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1041 - Der Rächer

1041 - Der Rächer

Titel: 1041 - Der Rächer
Autoren: Jason Dark
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und griffen mit ihren langen, zuckenden Feuerfingern weiter in die Höhe, um den Turm zu erreichen, der ebenfalls zu einem Raub der Flammen werden sollte.
    Shannon war zu einem Zeugen geworden, zu einer Figur, aber er war letztendlich noch Mensch, und er litt unaussprechlich. Er kam damit nicht zurecht. Er hörte sich weinen und schreien zugleich, wobei er sich vorkam wie ein Fremder.
    Er hörte die Geräusche des zusammenbrechenden Holzes und auch die des Feuers. Er vernahm keine Schreie mehr. Er sah auch nichts mehr. Nur Flammen, nur Feuer, nur Funken, sowie einen dicken, dunklen und fetten Rauch, den der leichte Wind von der Kirche weg- und auch in seine Richtung trieb.
    Der Rauch war wie Nebel. Patrick konnte kaum Luft holen. Er mußte von dieser verdammten Stelle verschwinden, erst dann würde es besser gehen.
    Daß er wegtaumelte, merkte er kaum. Jeder Schritt wurde vom Überlebenswillen diktiert. Tränen rannen über sein Gesicht. Er selbst war rauchgeschwärzt, und durch das Feuer waren auch seine Haare angesengt worden. Augenbrauen gab es ebenfalls nicht mehr, seine gesamte Haut brannte, als würden noch jetzt feurige Zungen darüber hinwegkriechen.
    Er war ein Mensch, aber er kam sich nicht mehr so vor. Patrick bestand aus einem Bündel, das nicht mehr denken und auch nicht mehr handeln konnte.
    Er tappte von seinem Wagen weg. Er lief und sah nicht, wohin ihn der Weg führte. Seine Beine bewegten sich automatisch. Der Überlebenswille zwang ihn weg vom Ort des Grauens, und die Mulde am Boden übersah er einfach.
    Mit dem rechten Fuß trat er hinein, knickte weg, konnte sich nicht mehr fangen und stürzte.
    Auf dem Bauch blieb er liegen. Daß er mit seinem Gesicht aufgeschlagen war, bekam er nur am Rande mit. Er konnte sich nicht darum kümmern, auch nicht um das Blut, das aus seiner Nase rann und das er auf den Lippen schmeckte.
    Er dachte nur an seine Frau und die beiden Kinder. Er rollte sich auf den Rücken. Der Rauch trieb auch in seine Richtung, nur dünner, wie zerfließender Nebel.
    Er wollte die Hände vor sein Gesicht pressen, um nichts sehen zu müssen, aber die Arme waren schwer wie Eisenstangen geworden.
    So lag er da, die Augen aufgerissen. Hilflos wie ein toter Riesenkäfer. Weinend und stöhnend zugleich. Dabei so heftig zitternd, als litte er unter Peitschenschlägen.
    Seine Umgebung war noch vorhanden. Er nahm sie auch wahr, er starrte in sie hinein und entdeckte plötzlich den Schatten, der sich auf zwei Beinen durch den dünnen Rauch und auch durch die Finsternis bewegte, in die der Widerschein des Feuers immer wieder Löcher hineinreiß, die von dieser Gestalt ausgefüllt wurden.
    Sie blieb neben Patrick stehen und schaute auf ihn nieder.
    Shannon starrte hoch. Er wollte nicht glauben, was er sah, aber es stand tatsächlich ein Priester vor ihm.
    Ein Mann im Outfit eines Geistlichen!
    Er nickte Shannon zu, als wollte er ihm etwas bestätigen. Patrick sah das Gesicht. Für ihn war es eine kalte, leicht rußgeschwärzte Fratze. Der Brandstifter der Hölle, denn für Shannon kam nur dieser Mann als Feuerleger in Frage.
    Der Mann sagte nichts, sondern lächelte nur. Dann kicherte er sogar und bewegte seine rechte Hand. Zwischen den Fingern klemmte etwas, das Patrick nicht erkannte, dessen Funktion ihm aber sehr bald klar wurde.
    Aus dem Gegenstand schoß für einen Moment eine Flamme hervor. Ein Feuerzeug, das der andere in der Hand hielt und Shannon nun klarmachte, wer hier das Sagen und wer die Kirche angezündet hatte.
    Ein Geistlicher, ein Pfarrer, ein Pastor!
    Patrick Shannon wollte es kaum glauben, aber die Tatsachen sprachen dafür.
    Sein Gesicht zeigte den fürchterlichen Schrecken, den er in diesem Augenblick empfand. Es kam noch etwas anderes hinzu. Die Angst und auch seine Trauer wurden von einem wahnsinnigen und kaum zu beschreibenden Haßgefühl verdrängt. So etwas hatte Shannon noch nie zuvor erlebt. Er spürte plötzlich das Feuer in seinem Innern, als wären Flammen dabei, all seine Eingeweide zu zerfressen.
    Er starrte die Gestalt des Pfarrers an, und er wußte, daß er den Brandstifter und zugleich Mörder seiner Familie vor sich hatte. Dieser Gedanke tobte wie von Wahnsinn begleitet durch seinen Kopf.
    Er konnte nicht mehr denken, aber der Haß gab ihm wahnsinnige Kräfte. Er diktierte sein Handeln. Rational reagierte er nicht mehr.
    Jemand schrie schrecklich auf. Daß er selbst es gewesen war, bekam der Lehrer nicht mit. Er wunderte sich selbst darüber, woher er die
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