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1041 - Der Rächer

1041 - Der Rächer

Titel: 1041 - Der Rächer
Autoren: Jason Dark
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noch einmal das Haus bestellt.
    »Unsinn«, sagte er vor sich hin. »Das ist einfach Schwachsinn. Nein, das bilde ich mir ein.« Shannon war ärgerlich über sich selbst.
    Er war kein großer Trinker, doch hin und wieder brauchte er einen kräftigen Schluck, und als Ire war es für ihn Ehrensache, einen Whisky zu nehmen.
    Die Flasche stand im Küchenschrank, das Glas nahm er ebenfalls aus dem Schrank und füllte es zu einem Drittel. Über dem Holztisch hing die Lampe und strahlte ihr Licht breit nach unten. Patrick ging am Tisch vorbei und stellte sich wieder ans Fenster. Diesmal mit dem Rücken zur Scheibe. So konnte er auf die offene Tür und in den Flur schauen. In seinem Blickfeld befand sich noch die Haustür, an deren Innenseite schon ein Kranz hing.
    Er trank langsam. Er schmeckte jeden Tropfen. Er versuchte auch, seine Gedanken zu ordnen, aber er bekam sie nicht so unter Kontrolle, wie er es gewohnt war.
    Warum die Unruhe?
    Wieder trank er einen Schluck.
    Die Lösung fiel ihm nicht ein. Er hätte es eigentlich gut haben können, und doch war da eine innere Stimme, die sich ihm regelrecht aufdrängte, etwas zu unternehmen.
    Aber was?
    Was sollte er tun?
    Es hing mit seiner Familie zusammen. Mit Maureen und den beiden Kindern, die zur Kirche gefahren waren. Es hatte nur ein kurzer Weg vor ihnen gelegen. Okay, es war eine Fahrt durch die Dunkelheit, und auch da konnte viel passieren, aber nicht hier auf dem Land, wie Patrick annahm. Hier ging alles seinen geregelten Gang.
    Hier wußten die Menschen, wo sie hingehörten, und von den Religionskriegen war hier nicht viel zu merken gewesen.
    Idylle, Frieden und ein geregeltes Leben.
    Das Glas war leer. Patrick stellte es weg und schüttelte den Kopf.
    An den Frieden wollte er plötzlich nicht mehr glauben. Er hatte eine Störung erhalten, dessen war er sich sicher. Und diese Störung hatte mit ihm und seiner Familie zu tun.
    Diese Feststellung verwandelte sein bedrückendes Gefühl in blanke Angst. Als wäre er in den letzten Sekunden zu einem Hellseher geworden, wußte er plötzlich, daß mit seiner Familie etwas nicht stimmte, obwohl seine Frau und die Kinder nur in die Kirche gegangen waren, um dort zu beten. Für ihn gab es keinen anderen Grund, und deshalb wollte er über seinen eigenen Schatten springen und ebenfalls zur Kirche fahren. Nur nachschauen, ob alles in Ordnung war. Es wäre auch nicht außergewöhnlich gewesen, denn er war schon des öfteren nachgekommen.
    Patrick Shannon hatte sich entschlossen. Das Licht in der Küche ließ er an, als er den Raum verließ. Er mochte es nicht, wenn er in ein dunkles Haus zurückkehrte. Auch im Flur ließ er die Lampe an.
    Von der Garderobe holte er seine Winterjacke, streifte sie über und schaute dabei in den Spiegel.
    Dort malte sich ein Mensch mit braunen Haaren und dunklen Augen in einem etwas übermüdet wirkenden Gesicht ab. Ein kräftiges Kinn, eine gerade Nase und ein Mund mit etwas starr wirkenden Lippen, so sah er sich selbst. Der Schlüssel steckte in der Tasche. Mit einem noch stärker gewordenen Angstgefühl verließ Shannon sein Haus und ging auf den alten Ford zu, den die Familie sich geleistet hatte.
    Das Auto parkte neben dem Haus. Bis zur Straße mußte er ein paar Meter fahren, da senkte sich das Gelände, und er nahm immer den Weg außerhalb des Grundstücks.
    Der kleine Wagen war gut in Schuß. Der Motor sprang sofort an, und das bleiche Licht der beiden Scheinwerfer strich über das Gelände hinweg bis hin zur Straße, die eigentlich nur ein Weg war und sich außerhalb der Ortschaft verlor. Hier standen nur wenige Häuser, denn die Shannons wohnten bereits am Rand, und auch bis zur Kirche war es nicht weit.
    Sie stand ebenfalls außerhalb. Es war auch nur ein Provisorium, weil die alte, eigentliche Kirche zu baufällig gewesen war. Die Einsturzgefahr war zu groß. Niemand hatte sich mehr getraut, den alten Bau zu betreten. Zudem war es billiger gewesen, eine neue Kirche aus Holz zu bauen, als die alte zu renovieren und zu restaurieren.
    Patrick Shannon saß alles andere als gelöst hinter dem Steuer. Seine Sorgen drückten ihn. Er war ein Mensch, der sie nicht vertreiben konnte, und er spürte so etwas wie den Schatten des Unheils, das sich über ihm zusammenbraute.
    Ein paarmal schon hatte er sich gefragt, was denn in einem Gotteshaus passieren konnte. Auch jetzt stellte er sich die Frage, ohne allerdings eine Antwort zu finden. Eine Kirche war da, um zu beten oder auch, um eine Messe zu
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