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1020 - Das Viren-Experiment

Titel: 1020 - Das Viren-Experiment
Autoren: Unbekannt
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Mann mit dem flachen und breiten Gesicht irritiert an. Wie alle inzwischen längst verstorbenen Axe-Typen war Quiryleinen muskulös, was durch seinen halbnackten Zustand noch unterstrichen wurde.
    Salik dachte angestrengt nach, ob er für den Fall einer Bestattung irgendwann in der Vergangenheit eine Sperre in die Positronik eingebaut hatte, um sich vor dem Verlust des Gesprächspartners aus einer Laune heraus zu schützen. Er konnte sich an keine Programmierung erinnern, die auch nur einen entfernt ähnlichen Sinngehalt besessen hätte.
    „Hör zu", sagte er sanft. „Wir sind fast am Ziel unserer Reise angelangt. Früher oder später wird uns ein Schiff der Hanse anfunken und nach unserem Woher und Wohin fragen. Einige Menschen, die nicht die Einsamkeit eines jahrhundertelangen Aufenthalts im Weltraum ertragen mußten, könnten auf die Idee kommen, daß das, was ich mit dir getan habe, pietätlos ist. Das würde meine Beziehungen zu den anderen Menschen bestimmt belasten."
    Quiryleinen stand da, schweigend, die erloschenen Augen in die Ferne gerichtet.
    „Begib dich jetzt in den Sarg", sagte Salik mit Nachdruck. „Es wird Zeit, daß wir die Bestattung vornehmen."
    „Nein", sagte der Tote.
    Salik leckte sich die Lippen. Er hatte irgendwann einen Fehler gemacht, jede andere Erklärung konnte nur im Bereich des Okkulten liegen und kam daher nicht in Frage.
    Trotzdem wich er unwillkürlich zurück.
    „Was sollten wir deiner Ansicht nach tun, Kommandant?" erkundigte er sich.
    „Aufräumen und ein Spiel spielen."
    Salik deutete auf das Schachspiel, das er vor mehr als zweihundert Jahren angefertigt hatte.
    „Mittlerweile kenne ich alle deine Züge und Tricks. Die Spiele sind vorprogrammiert und langweilig, ich habe keine Lust mehr dazu, denn ich fiebere dem Zusammentreffen mit anderen Menschen entgegen. Noch unsinniger erscheint es mir, dieses Wrack aufzuräumen, das nach unserer Ankunft mit Sicherheit verschrottet wird."
    „Aufräumen und Spiele spielen", beharrte der Tote.
    Wie immer es zu dem Fehler gekommen war, überlegte Salik, er mußte die Positronik im Körper des Toten kurzschließen und die Leiche eigenhändig in ihren Sarg zurückbefördern. Das war zwar keine angenehme Aufgabe, aber was hätte er unter diesen Umständen schon anderes tun können?
    Als er aufstand und sich dem Toten näherte, streckte dieser heftig einen Arm aus.
    „Halt!" rief er. „Bleib stehen, wo du bist, Jen Salik."
    Salik hielt inne, nun mit klopfendem Herzen und bebenden Lippen.
    „Warum läßt du mich nicht an dich heran?" erkundigte er sich.
    „Du hast diese Situation selbst vorhergesehen", lautete die Antwort. „Es war klar, daß du mich während einer seelischen Krise unter einem Vorwand abschalten würdest. Nachher jedoch würdest du es vielleicht bedauern."
    „Von einer Krise kann nicht die Rede sein", erklärte Salik. „Im Gegenteil, wir haben unser Ziel erreicht, und ich werde bald wieder unter Menschen weilen. Das ist kein Vorwand, wovon du dich durch einen Koordinatenvergleich leicht selbst überzeugen kannst."
    „Nein", sagte der Tote. „Das hätte keinen Sinn, denn es war ein leichtes für dich, alle Geräte zu manipulieren, solange ich in meinem Behälter lag. Im Augenblick willst du dich meiner entledigen, das hast du selbst vorher gesehen. Doch meine Bestattung wäre identisch mit meinem Verlust für dich. Ich stünde dir in all den langen Jahren, die deine Reise noch währt, nicht mehr zur Verfügung."
    „Es ist möglich, daß ich eine Sperre programmiert habe, die dich vor meinen Emotionen schützt", schränkte Salik ein. „Leider habe ich so oft deine Programmierung erneuert, um ein bißchen mehr Abwechslung ins Bordleben zu bringen, daß ich mich an die Details nicht mehr erinnere. Doch das ist sekundär. Du kannst dich den Tatsachen nicht verschließen, Quiryleinen. Ich benötige dich nicht mehr."
    „Du glaubst, daß du mich nicht mehr benötigst. Für ein paar Augenblicke."
    In was habe ich mich da nur hineinmanövriert? fragte sich Salik bestürzt. Ich muß ihn überlisten! schoß es ihm durch den Kopf.
    „Einverstanden", wandte er sich an den Toten und deutete auf das Schachspiel.
    „Riskieren wir eine Partie."
    Mit ungelenken Schritten begab Quiryleinen sich an den Tisch mit dem Spiel und ließ sich auf einem Sitz nieder. Salik tat, als wollte er auf der anderen Seite Platz nehmen, aber im Niedersinken warf er sich quer über den flachen Tisch, riß dabei alle Figuren um und landete auf dem
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