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1020 - Doriel

1020 - Doriel

Titel: 1020 - Doriel
Autoren: Jason Dark
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herrschen.«
    Jane Collins stand bereits so stark unter dem Bann des ihr vertrauten Fremden, daß sie alles hinnahm, was er sagte. Seine Worte waren für sie ein Credo. Erst als sie den Damm erreicht hatten, sah Jane das Wasser und das Boot.
    Anders als das ihre. Kein einfacher Kahn, sondern ein schickes und sicherlich auch schnelles Motorboot, mit dem man leicht größere Entfernungen überwinden konnte.
    »Gehört es dir?« fragte Jane ziemlich naiv.
    »Ich werde es mir nehmen. Es wird uns gehören.« Er schaute sie an, und der Wind spielt dabei mit seinen hellen Haaren. Wieder sah Jane dieses kalte Feuer in Doriels Augen, der nun seine Hände nahm und über ihren Körper strich. Sie glitten an den Armen herab nach unten und blieben schließlich auf den Hüften liegen. »Du hast etwas in dir«, sagte er, »daß du nicht vertreiben kannst. Es steckt tief in deinem Innern. Es ist anders und nicht menschlich…«
    Jane ließ sich in seinem Griff zurücksinken. »Meinst du?«
    »Ja…«
    »Gefällt es dir denn?«
    »Sehr sogar«, gab er zu. »Es ist einmalig. Es war ein weiter Weg bis zu dir, das kann ich dir schwören. Aber jetzt sind wir zusammen, und wir werden unseren Weg gemeinsam gehen.«
    Jane verdrehte die Augen. »Was soll ich tun?«
    »Du wirst dich ausziehen.«
    »Ja!« stimmte sie zu. »Und dann?«
    »Wirst du in das Wasser tauchen und dich reinigen. Der Geruch des Kellers muß verschwinden. Danach werden wir das Boot betreten und alles weitere besprechen.«
    »Jetzt sofort?«
    Er deutete auf das Ufer. »Dort ist das Wasser.«
    Es war um diese Jahreszeit kalt. Im Normalfall hätte Jane einen Menschen für verrückt gehalten, der so etwas von ihr verlangte. Aber das hier entsprach nicht der Normalität. Sie befand sich in einem Zustand, in dem gewisse menschliche Regeln nicht mehr galten, und deshalb folgte sie der Aufforderung.
    Doriel kam ihr langsam nach. Sein Gesicht war eine Maske, in dem das kalte Lächeln stand.
    Er schaute ihr zu, wie Jane sich auszog. Sie war dort stehengeblieben, wo erste Wellen um ihre Füße leckten. Die Schuhe zog sie zuerst aus, danach folgte die übrige Kleidung. Als Jane aus dem Slip stieg, drehte sie sich um und warf ihrem neuen Freund und Begleiter ein kokettes Lächeln zu, das er mit einem Nicken quittierte.
    Dann ging Jane in das Wasser. Das Boot war nicht weit entfernt. Es schaukelte auf den Wellen, und Jane Collins sah es bereits jetzt als ihre neue Heimat an.
    Die Kälte des Wassers machte ihr nichts aus. Sie war innerlich erhitzt, und sie genoß es, als die Wellen ihren nackten Körper umschmeichelten.
    Tief tauchte Jane ein. Sie schwamm durch eine glasige, kalte Welt, die nur dort getrübt wurde, wo sich der Kiel des Bootes abzeichnete. Dann tauchte sie wieder auf, schleuderte ihr Haar zurück und drehte sich dem Ufer entgegen, an dem Doriel stand und sie nicht aus seinen hellen Augen ließ. Sein nackter Oberkörper schimmerte im Gegenlicht, als hätte er sich eingefettet.
    Jane winkte ihm zu.
    »Laß dir noch Zeit!« rief er. »Ich gehe inzwischen auf das Boot. Du kannst dann zur Heckleiter schwimmen und hochkommen, wenn du meinst, daß es reicht.«
    »Ja, das werde ich.«
    Jane legte sich auf den Rücken. Sie genoß das Wasser. Sie schaute zum Himmel. Sie fühlte sich so frei. Mit dem Ablegen der Kleidung hatte sie auch ihr normales Dasein abgelegt. Nicht einmal dachte sie darüber nach, was tatsächlich mit ihr geschehen war. Wie schnell sie plötzlich in das andere Leben hineingeraten war, als wäre alles nach einem bestimmten Plan erfolgt, in dessen Zentrum auch sie ihren Platz gefunden hatte.
    Doriel stand nicht mehr am Ufer. Er mußte bereits das Boot betreten haben. Jane drehte sich vom Rücken auf die Seite und kraulte auf das Heck zu.
    Die Leiter dort war so lang, daß ihre letzten Stufen in das Wasser hineinreichten.
    Mit beiden Händen klammerte Jane sich an den seitlichen Holmen fest, bevor sie in die Höhe stieg.
    Jetzt kam ihr die Luft plötzlich eisig vor, und auf ihrer Haut bildete sich vom Kopf bis hin zu den Füßen Gänsehaut.
    Am Ende der Treppe erschien Doriel. Er war ganz Kavalier und hielt ihr ein großes Badetuch entgegen.
    »Komm, du wirst frieren.«
    »Da hast du recht.«
    Sie war froh, sich in das flauschige Tuch einkuscheln zu können. Doriel klappte es vor ihr zusammen und er fing an, ihren Körper damit abzureiben.
    Er hatte nichts mehr von dem kalten Skelettschädel an sich, den sie im Weinkeller gesehen hatte.
    Überhaupt wollte sie
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