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101 - Schiffbrüchige des Universums

101 - Schiffbrüchige des Universums

Titel: 101 - Schiffbrüchige des Universums
Autoren: Jo Zybell
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entfernt auftauchte, winkte sie.
    »Komm schon!«
    In dem schwarzen Overall, den er seit dem Kampf mit den Nordmännern trug, hechtete Matthew Drax in die Themse.
    Das Material würde sich nicht voll saugen und ihn ein wenig vor der Kälte des Wassers schützen. Es war schließlich Anfang Dezember. Auch wenn der Winter in England seit dem Verschieben der Erdachse nicht mehr so kalt ausfiel wie früher, zu seiner Zeit. Im Jahr 2012.
    Die ersten zwanzig Züge fielen dem Mann aus der Vergangenheit noch leicht, doch dann spürte er allmählich Blei in Armen und Beinen. Verdammte Erschöpfung! Aruula schwamm eine Körperlänge vor ihm, blickte ständig zurück.
    »Geht's?«
    »Klar doch.«
    Seit fast zwei Wochen wich sie nicht mehr von seiner Seite.
    Als sie ihn mit ihrer Klinge aus den Maschen des Netzes befreite, das der Tod bereits um ihn zugezogen hatte. In diesem Fall hatte das Netz den Namen Taarak getragen, der letzte der vier Götterschlächter, die ihn gnadenlos gejagt hatten. Jetzt leckte Taarak seine Wunden in den Kerkern der Community, und Maddrax schwamm in der Themse. Lebendig wie ein Fisch.
    Allerdings nicht ganz so munter. Seine Schwimmbewegungen wurden langsamer, und was noch schlimmer war: Aruula bemerkte es. »Wir kehren um«, sagte sie, kurz bevor sie die Mitte des Stromes erreichten.
    »Blödsinn! Wieso denn?«
    Sie tauchte unter und an seiner Seite wieder auf, schwamm schon in die Gegenrichtung. »Los, mein starker Häuptling, es geht zurück!« Sie packte ihn am Unterarm, zog ihn einfach mit sich, sodass auch er kehrt machen musste.
    Er grummelte ein bisschen, aber sehr sparsam, denn die Luft wurde ihm bereits knapp. Diese vier Mistkerle hatten ihn fast geschafft, und nach drei Tagen künstlichen Tiefschlafs und einer weiteren Woche Bettruhe kam selbst er aus der Übung.
    Nun gut. Eigentlich war es nicht schlecht, jemanden an seiner Seite zu wissen, der einem sagte, wo's lang ging, wenn man selbst nicht ganz auf dem Damm war. Gehorsam schwamm er hinter Aruula her, japste, kämpfte und grinste doch jedes Mal tapfer, wenn sie sich nach ihm umdrehte und unter dem nassen Haarschleier eine besorgte Miene schnitt.
    Am Ufer, auf einer von goldfarbenem Laub und bräunlichen Brennnesseln überwucherten Trümmerhalde standen Leute. An dieser Stelle war die Kaimauer eingebrochen. Matt erkannte die Queen – sie hielt sich fast zwölf Stunden am Tag im Freien auf, seit das Serum wirkte –, ihren Berater Sir Jefferson Winter und den Prime von Salisbury, Sir Leonard Gabriel. Alle drei ohne Schutzanzüge, und alle drei warteten sie auf Aruula und ihn.
    Als ihre Füße schlammigen Grund berührten, richtete Matt sich auf und watete ans Ufer. Aruula blieb bäuchlings im seichten Wasser liegen. Nicht weil sie sich genierte, sondern weil sie wusste, dass Matt es nicht mochte, wenn sie sich anderen Männern vollständig nackt zeigte. Andere Zeiten, andere Sitten.
    Der Mann aus der Vergangenheit strich sich das Wasser aus dem Haar. Von dem Anzugstoff perlte das Wasser in wenigen Sekunden ab. »Darf ich die Gentlemen um einen Moment der Diskretion bitten?« Manchmal gelangen ihm tatsächlich gestelzte Sätze wie dieser.
    »Oh!«, machte Sir Jefferson und wandte sich hastig um. Sir Leonard zog bedauernd den rechten Mundwinkel nach oben, warf einen Blick auf die nackt ihm Wasser treibende Barbarin und drehte sich endlich ebenfalls um. Victoria belauerte ihn aus schmalen Augen, während Matt zur Kaimauer ging und die Hand nach Aruulas Lendenschurz und Mantel ausstreckte.
    Als bemerke er die königlichen Blicke nicht, ging er zurück zur Böschung und breitete dort schützend den Fellmantel aus, während sich seine Gefährtin das Wasser von der Haut streifte und den Lendenschurz umband.
    »Sie ist fertig, Matt«, sagte die Queen hinter ihm.
    »Wer?«
    »Deine neue Uniform.«
    Die Art, wie sie Vertrautheit zwischen sich und ihm demonstrierte – vor allem dann, wenn Aruula in der Nähe war – nervte ihn. Er ließ es sich selten anmerken, wollte die Abgewiesene nicht auch noch durch Kritik kränken. »Oh, prima!«
    Sie hatte ihm eine neue Garderobe versprochen, nachdem seine alte Uniform – bereits eine Replik seiner ursprünglichen Pilotenkombi – bei der Schlacht um Leeds in Fetzen und Flammen aufgegangen war.
    Aruula schlüpfte in den Mantel und gurtete ihn zu, während Matt die Böschung hinauf stieg. »Bin schon gespannt auf das gute Stück.« Irgendetwas stimmte nicht. Der Prime von Salisbury würde sich kaum
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