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1059 - Fels der Einsamkeit

Titel: 1059 - Fels der Einsamkeit
Autoren: Unbekannt
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die ersten überschlägigen Analysen vorliegen haben?"
    Perry schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht, Geoffry", sagte er ernst. „Meine Aufgabe ist, die Porleyter zu finden - oder ihre Hinterlassenschaft. EMschen ist unsere erste Station.
    Wer weiß, wie viele wir noch anfliegen müssen. Wenn wir uns auf jeder eine, Woche aufhalten ... du kennst die Rechnung, nicht wahr? Es gibt fünfhunderttausend Sonnen in diesem Sternhaufen."
    Geoffry antwortete nicht sofort.
    „Gut", sagte er schließlich. „Wenn ich dir's nicht ausreden kann, dann nimm wenigstens einen Rat von mir an."
    „Jederzeit."
    Geoffry wirkte ein wenig verlegen. „Es ist nicht, was man soliden, fundierten, wissenschaftlichen Rat nennt", erklärte er. „Es ist mehr eine Ahnung. Der Fels steht inmitten einer Umgebung, wie man sie sich unwirtlicher nicht vorstellen kann. Das chemische Erosionspotential der Atmosphäre ist unvorstellbar. Und doch sieht man an diesem Klotz keine Spur der Verwitterung. Da geht mir durch den Sinn, daß er womöglich die Kraft besitzt, sich gegen äußere Einflüsse zu schützen."
    Perry hatte aufmerksam zugehört.
    „Klingt plausibel", antwortete er. „Und was für einen Rat willst du mir geben?"
    „Sieh zu", sagte Geoffry ernst, „daß er dich nicht auch für einen Einfluß hält, gegen den er sich schützen muß!"
     
    *
     
    Düster rötete sich der Morgen über dem weiten Talkessel. Wie Trümmer eines Krieges, den Titanen geführt hatten, türmte sich Geröll aus riesigen Felsstücken auf der Talsohle.
    Der Kessel wurde in weitem Bogen von schroffen Bergzügen umringt. Sie waren dafür verantwortlich, daß im Innern des Tales die Atmosphäre relativ ruhig war, während draußen über den offenen Steinwüsten von EMschen unablässige Orkane tobten. Die Luft war diesig; die Temperatur lag weit unter dem Taupunkt für Ammoniak, das neben Methan die am kräftigsten dosierte Beimengung des atmosphärischen Wasserstoff-Helium-Gemischs darstellte. Hier und dort begann es zu schneien. Der Ammoniakschnee sammelte sich zu Hügeln, die beim nächsten Temperaturanstieg rasch wieder verschwanden.
    Das Tal hatte - außer seinen unheimlichen Bewohnern, den EM-Schwämmen - zwei Besonderheiten: den Ammoniak-See im Südwesten, dessen Oberfläche ruhig und unheimlich im matten Licht der roten Sonne badete, wie ein düsterer Spiegel, und an dessen Ufern kein einziges Stück Geröll zu finden war.
    Und DEN FELSEN. Einen anderen Namen hatten sie für ihn nicht zu finden brauchen.
    Der Fels stand annähernd in der Mitte des Tales. Er bestand aus einer schwarzen, basaltähnlichen Masse, die mitunter einen matten Schimmer aufwies und, wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel darauf schien, wie dunkles Kupfer glänzte. Der Fels war ein Monolith. Seine Oberfläche wies bemerkenswert wenig Gliederung auf.
    Anderes Gestein war von der unaufhörlichen Verwitterung zerfressen und durchlöchert, aber nicht der Fels! Er stand, wie die Natur ihn erschaffen hatte - vor Hunderttausenden oder gar Millionen von Jahren.
    Man konnte ihn nicht betrachten, ohne den Eindruck zu gewinnen, daß er von einem unbändigen Stolz, einer halsstarrigen Hartnäckigkeit beseelt war, die ihn befähigte, der feindlichen Umwelt zu trotzen und seine ursprüngliche Form beizubehalten. Wenn die Männer und Frauen der DAN PICOT über den Fels sprachen, dann klang in ihren Worten etwas mit, als hielten sie ihn für ein lebendes Wesen. Sie empfanden Scheu vor ihm. Wer die Nordschleuse der Lagerkuppel betrat, der tat es nicht, ohne sich vorher noch einmal umgewandt und an der glatten Flanke des Felsens emporgeblickt zu haben - als sei dies ein Ritus, der erforderlich war, wenn man sich der Gunst des steinernen Giganten versichern wollte.
    Es ging Perry nicht anders. Als er mit seinen Begleitern, in die aufgeblähten Formen der Lebenserhaltungssysteme gehüllt, aus der Schleuse glitt, da galt sein erster Blick dem steil in die Höhe ragenden Felsen. Er erwies ihm seine Reverenz, und sein Blick sagte: Ich habe Respekt vor dir.
    Die Außenmikrophone übertrugen das stete Orgeln des Orkans, das aus der Ferne über die Berge hinwegdrang, und das hohle Brausen des vergleichsweise sanften Windes, der sich an den Kanten des Felsens brach. Perry wiederholte mit knappen Worten die Umrisse seines Planes.
    „Wir bewegen uns an der Südflanke aufwärts. Unser Ziel ist, einen Spalt oder eine Höhlung zu finden und ins Innere des Felsens einzudringen. Wir sammeln Gesteinsproben, damit in
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