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1020 - Das Viren-Experiment

Titel: 1020 - Das Viren-Experiment
Autoren: Unbekannt
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wirklich eines auftauchen sollte, werde ich dich beschützen."
    Sie traten in die Hütte, und Carl stieß die Tür mit dem Fuß hinter sich zu. Adylein drängte sich gegen ihn, und sie murmelte sinnlose Worte.
    „Adylein!" Zärtlichkeit und Verlangen nach dieser Frau stiegen wie eine heiße Woge in ihm auf und verdrängten jedes andere Gefühl - auch die unbestimmte Furcht, die er draußen vor der Hütte noch vor wenigen Augenblicken empfunden hatte.
     
    *
     
    Spät in der Nacht wachte Carl auf, ohne sagen zu können, was ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Das Feuer im offenen Kamin war fast niedergebrannt, aber seine Glut reichte aus, um den Hauptraum der Wanderhütte in angenehmes Licht zu tauchen.
    Adylein lag dicht neben Carl, ihr warmer Körper hob und senkte sich im Rhythmus gleichmäßiger Atemzüge. Carl strich ihr behutsam über den Rücken, sie rollte sich zusammen und schnurrte im Halbschlaf behaglich wie eine Katze.
    Von draußen drang Lärm herein.
    Mit einem Ruck richtete der Junge sich bolzengerade auf.
    Es hörte sich an, als würde irgend etwas über die Lichtung geschleift.
    Nach der Intensität der Geräusche zu schließen, besaß das, was geschleift wurde, einen beträchtlichen Umfang, also mußte der Transporteur entweder sehr groß oder sehr kräftig (oder beides) sein.
    Es sind die Roboter, die Ordnung schaffen! kam es Carl in den Sinn. Vermutlich pflanzen sie einen neuen Baum oder sie bringen einen alten weg.
    Er mußte an die Laute denken, die er bei ihrer Ankunft am vergangenen Nachmittag drüben im Tannenwäldchen gehört hatte. Standen sie in einem Zusammenhang mit dem, was seine Ohren nun vernahmen?
    Hör auf zu phantasieren! schalt er sich.
    Aber anstatt sich neben der jungen Frau auszustrecken, stand er leise auf und schlich in geduckter Haltung bis zum Fenster. Er blickte hinaus. Die Lichtung lag verlassen im Mondlicht. Die Wipfel der Bäume auf der anderen Seite bewegten sich leicht und rauschten im Wind. Alles bot das Bild der nächtlichen Idylle, die man hier zu sehen erwartete.
    Konnte er sich so getäuscht haben? fragte sich Carl.
    Während er noch nachdachte, ertönte ein neuer Laut. Er hörte sich an wie ein gewaltiger Rülpser. Danach kehrte wieder Stille ein, und sie hielt während all der Minuten an, die Carl noch am Fenster zubrachte.
    Schließlich zog er sich an, wobei er jeden Lärm vermied, um Adylein nicht aufzuwecken.
    Vorsichtig verließ er die Hütte. Als er sich ein paar Schritte vom Tor entfernt hatte, entdeckte er die Schleifspur. Sie führte quer über die Lichtung und war so breit wie die Wanderhütte am Kreuzstamm.
     
    *
     
    Der Umgang mit Antigravstiften und Holographie gehörte zu den schwierigsten Maltechniken der jüngsten Zeit, aber Schürt Gerlach hatte trotz seines fortgeschrittenen Alters nicht gezögert, sie sich anzueignen. Es machte dem alten Mann schwer zu schaffen, daß es ihm in seinem ganzen Leben noch nicht gelungen war, ein paranormal initiiertes Bild zu malen. Das war auch der Grund, warum er sich so unmittelbar vor der Ausstellung, die in diesen Tagen im Garbus-Distrikt von Terrania beginnen sollte, ins Wandergebirge von Shonaar zurückgezogen hatte. Er haßte die Betriebsamkeit von Ausstellungen und wollte nicht anhand unzähliger Kunstwerke vor Augen geführt bekommen, wie wenig seine Bilder von parapsychischen Komponenten beeinflußt wurden.
    Nun gut, sagte er sich trotzig, er war eben, was die Aussage seiner Bilder anging, stockkonservativ. Aber die Technik stimmte. Da konnte er mit jedem mithalten.
    Gerlach war knapp zweihundert Jahre alt, aber seit nunmehr dreißig Jahren erzählte er jedem, der ihn danach fragte, er sei knapp über einhundertfünfzig. Er war klein und sah zerknittert aus und wirkte, auch wenn er traurig gestimmt oder ärgerlich war, auf eine unwiderstehliche Art freundlich.
    „Ich bin der Maler mit den meisten Freunden und den wenigsten Kunden", pflegte er auf Fragen nach seinem Lebensstandard mit sanfter Ironie zu antworten.
    Sein Leben war auch eine lange Reihe intimer Begegnungen mit Frauen aus allen Bevölkerungsschichten, in der Regel heftige und manchmal sogar ekstatische Verhältnisse von kurzer Dauer. Inzwischen jedoch waren wirkliche Freundinnen noch seltener geworden als Kunden, und Gerlach begann sich damit abzufinden, daß sein Lebensabend von Ruhe und Einsamkeit bestimmt sein würde.
    Am Morgen des 10. Oktober 424 NGZ trug Schürt Gerlach seine Staffelei auf einen freien Platz inmitten eines Waldes
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