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1020 - Das Viren-Experiment

Titel: 1020 - Das Viren-Experiment
Autoren: Unbekannt
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zweihundertachtzig Meilen südwestlich von Terrania liegt das künstlich geschaffene Wandergebirge von Shonaar. Mit Hilfe von Projektoren, Strahlern und einer Robotarmee war dort im Jahre 30 NGZ eine der schönsten Abenteuerlandschaften neuer Zeitrechnung entstanden. Es gab ein Sommergebiet mit warmen Badeseen, saftigen Wiesen und bewaldeten sanften Hügeln sowie ein Wintergebiet mit Eis- und Rodelbahnen, Skipisten und Skihütten. Solange diese Einrichtung neu gewesen war, hatten Hunderttausende von Besuchern von ihr Gebrauch gemacht, aber im Lauf der Zeit kamen immer weniger Menschen hierher, so daß die Roboter, die diese künstliche Landschaft pflegten, sich - wenn sie dazu in der Lage gewesen wären - wohl gefragt hätten, wozu sie diese Arbeit eigentlich noch verrichteten.
    Aus Shonaar selbst, einer kleinen Ansiedlung, in der in erster Linie Raumfahrer mit ihren Familien lebten, kamen nur Kinder zum Spielen ins Wandergebirge. Kein Wunder, daß es ein bevorzugtes Gebiet von Menschen war, die die Einsamkeit suchten: Verliebte Paare, stille Denker, romantisch veranlagte Künstler und streßgeplagte Regierungsmitglieder kamen hierher.
    Als Carl Pusek und Adylein Cont am 9. Oktober des Jahres 424 NGZ die Wanderhütte am Kreuzstamm erreichten, war ihnen auf dem Weg von Shonaar bis zum Ziel nur ein alter Maler begegnet. Pusek war siebzehn Jahre alt, ein kräftiger, gut gewachsener Junge mit langen braunen Haaren, dunklen Augen und einem offenen Gesicht. Seine Begleiterin war ein paar Jahre älter, sah aber nicht weniger jugendlich aus. Adylein Cont war eine Frau von herber Schönheit, aber ihr überschäumendes Temperament und ihre Art, sich zu geben, hatte ihr zu einer Schar mehr oder weniger hartnäckiger Verehrer verhelfen.
    Die Wanderhütte sah so neu und ordentlich aus, als wäre sie gerade erst instand gesetzt worden.
    Adylein stieß die Tür auf und machte eine einladende Bewegung.
    „Ist es nicht herrlich hier?" fragte sie Carl. „Die Roboter halten alles in Schuß, sogar die Nahrungsmittelvorräte werden ständig ergänzt und erneuert. Und kein Mensch macht davon Gebrauch." Sie umfaßte ihn mit einem liebevollen Blick. „Kein Mensch außer uns, Schatz."
    Carl Pusek war ungewöhnlich ernst und ruhig geworden.
    „Du... du kommst nicht zum erstenmal hierher, nicht wahr?" fragte er stockend. „Und es sind ... immer Männer bei dir."
    Ihre Fröhlichkeit verflog.
    „Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, Carl? Noch dazu auf Menschen, die du überhaupt nicht kennst!"
    Der junge Mann kickte ein paar Steine zur Seite, die auf dem Boden vor der Hütte lagen.
    Sie trat auf ihn zu und umfaßte ihn mit beiden Armen.
    „Du solltest es lieber genießen", forderte sie ihn auf.
    Er küßte sie mit einer Leidenschaft, die wilder Gier sehr nahe kam. Dabei umschlang er sie so fest, daß sie sich gewaltsam von ihm losmachen mußte.
    Sie warf den Kopf in den Nacken.
    „Willst du mich nicht über die Schwelle tragen?"
    „Was?" fragte er verständnislos.
    Ihr glockenhelles Lachen klang über die Lichtung.
    „Liest du keine alten Bücher, Liebling? Dann weißt du auch nichts über die Bräuche unserer Vorfahren."
    Sie breitete die Arme aus, und nach einem kurzen Augenblick des Zögerns ergriff er sie, hob sie hoch und trug sie auf den Eingang der Hütte zu.
    Am anderen Ende der Lichtung, dort, wo sich kleine Tannen zu einem Wäldchen gruppierten, entstand ein eigenartiges Geräusch. Carl Pusek blieb ruckartig stehen und setzte die junge Frau ab.
    „He!" protestierte sie. „Laß dich nicht aufhalten, Junge. Es gibt noch eine Menge alter Bräuche, die ich dich lehren kann."
    „Sei still!" rief er, ohne sie anzusehen. „Hast du nicht dieses Geräusch gehört?"
    „Doch, das war vermutlich ein Tier oder der Wind, der sich in den Bäumen verfangen hat. Wir kommen so wenig aus den Gebäuden heraus, daß wir vergessen, wie sich die Stimme der Natur anhört."
    Er ging ein paar Schritte von ihr weg, um angestrengt zu lauschen.
    „Das war weder der Wind, noch ein Tier", sagte er unruhig. „Es hörte sich auch nicht wie die Stimme eines Menschen an."
    „Dann war es einer der Roboter, die hier arbeiten."
    „Es war ein höchst merkwürdiges Geräusch", sagte er.
    Sie warteten einige Zeit, aber außer dem Summen der Insekten und dem Gezwitscher der Vögel war nichts zu hören. Schließlich verlor Adylein die Geduld und ergriff Carl am Arm.
    „Hier gibt es keine Gespenster", sagte sie spöttisch. „Und für den Fall, daß
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