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1059 - Fels der Einsamkeit

Titel: 1059 - Fels der Einsamkeit
Autoren: Unbekannt
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die die Verbindung mit der Lager-Wachgruppe herstellte, und sah eine Sekunde später das Gesicht eines der Wachhabenden auf der Videoscheibe materialisieren.
    „Jen Salik hier, Südschleuse. Ich habe in der Schleusenkammer etwas gefunden, das wir uns näher ansehen sollten..."
    Er beschrieb den Schimmelfleck und erinnerte daran, daß beim Bergen der watteförmigen Substanz Schutzkleidung getragen werden müsse. Nach Beendigung des Gesprächs begab er sich in seine Unterkunft, um sich dort auf die nächste Lagebesprechung vorzubereiten. Es vergingen keine fünf Minuten, da meldete sich sein Interkom.
    „Wachgruppe", sagte der Mann auf dem Bildschirm. „Wir suchen nach deinem Schimmelfleck."
    Jen sah im Hintergrund das Innere der Schleusenkammer.
    „Schrank achtundzwanzig", antwortete er. „Vorne auf der Tür. Müßte leicht zu finden sein."
    „Wir haben sämtliche Schranktüren untersucht", erklärte der Wachhabende in tadelndem Tonfall. „Es gibt in diesem Raum kein einziges Mikrogramm Schimmel."
    Jen sah ihn verblüfft an. Es dämmerte ihm plötzlich, was geschehen war. Er konnte es sich nicht erklären. Die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen waren allumfassend und hätten jeden derartigen Vorfall verhindern müssen. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Er zwang sich zu äußerlicher Ruhe und sagte zu dem Wachmann: „Kann sein, daß ich mich getäuscht habe. Geh zu deinem Posten zurück."
    Er sah auf die Uhr. Die nächste Sprühung würde in zwei Minuten beginnen.
     
    *
     
    Irmina ließ sich ächzend in den Sitz fallen und sah zu, wie die Gurte sich um ihren Körper schlossen. Sie hatte den Helm der Überlebensmontur zurückgestreift.
    „Was war das?" fragte sie, als erwache sie aus einem bösen Traum.
    Nikki machte keine Anstalten, Wido am Steuer abzulösen. Der Schreck der vergangenen Minuten saß ihr noch in den Knochen.
    „Meine Antwort behalte ich am besten für mich", knurrte Narktor. „Sie würde dir nicht besonders gefallen."
    Nikki brachte ein schmales Lächeln zuwege. Sie verstand, wie Narktor fühlte. Wido hatte die DAKOTA inzwischen auf fünfhundert Meter Flughöhe gesteuert und wartete auf weitere Anweisungen.
    „Ich glaube", sagte Nikki, „es war ein Fall von übertriebener Humanität. Wir hätten die IV-Schirme nicht ausschalten dürfen. Die Höhle war eine Falle. Die Amöben wollten uns beseitigen."
    Die Mutantin sah Nikki erstaunt an. Aber nach einer Sekunde erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
    „Wahrscheinlich hast du recht", sagte sie. „Ich hätte auf deine Warnung hören sollen.
    Der Mensch entwickelt die Tendenz, um so weniger um sein Leben zu fürchten, je älter er wird." Sie schüttelte den Kopf. „Und dann verliert er manchmal die Perspektive."
    Sie sah auf.
    „Wido? Wir wollen zurück zum Lager. Narktor, du sagst Bescheid, daß wir auf dem Rückweg sind."
    Wido Helfrich übermittelte dem Autopiloten die nötigen Daten. Das nahm nur wenige Sekunden in Anspruch. Die DAKOTA nahm Fahrt auf und glitt mit hoher Geschwindigkeit nach Süden. Inzwischen hantierte Narktor am Radiokom. Nikki schenkte ihm zunächst keine Beachtung, aber dann merkte sie, daß seine Bewegungen hastig und nervös wurden.
    „Was ist los, Narktor?" fragte sie.
    „Das Ding will nicht, wie ich will", brummte der Springer. „Ich bekomme keine Verbindung."
    Irmina horchte auf. „Wird eine Fehlfunktion angezeigt?"
    „Fehlanzeige - gerade in diesem Augenblick", antwortete Wido Helfrich, der die Signalleuchten der Kontrollkonsole ständig im Auge hatte.
    Nikkis Unterbewußtsein schlug Alarm. Es gab ein halbes Dutzend andere Möglichkeiten, Funkkontakt mit dem Lager herzustellen - zum Beispiel die Funkgeräte der Überlebensmonturen, oder den Hyperkom. Aber warum versagte das Radio gerade jetzt?
    „Wir sollten uns den Schaden ansehen", sagte sie zu Irmina.
    Die Mutantin nickte. Im nächsten Augenblick hatte sich Nikki aus den Gurten befreit und kauerte auf Händen und Knien vor dem Aggregatkasten, der die Funksysteme enthielt.
    Die Griffe, mit denen sich die Verkleidungsplatte lösen ließ, waren ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Die Platte, aus federleichtem Polymermetall gefertigt, klapperte zu Boden.
    Nikki starrte ins Innere des Kastens. Sie sah den kleinen Wattebausch, der auf dem Adreßschalter des Radiokoms klebte. Er sah aus wie ein Häufchen Schimmel. Aber im Unterschied zu Jen Salik, der eine ähnliche Beobachtung etwa um dieselbe Zeit machte, wußte Nikki genau, womit sie es zu
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