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101 - Schiffbrüchige des Universums

101 - Schiffbrüchige des Universums

Titel: 101 - Schiffbrüchige des Universums
Autoren: Jo Zybell
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hustete.
    (Ganz ruhig, Jeecob'smeis.) Die Stimme der Frau streichelte seine Hirnwindungen. (Hier, deine Atemmaske, du hättest sie fast wieder verloren…) Sein Widerstand erschlaffte nicht, im Gegenteil: Er spürte die feste Umarmung der beiden – besonders die von Taraasis – spürte, wie ihm eine Hand die Maske über die Lippen drückte.
    Er riss die Augen auf. Zunächst sah er nur das Geflimmer grünen Lichts. Dahinter Stalaktiten, die aus schwärzlichen Felsdecken hingen. Unter ihnen, auf seltsam glattem Gestein, wuchsen Stalagmiten. Dazwischen ragten die Kristalle aus dem Boden, diese Scheißdinger, die überall am Einschlagsort des Kometen zu finden waren. Ihr Licht erhellte den Raum.
    Wirkten nicht Formen, Linien, Flächen und Raumaufteilung irgendwie gewollt? Als hätten planende Hirne sie arrangiert?
    Zum ersten Mal ahnte Smythe, wo er sich befand.
    ***
    »Wie er sich gemeldet hat?« Der Präsident lächelte. »Nun, Arthur, du entsinnst dich sicher, wie Drax mit ein paar unserer Leuten vor fast genau zwei Jahren zur ISS flog…«
    Natürlich erinnerte er sich. Seine Männer hatten damals ein Relais in der Funkanlage der alten Raumstation installiert.
    Seitdem verfügten sie über globale Kommunikation. Er erinnerte sich genau, nur – in Gedanken war er bei seiner Tochter und bei deren letzten Lebenszeichen. Auch ein Funkspruch über die Raumstation, in dem sie die Namen von Hochverrätern genannt hatte: Dr. Jed Stuart, Staff Sergeant Majela Ncombe und einige mehr. Zur vereinbarten Zeit des nächsten Tages hatte sie sich dann nicht mehr gemeldet…
    »Er hat die ISS-Funkstrecke benutzt?«, fragte Crow geistesabwesend.
    »Dass ihm mindestens eins unserer Geräte in die Hände gefallen ist, wissen wir ja. Aber diesmal war der Funkspruch direkt an die WCA gerichtet.« Der Präsident langte über seinen Schreibtisch nach einem alten Flachbildschirm am hinteren Rand. »Hier ist die Botschaft aus Europa. Unser Nachrichtendienst hat sie heute Nacht aufgefangen.« Er drehte das Display in Crows Richtung. Die Blicke des Adjutanten flogen hin und her.
    Drei Meter höchstens trennten den General und den Bildschirm. Er starrte das Display an, als müsste er sich überwinden aufzustehen, zu ihm zu gehen und den Text zu lesen. Erst als er sicher war, dass nur sein Herz zitterte und nicht sein Körper, nahm er die Beine vom Teetisch, ging zum Schreibtisch und stützte sich auf dessen Schmalseite, um den Funkspruch zu lesen.
    Lynnes Name tauchte nicht in den Zeilen auf, das sah er auf den ersten Blick. Auch nicht in Form von Umschreibungen. Er hätte schreien mögen vor Enttäuschung. Andererseits – viel schlimmer wäre es gewesen, ihren Name im Zusammenhang mit einer Verlustliste zu lesen, oder? Die Einsicht half ihm, Enttäuschung und wilde Hoffnung zu verdrängen und sich auf den Text zu konzentrieren. Er las murmelnd:
    »Mr. Präsident, in meiner Eigenschaft als Sonderbotschafter der Community London und Ihrer Majestät Queen Victoria der Zweiten…«
    Crow schnaubte verächtlich. »Sonderbotschafter, Queen Victoria… So ein Bullshit!« Er schüttelte den Kopf. Er wechselte einen Blick mit dem Präsidenten. Der lächelte gut gelaunt. Crow las weiter.
    »… unterrichte ich Sie über das wichtigste Ergebnis unserer Kratersee-Expedition…«
    Der General unterbrach sich, sog geräuschvoll die Luft durch die Nase ein. Lynne hatte ihre Ergebnisse nicht mehr übermitteln können. Ob Drax ihr die mobilen Funkgeräte abgenommen hatte? Hielt er sie womöglich gefangen?
    Crow spürte einen Kloß im Hals und verzichtete darauf, weiterhin laut zu lesen. Die geballten Fäuste auf dem Präsidentenschreibtisch, fasste er den Monitor ins Auge und studierte Zeile für Zeile der Botschaft. Hymes beobachtete ihn interessiert.
    ... mit »Christopher-Floyd« stürzte vor einem halben Jahrtausend eine außerirdische Lebensform auf die Erde. Sie verfügt über die Fähigkeit, ihren Geist in kristalline Datenträger zu speichern. Auch Ihre Wissenschaftler haben diese grünen Kristalle, von denen eine unbekannte Strahlung ausgeht, schon untersucht. Im Kratersee haben wir mehrere Millionen davon gesehen.
    Die Außerirdischen nennen sich »Daa'muren«. Im Laufe der letzten Jahrhunderte gelang es ihnen, durch Mutation Organismen zu züchten, die sich als Wirtskörper für ihre gespeicherten Persönlichkeiten eignen. Wir haben Hinweise darauf, dass sie im Begriff sind, ihre Kristalle zu verlassen und ihre neuen Körper zu »beziehen«. Es
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