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1020 - Doriel

1020 - Doriel

Titel: 1020 - Doriel
Autoren: Jason Dark
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erreichen.
    Jane brauchte sie nicht. Von der Seite her näherte sie sich der Tür, die von zwei etwas höher gelegenen Fenstern flankiert wurde. An dieser Seite wuchsen nur wenige Ranken hoch, dafür hatte sich ein Saum aus dichtem Unkraut gebildet.
    Die Tür selbst war geschlossen. Wäre es anders gewesen, hätte sich Jane schon gewundert. Im Gegensatz zum Mauerwerk sah sie nicht grau aus, sondern zeigte eine hellere Farbe, die einen leichten Stich ins Bräunliche bekommen hatte.
    Ein normales Schloß, zu dem der Schlüssel paßte, den Jane in ihre Hosentasche gesteckt hatte. Das Metall des Schlosses war im Laufe der Zeit beschlagen worden und hatte leichte Patina angesetzt.
    Jane blickte sich noch einmal um, bevor sie den Schlüssel in die Öffnung steckte. Sie konnte es selbst nicht genau sagen, aber sie wurde den Eindruck nicht los, beobachtet zu werden.
    Ein Blick auf das Wasser.
    Frankenstein war wieder da!
    In der nahen und auch nicht eben tiefen Uferregion hatte sich eine Gestalt aus dem See in die Höhe geschoben. Sie stand da wie eine menschliche Säule. Das Wasser umtanzte die Hüften des Mannes, aber eine Wellenbewegung verbunden mit einem Herannahen eines Nebelstreifens ließ die Gestalt wieder verschwinden.
    Jane schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht darüber nachdenken, ob sie sich das Bild nur eingebildet hatte oder nicht. Sie unterdrückte auch den Gedanken daran, daß dieser Frankenstein aus dem Wasser steigen und ihr Boot zerstören konnte. An das alles wollte sie nicht denken. Nur schnell den Job erledigen und dann nichts wie weg.
    Die Tür war offen!
    Als Jane dies merkte, stand sie für einen Moment wie eine Salzsäule da.
    Wieso? Wer hatte sie geöffnet? Bestimmt nicht der Besitzer des Hauses, der hatte ihr den Schlüssel mitgegeben und erklärt, daß niemand das Haus betreten hatte.
    Jane zog den Schlüssel wieder hervor, ging etwas in die Knie, um sich das Schloß genauer anzusehen.
    Es sah normal aus. Keine Spuren eines Aufbruchs. Kein Fremder hatte sich daran zu schaffen gemacht. Wer immer die Tür aufgeschlossen hatte, er mußte einen Schlüssel bei sich getragen haben.
    Bestimmt nicht diese lebende Wasserleiche.
    Ein anderer, der sich im Haus aufhielt und Jane schon durch die Fenster und womöglich mit einem Fernglas schon länger beobachtet hatte?
    Sie schloß nichts mehr aus. Dabei überlegte sie, ob sie wie vorgesehen das Haus betreten sollte oder nicht. Doch, sie wollte es durchziehen. Nur würde sie jetzt vorsichtiger zu Werke gehen. Außerdem war Jane froh, eine Waffe bei sich zu tragen.
    Ihren Vorsatz konnte sie vergessen. Es trat etwas ein, mit dem sie auch jetzt trotz der Veränderungen nicht gerechnet hatte.
    Jane hörte Stimmen!
    ***
    In den folgenden Sekunden blieb sie stehen, ohne auch nur den kleinen Finger zu bewegen. Sie wartete ab, sie kam sich vor, wie auf dem Sprung, und sie wartete darauf, daß sich die Stimmen wiederholten, was aber nicht der Fall war.
    Irrtum? Hatte sie sich geirrt?
    Nein, das bildete man sich nicht ein. Sehr deutlich erinnerte sich Jane an den Klang, und sie wußte auch, daß nur Männer gesprochen hatten. Mindestens zwei.
    An der Breitseite des Hauses hätte sie die Stimmen sicherlich nicht gehört. Der Wind stand günstig.
    Er hatte den Klang an ihre Ohren herangeweht.
    Ins Haus gehen oder abwarten?
    Sie wußte nicht, wie sie sich entscheiden sollte. Sie würde es einfach dem Schicksal überlassen.
    Sollten sich die Stimmen wiederholen, würde sie hingehen und nachschauen.
    Jane gab sich selbst die Spanne einer halben Minute. Die Zeit war noch nicht ganz verstrichen, da zuckte sie abermals zusammen, denn von neuem vernahm sie den Klang. Sie glaubte sogar, einen Fluch herausgehört zu haben.
    Die Detektivin zog sich von der Tür zurück. Auf ihrem Gesicht lag die Anspannung, und sie fing wieder an zu frösteln. Normal war es für sie keineswegs. Jemand mußte die Insel besetzt halten, und er war nicht an ihrem Ufer eingetroffen.
    Um mehr zu erfahren, mußte Jane Collins um das Haus herumgehen. Sie hielt sich dabei dicht an der Wand, wo es so etwas wie Schatten gab. Der Wind strich durch ihr Gesicht wie feine Spinnweben. Hoch über dem Kopf schob sich eine weiße Wolke vor die Sonne und ließ deren Kreis ausfasern.
    Nach wenigen Schritten bereits bekam Jane freie Sicht. Sie atmete auf, als sie keinen Menschen sah.
    Es war auch kein Wunder, denn vor ihr wellte sich das Gelände hoch. Es bildete praktisch einen breiten Buckel, hinter dem diejenigen
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