritt gegen das
Schienbein, daß sie vor Schmerzen aufschrie und zur Seite hinkte.
    Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Hinter Tränenschleiern nahm sie wahr, wie
Mandy hart in ein Nebenzimmer gezogen wurde. Man holte sie vom Korridor, auf
dem sich inzwischen zahlreiche Neugierige eingefunden hatten.
    Viele Patienten dieser Station standen in den
Türen, um mitzubekommen, was sich hier abspielte.
    Die Schwestern hatten alle Hände voll zu tun,
um die aufgeweckten und unruhig gewordenen Patientinnen wieder zu beruhigen.
    Dr. Funner war im Kreißsaal verschwunden.
    Eine Schwester kümmerte sich um Jacqueline
Canven. Sie humpelte. Ihre Strumpfhose war zerrissen, die Haut abgeschürft.
    Die Schwester führte die Frau in die Ambulanz
und wollte die Wunde versorgen.
    Jacqueline Canven lehnte dankend ab und bat,
Mandy Gorling sehen zu dürfen.
    »Ich kenne sie sehr gut«, ließ sie verlauten.
»Sie braucht jetzt jemand, der wirklich für sie da ist. Sie ist nicht schlecht
und bösartig. Sie - ist krank ...«
    Die Krankenschwester nickte. »Ja, sehr krank .«
    In einem Hinterzimmer lag Mandy auf einer
Liege.
    Die Tänzerin sah abgekämpft und erschöpft
aus.
    Das lange, glatte Haar rahmte ihr schmales
Gesicht.
    Mandys Augen waren glanzlos, ihr Blick wirkte
entrückt.
    Jacqueline Canven sah, daß auf dem Tisch
neben der Liege eine Spritze lag.
    Man hatte der Tobenden eine Injektion
gegeben, die Wirkung setzte bereits voll ein.
    Mandys Augen waren halb geschlossen, als
Jacqueline sich über sie beugte.
    »Alles okay, Kleines ?« fragte die schwarzhaarige Frau.
    Mandy Gorling zeigte die Andeutung eines
Nickens, und ihre Lippen bewegten sich. »Ja, ich fühle - mich sehr gut... Es
tut mir leid ... Ich wollte nicht... Wir waren heute
abend verabredet ... Aber dann kam’s über mich. Jacqueline . . . ich brauche
dich . . ., laß mich hier nicht zurück ... sie haben
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