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101 - Schiffbrüchige des Universums

101 - Schiffbrüchige des Universums

Titel: 101 - Schiffbrüchige des Universums
Autoren: Jo Zybell
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mit mir?
    (Hölle? Was ist das, »Hölle«? Ah, ja, ich habe sie in Ihrem Gedächtnis gefunden. Ein wunderbar heißer Ort…) Und ihr seid die Teufel darin! Könnt ihr mich nicht endlich in Ruhe lassen und verschwinden, verdammt?!
    Taraasis schmiegte sich an ihn, drückte ihre Brüste an seinen Rippen platt, strich ihm zärtlich mit auf einmal sehr warmen Händen über Rücken und Gesäß. (Es ist gut, alles ist gut…)
    Himmel, diese Stimme! Lust regte sich in seinen Lenden.
    (Du brauchst dich nicht zu fürchten.) Ihr blondes Haar schwebte im Wasser, berührte seine Wangen.
    Ihr blondes Haar?
    Als sie vor Stunden – oder Tagen? – in sein Grünlicht-Gefängnis getreten waren, hatte sie eine Glatze gehabt. Kein einziges Haar hatte ihren schönen Schädel geziert! Und jetzt hing es ihr in dichten blonden Strähnen fast bis auf die Schultern.
    Ähnlich blond wie seines.
    (Wir sind hier, damit Sie alles über uns erfahren, Professor.) Wieder die Bratschenstimme des Mannes.
    Dann erklärt mir endlich, warum ihr eure alten Körper und euren Planeten aufgegeben habt!
    (Eine andere Wahl blieb uns nicht.) Ein seltsam wehmütiger Ton schlich sich in Bowaans Stimme. Eine tiefe Falte grub sich zwischen seinen grauen Brauen in die weiße Haut. Bläschen stiegen aus seinen Achseln, einige blieben in seinem kurzen silbrigen Haar hängen. Das er zu Anfang garantiert nicht gehabt hatte, da war sich Smythe ganz sicher. Er wartete darauf, dass Bowaan weitersprach, aber der schien sich in irgendwelchen wehmütigen Erinnerungen verfangen zu haben.
    Das klingt alles ziemlich stark nach Esoterik-Quatsch, provozierte Smythe. Geistreisen… Seelenwanderung… alles Humbug!
    (Seelenwanderung? Wer weiß?), zirpte die liebliche Frauenstimme in seinem Hirn. (Vielleicht beherrschen wir genau das.) Sie öffnete ihre vollen und jetzt sehr roten Lippen über einem strahlend weißen Gebiss, und unter blonden Brauen lächelten ihre leuchtend blauen Augen ein Lächeln, das ihm unter die Haut, ins Blut und bis in die Lenden kroch.
    (Schauen Sie mich an, Professor), raunte die Stimme des Mannes. Unwillig wandte Smythe den Kopf. Bläschen stiegen aus Bowaans Mund, berührten Smythes Nase. Seltsam heiß fühlten sie sich an; er ekelte sich. Die Brauen des Mannes vibrierten, streckten sich erst, zogen sich dann in dessen Haut zurück. Es war, als würde das Fleisch darunter brodeln. Und während Bowaans Nase schrumpfte, veränderte sichseine Hautfarbe. Sie wurde silbrig, von Myriaden winzigster Schuppen bedeckt.
    Was ist los mit Ihnen…? Smythe blinzelte, Entsetzen kroch hinter seinem Brustbein zur Kehle hinauf, und etwas Kaltes strich ihm über Schultern und Nacken, fuhr ihm die Wirbelsäule hinunter. Hände! Er fuhr herum, starrte die Frau an…
    Da war keine Frau! Ein kahlköpfiges Wesen mit silbriger Schuppenhaut schlang seine schlanken Silberschuppenarme um seinen Hals…
    ***
    Sein dritter Tag in vertikaler Position, sein erster außerhalb der Bunkerstadt. Verheißungsvoll klar war der Himmel, kaum Wolken, kaum Dunst; wenn das kein gutes Omen war! Hinter ihnen schloss sich das Hauptschott. Aruula griff nach seiner Hand. An den schwärzlichen Ruinenmauern entlang gingen sie zum Fluss.
    Hinter Fensteröffnungen, Mauerdurchbrüchen und teilweise erhaltenen Arkaden sahen sie Männer und Frauen der Community London. Es war ungewohnt, all die Bunkerleute ohne Schutzanzüge unter freiem Himmel zu sehen. Sie schienen weiter nichts zu tun, als spazieren zu gehen und das schöne Wetter zu genießen. Manche standen in Gruppen beieinander, blickten zu Saaldecken und zerklüfteten Mauerkronen hinauf und diskutierten. Andere schwangen Sicheln oder hantierten mit Elektrohandsägen, um das schwarze Gemäuer von Ranken und Hecken zu befreien. Matt hatte gehört, dass die Community das Parlamentsgebäude wieder aufbauen wollte.
    Aruula zog ihn zur Themse. An einer alten Kaimauer blieben sie stehen. »Wie weit?«, fragte sie.
    »Bis ans andere Ufer.«
    Sie sah in an, zog die Brauen hoch. »Bullshit!«
    Wie meist, wenn sie die Redewendung benutzte, sprach sie das U als geschlossenes O und betonte die letzte Silbe. Matt musste grinsen.
    »Vor einem halben Mond hätte Krahac dich fast geholt!«
    Drohend hob sie den Zeigefinger. »Wir schwimmen einen Speerwurf weit und dann zurück. Nicht weiter.«
    Er nickte. »Also los!«
    Sie schnallte die Klinge ab, schlüpfte aus Pelzmantel und Lendenschurz und stürzte sich kopfüber in die Fluten. Als sie zwanzig Meter vom Ufer
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