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1041 - Der Rächer

1041 - Der Rächer

Titel: 1041 - Der Rächer
Autoren: Jason Dark
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wach, Mr. Shannon?«
    Patrick schaute die kleine, dralle Person mit den kurzgeschnittenen Haaren an. »Ja, soeben.«
    »Und wie fühlen Sie sich?«
    Patrick verzog bitter den Mund. »Soll ich Ihnen das wirklich sagen, Schwester?«
    »Nein, das brauchen Sie nicht. Man fragt halt automatisch. Das bringt der Beruf mit sich.«
    »Ja, ich verstehe Sie.«
    Sie blieb neben seinem Bett stehen. »Wie geht es Ihrem Kopf?«
    »Ich spüre nichts.«
    »Das ist gut«, erklärte die Frau lächelnd. »Sie haben sich sehr gut ausruhen können.«
    »Ja, habe ich«, gab er zu, wobei sein Blick so schrecklich leer war.
    »Ich habe mich ausruhen können, aber es gibt Menschen, die es für immer tun.«
    Die Krankenschwester schwieg. Sie wußte, was der Patient meinte.
    Der Brand in der Kirche hatte sich blitzschnell herumgesprochen, und die Menschen waren nach wie vor fassungslos. Niemand konnte etwas begreifen, niemand hatte eine Erklärung, die Rätsel waren nach wie vor so groß geblieben.
    »Warum sagen Sie nichts?«
    »Was soll ich sagen, Mr. Shannon? Wir alle wissen, daß es furchtbar für Sie ist.«
    »Furchtbar ist kein Ausdruck«, flüsterte er. »Niemand kann sagen, wie es in mir aussieht. Es gibt auch keinen Begriff dafür, glaube ich. Das ist nicht zu fassen. Ich stehe vor den Trümmern meines Lebens, und sagen Sie jetzt nicht, daß es irgendwie weitergehen muß, das weiß ich selbst. Aber es stellt sich doch die Frage, wie es weitergeht, und da sieht es verdammt schlecht aus.«
    »Das kann ich nachvollziehen.«
    »Danke.«
    »Möchten Sie etwas essen oder trinken?«
    »Wasser, nur Wasser.«
    »Steht bereit.« Die Schwester griff nach der Flasche und einem Glas. Sie goß es halbvoll, und Shannon leerte es. Danach hörte er zu, wie ihm erklärt wurde, daß bald der Arzt zur Visite kommen würde, um einige Fragen zu stellen.
    »Sagen Sie ihm, daß es mir gutgeht.«
    »Werde ich auch, Mr. Shannon. Aber da sind noch einige Leute, die mit Ihnen reden möchten.«
    »Zum Beispiel?«
    »Die Presse.«
    Die Antwort hatte den Mann wie einen Stich erwischt. »Nein, nein!« schrie er auch. »Um Himmels willen, nein! Ich rede mit keinem dieser Zeitungslumpen. Ich will hier in Ruhe gelassen werden, haben Sie verstanden, Schwester? Außerdem möchte ich nach Hause, auch wenn ich dort so verdammt allein bin…« In seine Augen traten wieder Tränen, und er hatte Mühe, Atem zu schöpfen.
    »Sie werden bestimmt bald entlassen, Mr. Shannon…«
    »Heute noch!«
    »Das muß der Arzt entscheiden.«
    »Dann holen Sie ihn her.«
    »Er wird bald kommen, aber ich habe Ihnen noch etwas mitzuteilen. Es ist nichts Schlimmes«, fügte sie rasch hinzu, als sie den kalten Blick des Mannes sah. »Es geht ebenfalls um einen Besucher, der schon seit fast einer Stunde wartet.«
    »Wer ist es?«
    »Inspektor Biker.«
    Patrick Shannon schloß für einen Moment die Augen. »Sorry, den kenne ich nicht.«
    »Er kommt aus Athlone.«
    »Warum die Mühe?«
    »Der Brand und die Folgen. Man weiß, daß Sie die Kirche nicht angesteckt haben. Aber es muß jemanden geben, der das getan hat. Und diesen Täter will man finden.«
    Shannon schloß die Augen. Die Schwester sollte nicht merken, was er dachte. Womöglich veränderte sich dabei sein Blick. So sagte er nur mit kraftlos klingender Stimme und auch wider besseres Wissen. »Ich habe keine Ahnung.«
    »Der Inspektor wird trotzdem mit Ihnen reden wollen.«
    »Okay, schicken Sie ihn zu mir. Und danach möchte ich so schnell wie möglich nach Hause.«
    »Das entscheidet der Doktor.«
    »Er kennt meinen Willen nicht«, erwiderte der Lehrer und fügte hinzu, als die Schwester schon an der Tür war: »Ihr kennt ihn alle nicht, aber ihr werdet ihn kennenlernen.«
    Die Krankenschwester verließ das Zimmer und zog die Tür leise hinter sich zu. Zurück ließ sie einen Mann, der zwar äußerlich müde aussah, innerlich aber brannte, denn er hatte nichts, aber auch gar nichts vergessen. In ihm tobte ein Feuersturm aus Gefühlen, ähnlich wie das Flammenmeer in der Kirche. Auch sein Sturm würde nicht so einfach zu löschen sein, das stand fest. Er sollte möglichst nie gelöscht werden, denn nur ein brennendes Feuer war in der Lage, seinen neuen Motor in Gang zu halten.
    Er hatte das Liebste verloren, das es für ihn auf der Welt gab. Aber er selbst existierte noch, und das war einfach gut so. Er bewegte sich durch die normale Welt, und die normale Welt würde bald von ihm hören, das hatte er sich vorgenommen.
    Sein Gesicht war
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