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106 - Atomgespenster

106 - Atomgespenster

Titel: 106 - Atomgespenster
Autoren: Larry Brent
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etwas ... mit mir vor ...«
    »Nein, Mandy. Hier brauchst du wirklich keine
Angst zu haben .«
    »Ich hab aber ... welche ... Du mußt mir
glauben, ich bin nicht verrückt ... ich weiß, daß Shirley lebt... Eine Mutter
spürt so etwas .«
    »Du irrst, Mandy. Shirley ist tot. Schon
lange ... Seit sieben Jahren schon. Sie hat nie gelebt, verstehst
    du.«
    »Ich höre manchmal, wie sie nach mir ruft...«
Die Stimme der aschblonden Frau klang schon sehr schläfrig. Man sah Mandy
Gorling an, wie sie gegen die Müdigkeit ankämpfte. »Ich höre es wirklich. ..
ich bilde mir das nicht ein .. . Hilf mir, sie zu
finden. Sie muß versteckt sein... hier in diesem Haus... Es zieht mich immer
wieder dahin .«
    Jacqueline Canven nickte, konnte aber nichts
mehr sagen.
    Instinktiv fühlte sie, daß Mandy Gorlings
Lebensweg abgeschlossen war. Unweigerlich mußte sie in einer Irrenanstalt
landen. Es gab keine Rettung mehr für sie.
     
    *
     
    Jacqueline Canven blieb nur noch wenige Minuten.
    Sie wußte Mandy in den besten Händen. Hier
wurde sie medizinisch bestens versorgt, und man würde sich um sie kümmern. Die
Konzertagentin blieb nicht in Knoxville.
    Nach dem schauerlichen Vorkommnis gab es hier
nichts mehr für sie zu tun.
    Sie würde morgen früh im Hospital anrufen und
sich nach Mandy erkundigen.
    Nachdenklich und ernst fuhr Jacqueline Canven
wenige Minuten später durch die Mainstreet und dann Richtung Fluß. Sie wollte in
dieser Nacht noch nach New Orleans zurück.
    Das waren rund drei Stunden Fahrt. Sie konnte
also bis Mitternacht bequem zu Hause sein.
    Sie wußte selbst nicht, was sie antrieb, die
Fahrt noch durchzuführen. Sie hatte einfach das Gefühl, aus Knoxville verschwinden
zu müssen.
    Sie kannte hier jeden Quadratzentimeter Boden
und fand sich zurecht mit geschlossenen Augen. Lange
Zeit hatte sie selbst in dieser lieblichen Landschaft nahe dem riesigen
Mississippi-River gewohnt und hatte ein Ferienhaus hier besessen. Doch schon
vor zehn Jahren gab sie es auf. Als der Bau des Atomkraftwerks von Mealburg
seiner Vollendung entgegenging, da war das Haus bereits in den Besitz eines
anderen übergegangen.
    Jacqueline Canven hatte behauptet, daß sie ihren Vertragspartnern zuliebe in der großen Stadt leben und
arbeiten müsse. In Wirklichkeit aber war die Angst vor dem Kraftwerk die
Antriebsfeder zu ihrem Entschluß gewesen, Mealburg, das nur zwanzig Meilen
weiter südöstlich lag, zu verlassen. Der Gedanke, daß dieses Werk eines Tages
in die Luft gehen oder » heißlaufen «.könnte und ein schlimmer Unfall Tausende
von Menschen in den Tod riß, war ihr unerträglich geworden . . .
    Das Werk war nicht in die Luft gegangen, und
es war auch nicht »heißgelaufen«. Damit bezeichnete sie das sogenannte
»China-Syndrom«, das Atomwissenschaftler als den größten möglichen Unfall
überhaupt annahmen. In diesem Fall wäre es nicht mehr möglich, für eine
genügende Kühlung der Uranstäbe zu sorgen. Der schmelzende Atomkern würde den
Reaktor durchdringen, in die Erde sacken und immer tiefer einsinken. Nichts
konnte dieses Atomgewicht aufhalten. Es würde durch den ganzen Erball rutschen
und auf der anderen Seite der Kugel wieder hervorkommen - in China. Deshalb die
Bezeichnung »China-Syndrom«.
    Dieser Gedanke war für Jacqueline Canven
seinerzeit zu einem Alptraum geworden.
    Das Schlimmste war nicht passiert, aber es
hatte vor sieben Jahren einen Unfall gegeben, der nie ganz geklärt werden
konnte. Radioaktiver Dampf war aus den Turbinen getreten und hatte die Umgebung
verseucht. Mealburg war evakuiert worden. Achttausend Menschen hatten ihre
Heimat aufgeben müssen, waren zu Verwandten und Bekannten gezogen oder hatten
sich irgendwo in den Staaten eine andere Existenz geschaffen.
    Mealburg war heute eine tote Stadt. Mäuse und
Ratten lebten dort, viel Ungeziefer. Die Häuser wurden zum Teil eingerissen,
und rings um die Stadt waren riesige Schilder aufgestellt, die davor warnten,
Mealburg zu betreten.
    Was immer sich damals auch ereignet hatte, es
mußte schlimmer gewesen sein, als von offiziellen Stellen eingestanden wurde.
    Besonders schwangere Frauen seien gefährdet
gewesen. In der Umgebung von Mealburg brachten viele Frauen erstaunlich oft
totgeborene Kinder zur Welt. Auch Mandy Gorlings Schicksal hing sicher mit diesem
Atomunfall zusammen.
    Jacqueline Canven wußte selbst nicht, warum
ihr gerade in dieser Nacht wieder soviele Dinge aus der Vergangenheit durch den
Kopf gingen.
    Sie benutzte die Abkürzung,
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