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1057 - Vampirhölle London

1057 - Vampirhölle London

Titel: 1057 - Vampirhölle London
Autoren: Jason Dark
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heranzukommen. So hatte er seinen Haß nur auf andere Art und Weise loswerden können. Das Handy hielt er noch in seiner Hand.
    Dracula II hatte ihn besucht. Als düsterer Schatten wuchs er neben Costellos Rollstuhl hoch. Er hielt den Kopf gesenkt, so daß sein Gesicht noch langgezogener wirkte.
    »Du hast telefoniert?«
    »Ja!« stieß Costello hervor.
    »Mit wem?«
    »Sinclair! Ich habe ihn angerufen. Ich habe ihm nur wenig gesagt. Das reichte schon.«
    Mallmanns Hand zuckte. Er war wütend. Am liebsten hätte er seinem Artgenossen die Finger durch das Gesicht gezogen und mit den Nägeln die Haut aufgerissen. Als Vampire standen sie über den Menschen. Da durften sie sich keine Gefühle leisten. Es sei denn, sie waren auf der Jagd nach Blut. Costello hatte sich ein Gefühl geleistet. Er mußte seinen Haß mit in den neuen Zustand hineingeschleppt haben. So etwas durfte nicht sein. Sie alle wollten Blut, aber sie mußten auch eine gewisse Vorsicht walten lassen.
    Dracula II riß sich zusammen. »Warum hast du das getan?« fuhr er Costello an.
    Costello wartete einen Moment mit der Antwort. »Ich mußte es tun, ich mußte es. Ging nicht anders.« Er sprach abgehackt. »Sinclair hat immer versucht, mich hinter Gitter zu bringen. Er hat nie lockergelassen. Jetzt schafft er es nicht mehr. Jetzt hat er verloren, verstehst du? Er hat verloren. Das habe ich ihm sagen müssen. Er sollte wissen, daß er bald einer von uns sein wird.«
    »Du bist ein Idiot!«
    »Kann sein, kann sein. Aber…«
    Mallmann packte zu. Beide Hände legte er auf die Schultern des Mafioso. Er schüttelte Costello durch, und es sah auch so aus, als wollte er ihn vom Rollstuhl weg zu Boden schleudern. »Es gibt kein Aber mehr. Ich bin der Boß. Ich bestimme, was hier abläuft. Du hast nichts tun müssen. Du hast dich nicht einmal einmischen dürfen.«
    »Aber du warst auch bei ihm.«
    »Ja, war ich. Nur hat er mir nichts anhaben können. Ich habe mich gezeigt. Ich schwebte vor dem Fenster. Er sollte sehen, wie mächtig wir sind. Er hat es gesehen. Er weiß Bescheid, wer im Hintergrund die Fäden zieht. Und ich habe Kesslee und Tronk bereits auf den Weg geschickt. Sie müssen schon bei ihm sein. Ich wollte noch in dieser Nacht eine Entscheidung herbeiführen. Es ist möglich, daß wir Glück haben, daß die beiden Sinclair überrascht haben. Das gebe ich gern zu. Du sollst dich nicht einmischen. Ich führe mit Sinclair einen Privatkrieg, und ich werde ihn irgendwann gewinnen.«
    »Ich auch!«
    Mallmann löste seine Hände von Costellos Schultern. Die Rechte spreizte er und stieß die Finger in das Gesicht des Mafioso. Er drückte Mulden in die Haut, preßte das Gesicht zusammen, als wollte er es mit nur einer Hand zerquetschen. Die an einigen Stellen spitzen Fingernägel rissen kleinen Wunden in die Haut, die nicht bluteten. Sie blieben nur als schmale Risse zurück.
    Costellos Hinterkopf war gegen das Ende der Rückenlehne gepreßt worden. Er selbst konnte nichts tun und wartete darauf, daß Mallmann die Hand wieder zurücknahm.
    Er tat es schließlich, und der gelähmte Blutsauger pendelte sich auf seinem Sitz wieder ein.
    Mallmann trat zurück. »Noch einmal!« fuhr er Costello an. »Hier habe ich das Sagen und nicht du. Ich mache die Pläne. Ich sorge auch für ihre Durchführung. Du bist mein Diener und nicht umgekehrt. Ich habe dein Blut getrunken, und deshalb gehörst du mir.«
    »Es ist gut!« gab Costello zurück. »Ich habe dich verstanden. Ich wußte nicht, daß du Tronk und Kesslee geschickt hast. Du hättest mir das auch sagen können.«
    »Dafür gab es keinen Anlaß. Ich weihe dich in die Pläne ein, wann ich es für richtig halte.« Er hob warnend einen Finger. »So mächtig wir auch sind, wir dürfen uns nicht überschätzen und müssen sehr vorsichtig sein. Merke dir das für die Zukunft. Wenn du dich danach richtest, kann nichts schiefgehen. Dann wird unsere Existenz ewig dauern. Dann wirst du irgendwann auch meine Welt kennenlernen.« Er hatte genug gesagt und wartete die Antwort nicht ab. Die Tür zum anderen Raum hatte er offengelassen. Er bewegte sich durch die Dunkelheit, als wäre sie ein Mantel, den er trug. Sehr glatt, wie schwebend, ein wahrer Fürst der Finsternis mit diesem roten D als Stigma auf der Stirn, dessen Widerschein seinen Kopf schwach umleuchtete.
    Er schloß die Tür nicht und ließ Costello die Chance, in den anderen Raum zu fahren.
    Das tat der Mafioso nicht. Er saß günstig. Konnte nach vorn starren und hin
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