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1057 - Vampirhölle London

1057 - Vampirhölle London

Titel: 1057 - Vampirhölle London
Autoren: Jason Dark
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zu den anderen. Seine angewinkelten Arme lagen auf den Lehnen. Aus den glanzlosen, grauen Augen glotzte er nach vorn und schaffte es auch, über sich selbst nachzudenken. Er war kein Mensch mehr. Alles, was sein früheres Leben ausgemacht hatte, war ihm fremd geworden – bis auf eine Ausnahme.
    Sie trug den Namen Sinclair!
    Den Haß auf ihn hatte er in sein neues Leben mit hineingenommen. Was der Geisterjäger ihm angetan hatte, war nicht vergessen, und deshalb hatte Costello nicht anders gekonnt, als ihn anzurufen.
    In seinem Oberkiefer drückten die Zähne. Wenn er den Mund schloß, fuhr er mit den Spitzen über seine Unterlippe hinweg und wurde dabei noch stärker an sein Vampirdasein erinnert.
    Er hatte es sich anders vorgestellt. Nie hätte er gedacht, daß der Weg in die neue Existenz so kurz sein würde. Er war stets von einem langwierigen Prozeß ausgegangen, doch das stimmte nicht.
    Das gehörte in eine andere Zeit und andere Welt hinein, aber nicht in seine. Da mußte er schon unterscheiden. Der lange Weg hinein in das Dunkel eines Vampirs lag wirklich in der Vergangenheit. Diese Intensität, die jemand erlebte, wenn er allmählich zum Blutsauger wurde, war von der modernen Zeit überrollt worden. Da hatten sich die alten Gesetze geändert, und auch daran mußte sich Costello gewöhnen.
    Ein Biß, das war es denn gewesen!
    Mallmann bewegte sich zwischen seinen neuen Dienern. Die meisten versuchten jetzt, die ersten Schritte normal zu gehen und ihre Schwäche abzuschütteln. Sie hatten Mühe. Alles wirkte bei ihnen langsam und zeitverzögert, wenn sie sich vom Boden erhoben, sich gegenseitig dabei stützten, mal wieder umfielen, um danach einen erneuten Versuch zu starten. Es sah alles noch sehr schwach aus, doch die Zeiten würden sich ändern, das wußte Costello.
    Das war auch bei ihm der Fall gewesen. Nur hatte er in seinem Rollstuhl gehockt und hatte sich nicht auf die Beine zu quälen brauchen. Es wäre ihm auch nicht möglich gewesen, denn diese Verletzung würde bleiben.
    Mallmann ging auf und ab. Er war nervös. Mal hielt er seinen Kopf gesenkt, dann wieder angehoben. Das D auf der Stirn gab auch weiterhin seinen Schein ab, und so wurde sein Kopf von einem dunkelroten Leuchten umflort.
    Er wirkte wie ein Mensch, der auf etwas Bestimmtes wartete. Das stimmte auch, denn Mallmann wartete darauf, eine Nachricht zu hören, was mit Sinclair passiert war. Sie würden ihm eine Antwort geben. Zwei seiner stärksten Helfer hatte er zu ihnen geschickt.
    Ab und zu erschien auch Tyra. Sie hatte sich am besten erholt.
    Das frische Blut der Menschen hatte sie aufblühen lassen, und sie war beinahe zu einer schönen Frau geworden. Keine erschlaffte Haut mehr, keine strähnigen, grauen Haare. Selbst die hatten neue Kraft erhalten und schimmerten nun blauschwarz.
    Sie tat ebenfalls nichts. Aber sie wirkte schon wie Mallmann.
    Auch in ihr steckte die Nervosität. Tronk, Kesslee und sie hatten zusammengehört. Jetzt fehlten zwei. Sie fühlte sich einsam, verloren, allein gelassen, und sie vermißte ihre Partner.
    Ab und zu schlug ihr Mallmann gegen den Handteller, als wollte er sie aufmuntern.
    In dieser Szene unterschieden sie sich kaum von den normalen Menschen, wenn diese nervös waren. Diese Normalität gereichte den Blutsaugern auch zum Vorteil. So konnten sie sich zwischen den Menschen bewegen, ohne daß sie großartig auffielen.
    Nur eines war noch geblieben: Angst vor der Sonne! Die wahnsinnige Furcht vor ihrem hellen Licht, das ihre Körper und auch die Finsternis in ihnen zerstörte. Bei Sonnenlicht mußten sie sich versteckt halten, erst die Dämmerung und die nachfolgende Dunkelheit ließ sie wieder zu voller Kraft und Stärke aufblühen.
    In diesem alten Bau konnten sie sich verkriechen und dann warten, bis es finster geworden war.
    Costello wollte nicht mehr allein bleiben. Er rollte auf die Tür des Raumes zu, der früher ein Labor gewesen war. Einige Gefäße und Gläser hatte man zurückgelassen. Sie standen völlig verstaubt auf einem Regal.
    Die Reifen hinterließen auf dem schmutzigen Boden ihre Streifen.
    Costello schob den Rollstuhl aus eigener Kraft an. Was ihm früher Mühe bereitet hatte, ging diesmal glatt. Die Kraft war für ihn kein Problem mehr, und das wiederum gab ihm das Gefühl der Genugtuung.
    Aber er stoppte vor der Tür. Etwas war anders geworden, und es hing mit Mallmann zusammen.
    Aus dem Lauf heraus war er abrupt stehengeblieben. Eine unnatürliche Bewegung, völlig unmotiviert.
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