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1059 - Fels der Einsamkeit

Titel: 1059 - Fels der Einsamkeit
Autoren: Unbekannt
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ein aus der Form gestürzter Pudding, dachte Nikki.
     
    *
     
    Das Teleskopbild zeigte Dutzende von Rollschwämmen, die sich auf der Südflanke des Felsens bewegten. Sie befanden sich offenbar im Zustand höchster Aufregung. Mit. allen Anzeichen der Eile strebten sie auf eine Öffnung zu, die in dreißig Metern Höhe über dem Niveau der umgebenden Ebene lag. Sie hatte die Form eines Torbogens und war von beachtlichen Ausmaßen. Die Schwämme hatten die Space-Jet erkannt, die sich aus dem Dunst heraus langsam auf sie zuschob. Einer nach dem ändern verschwand durch das finster gähnende Loch.
    „Sie fürchten sich vor uns", sagte Irmina. „Im Innern des Felsens haben sie ihre Fluchtburg."
    Nikki fühlte eine dumpfe, drohende Ahnung in sich aufsteigen. Sie war nicht sicher, ob Irmina die Lage richtig beurteilte. Was hatten die Amöben, die im Innern der Rollschwämme lebten, von ihnen zu befürchten? Sie kamen in friedlicher Absicht - eine Absicht, die die fremden Geschöpfe ungeachtet ihrer andersartigen Mentalität längst erkannt haben mußten. Warum flohen sie?
    Sie stellen uns eine Falle!
    „Diesmal übernimmst du die Wache, Wido", entschied Irmina. „Wir sehen uns das aus der Nähe an. Position unmittelbar vor dem Höhleneingang. Wenn etwas schief geht, wollen wir nicht weit zu fliegen haben."
    Nikki manövrierte die DAKOTA, bis die torbogenförmige Öffnung unmittelbar vor ihr lag.
    Sie überließ Wido das Steuer und überprüfte die Funktionen ihres Lebenserhaltungssystems.
    „Du willst wirklich da hinein?" fragte sie.
    „Was sonst?" antwortete die Mutantin zuversichtlich. „Eine bessere Gelegenheit, mehr" über die Amöben zu erfahren, gibt es nicht."
    Der Ausschleusvorgang war Routine. Auf der Südflanke des Felsens war kein einziger Rollschwamm mehr zu sehen. Sie waren ohne Ausnahme durch die finster gähnende Öffnung verschwunden. Irmina hatte ihren IV-Schirm aktiviert und glitt mit geringer Geschwindigkeit durch den Torbogen. Nicki und Narktor folgten ihr, ebenfalls mit aktiven Feldschirmen. Die Funkverbindung mit Wido war einwandfrei. Gerieten sie in Gefahr, dann konnten sie auf die Unterstützung der Space-Jet rechnen.
    Von der Öffnung aus führte ein weiter, geräumiger Stollen schräg in die Tiefe. Wände, Boden und Decken wirkten roh behauen und mit brutaler Gewalt aus dem Fels geschlagen. Dieser Gang war nicht auf natürlichem Wege entstanden, erkannte Nikki. Sie fragte sich, wie die Amöben ihn erschaffen hatten. Niemand hatte je einen Rollschwamm im Besitz eines Werkzeugs gesehen. Der Fels wirkte frisch bearbeitet. Der Stollen war erst vor kurzer Zeit angelegt worden. Nikki erinnerte sich an Irminas Worte: die Amöben standen im Begriff, die Eindringlinge von Terra anzugreifen.
    Was, wenn dieser Fels eine Falle ist?
    Irmina, die die Vorhut machte, hatte ihre Helmlampe auf minimale Leistung geschaltet.
    Sie trug einen schwachen Lichtkegel vor sich her, der die Düsterkeit der Szene eher unterstrich, als daß er sie milderte. Nikki hielt Ausschau nach Rollschwämmen, aber es zeigte sich nirgendwo auch nur eine Spur von Leben.
    Schließlich bemerkte sie den fahlen Lichtfleck im Hintergrund. Er wirkte Schwefelfarben.
    Sie machte Irmina darauf aufmerksam.
    „Ich sehe ihn", antwortete die Mutantin. „Ich nehme an, wir nähern uns dem eigentlichen Versteck der Amöben."
    Nikki horchte nach vorne. Aber so sehr sie das Gehör auch anstrengte, sie hörte nichts anderes als das Atmen ihrer Begleiter. Der Lichtschein wurde heller. Der Stollen weitete sich, der Boden wurde abschüssiger. Und schließlich befanden sie sich am Eingang eines Hohlraums, der den größten Teil des Felsinnern zu beanspruchen schien. Sie brauchten ihre Helmlampen nicht mehr. Die riesige Höhle war erfüllt von gelblichgrünem Licht, das von einer stetig glühenden Quelle auf dem Boden des Hohlraums ausging. Im Schein dieser Helligkeit gewahrten sie die exotischste Szene, die Menschen je vor Augen gekommen war.
     
    *
     
    Rollschwämme zu Hunderten belebten die Höhle. Die bleichen Körper Dutzender von Em-Amöben krochen an den felsigen Wänden entlang. Mehr als zwanzig Rollschwamm-Körper lagen in einer Ecke des Hohlraums aufgestapelt wie abgelegte Mäntel. Die Rollschwämme und die Amöben waren in lebhafter Bewegung. Es ließ sich nicht erkennen, womit sie beschäftigt waren. Aber eines war sicher: als Irmina Kotschistowa, in den schimmernden IV-Schirm gehüllt, durch die Mündung des Stollens in den Höhlenraum
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