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1041 - Der Rächer

1041 - Der Rächer

Titel: 1041 - Der Rächer
Autoren: Jason Dark
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alle möglichen Gebäude, Ställe, Wohnhäuser, auch Geschäfte, aber keine Kirchen. Und der Glaubenskrieg tobt nicht hier, sondern weiter im Norden. Auch ist er abgeschwächt. Ich stecke in der Zwickmühle, wenn ich ehrlich bin.« Als wollte er sich durch das Streicheln beruhigen, glitt seine rechte Hand an der Wange entlang. »Was soll ich tun?«
    »Sie sind der Polizist.«
    »Da haben Sie recht, Mr. Shannon. Ein Polizist wie ich muß ja immer auch Psychologe sein. Ich sehe das Verbrechen, und ich frage mich immer, was dahinterstecken könnte. Was hat den Täter geleitet, und das frage ich mich auch hier.«
    »Haben Sie schon eine Antwort gefunden?«
    »Es kann sein, Mr. Shannon. Ich könnte mir vorstellen, daß dieser Mensch einen wahnsinnigen Haß auf die Kirche gehabt hat. Einer, der nicht damit zurechtgekommen ist, daß es den Glauben, die Kirchen, und auch Menschen gibt, die dem zugetan sind. Damit kommt dieser Verbrecher nicht zurecht. Das ist meine Ansicht.«
    Patrick Shannon schwieg. Er hatte zugehört, doch vor seinen Augen war ein bestimmtes Bild entstanden.
    Er sah sich auf dem Boden liegen. Über ihm stand im heftigen Widerschein des Feuers ein Geistlicher. Er war der Brandstifter. Er hatte die Kirche angezündet und eine Frau und zwei Kinder elendig verbrennen lassen. Ein Kirchenmann, ein Geistlicher, ein Pfarrer. So etwas war unmöglich, das konnte nicht sein.
    »Nun, Mr. Shannon, was meinen Sie dazu?«
    »Sie könnten recht haben.«
    Der Inspektor nickte vor sich hin. »Wissen Sie, was mich gefreut hätte, Mr. Shannon?« Er sprach sofort weiter. »Es wäre super gewesen, wenn Sie diesen Brandstifter noch gesehen hätten. Schließlich waren Sie sehr schnell am Tatort.«
    »Ich weiß nichts.«
    »Das glaube ich Ihnen. Sie sind ja weggelaufen. Ihren Wagen gibt es noch. Er wurde von den Flammen nicht erfaßt. Sie fand man einige Meter vom Wagen entfernt bewußtlos auf dem Boden liegend. Können Sie sich daran erinnern, wie dies geschehen ist?«
    Vorsicht! schrillte es durch den Kopf des Lehrers. Dieser Mann ist nicht harmlos. Der weiß genau, was er will und was er fragt. »Das ist schwer zu sagen, Inspektor. Sie können sich ja vorstellen, wie es in mir ausgesehen hat. Ich habe noch etwas retten wollen, aber dieser Glutofen hat mich davon abgehalten. Es klappte nicht mehr. Ich mußte einfach zurück und bin deshalb gerannt. Ich war fertig, ich achtete nicht mehr auf den Boden. Ich weiß nur, daß ich gestolpert und anschließend gefallen bin. Danach wurde ich bewußtlos.«
    »Stimmt. An Ihrer Stirn schimmerte eine Wunde. Sie müssen vor einen harten Gegenstand geprallt sein. War vielleicht ein aus der Erde wachsender Stein. So kann es gewesen sein«, stimmte der Inspektor zu.
    »Es war so.«
    »Um Himmels willen, Mr. Shannon, regen Sie sich nicht auf. Ich bin Polizist und muß so handeln.«
    »Niemand macht Ihnen einen Vorwurf.«
    »Tja«, der Inspektor hob die Schultern. »Dann werde ich mich wohl verabschieden.«
    »Und was tun?«
    »Den Mörder jagen.«
    »Ein Phantom.«
    »Bisher noch, Mr. Shannon.« Biker stellte den Stuhl wieder an seinen angestammten Platz an der Wand. »Ich hoffe nur, daß dieses Phantom bald Gestalt annimmt.«
    »Und wenn nicht?«
    »Es wird Gestalt annehmen. Er wird weitere Brände legen, bei denen hoffentlich keine Menschen zu Schaden kommen werden. Aber das ist noch Zukunft.«
    »Denken Sie denn, daß er noch weitere Gotteshäuser anzünden und abfackeln will?«
    »Hoffentlich nicht. Ausschließen kann ich es jedoch auch nicht.«
    »Wollen Sie Kirchen am Tag und in der Nacht bewachen lassen?« erkundigte sich der Lehrer.
    »Nein, nein, das ist nicht möglich.« Biker hob beide Hände und schüttelte den Kopf. »Wo denken Sie hin, Mr. Shannon? Nicht möglich, zu wenig Leute, einfach unmöglich.« Er redete noch etwas und schüttelte auch den Kopf. Dann sprach er ein anderes Thema an.
    »Was ist mit Ihnen, Mr. Shannon? Werden Sie wieder in Ihr Haus gehen?«
    »Wohin sonst? Warum?«
    »Weil ich sicherlich noch Fragen habe und dann wissen möchte, wo ich Sie finden kann.«
    »Ich wohne und lebe dort.«
    »Und Sie werden auch wieder unterrichten, wenn die Beerdigung vorbei ist?«
    Der Lehrer zuckte zusammen. Es hatte das Wort Beerdigung gehört, und es lief ihm eiskalt über den Rücken. Daran hatte er nicht mehr gedacht. Er wußte, daß es ein harter Weg für ihn werden würde. Am offenen Grab zu stehen, wenn die drei Särge mit den verbrannten Inhalten hinabgelassen wurden,
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