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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow
Autoren: Tom Clancy
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aber John konnte sich denken, was in ihm vorging. Auch Al war angesichts dieser Situation unbehaglich zumute, und mehr noch, er hatte Nummer Zwei und Drei aus nächster Nähe erlebt, ihnen ins Auge gesehen. Das mußte John in seine Überlegungen einbeziehen. Alistair Stanley machte sich also ebenfalls Sorgen. Der Jüngere faßte sich an den Kopf, als wolle er den Scheitel ordnen, und klopfte mit dem Zeigefinger zweimal unmerklich an die eigene Schläfe. War alles noch schlimmer, als er befürchtet hatte?
    Vorsichtig und außer Sichtweite von den beiden Kerlen streckte Clark die Hand aus und spreizte drei Finger. Al nickte einen halben Zentimeter und wandte sich sekundenlang ab, bis beide die Nachricht verarbeitet hatten. Demnach waren sie sich einig, daß es nur drei waren. John nickte ebenfalls ausdruckslos.
    Wieviel besser wären sie mit cleveren Terroristen dran! Doch die Profis ließen sich auf derartige Abenteuer nicht mehr ein. Auf Dauer gesehen war das Risiko zu groß, wie die Israelis in Uganda und die Deutschen in Somalia bewiesen hatten. Man konnte sich nur sicher fühlen, solange die Maschine in der Luft war, und ewig konnte man nicht fliegen. Sobald man zur Landung ansetzte, fiel die gesamte Zivilisadon über einen her, blitzschnell und mit der Gewalt eines Tornados. Das eigentliche Hindernis war, daß die wenigsten Leute vor ihrem dreißigsten Lebensjahr sterben möchten. Und wen das nicht schreckt, der nimmt eine Bombe mit. Kein Wunder also, daß sich die Cleveren anderswo engagierten. Als Feinde waren sie deshalb nicht harmloser, aber immerhin berechenbar. Sie töteten niemanden, um sich Mut zu machen, und gaben ihre Sache nicht vorzeitig verloren, weil sie bereits die ersten Schritte haarklein durchgeplant hatten.
    Diese drei hier waren dümmer, als die Polizei erlaubt. Sie waren schlecht informiert, hatten keine Kundschafter vorgeschickt, die noch einmal alles abgecheckt und festgestellt hätten, daß ihr Opfer gar nicht in der Maschine saß, und jetzt, nach dem Fehlschlag ihrer Mission, standen sie mit leeren Händen da, mußten mit dem Erschossenwerden rechnen oder lebenslänglich Knast - für nichts und wieder nichts! Der einzige Trost - wenn man das so nennen durfte - in ihrer Lage war, daß sie ihre Haftstrafe in Amerika absitzen durften.
    Die Aussicht, den Rest des Lebens hinter schwedischen Gardinen zu verbringen, war ebenso wenig reizvoll für sie, wie in ein oder zwei Tagen zu sterben - doch bald würden s ie merken, daß es keinen dritten Ausweg gab. Daß ihnen nur noch die Waffen einen letzten Rest Macht sicherten, von dem sie letztlich nach Herzenslust Gebrauch machen konnten...
    Und John Clark stand vor der Frage, ob er warten wollte, bis es dazu kam. Nein. Er konnte nicht einfach dasitzen und abwarten, bis sie die Passagiere nacheinander abknallten.
    Na schön. Er ließ noch zwei oder drei Minuten verstreichen, merkte sich, wie sie einander anblickten, während sie die Korridore links und rechts überwachten, und entwarf einen Plan. So simpel wie möglich: Das war, bei den Cleversten ebenso wie bei den Dümmsten, zumeist das Beste.
    Es sollte weitere fünf Minuten dauern, bis Nummer Zwei wieder mit Nummer Drei plaudern wollte. Als es soweit war, drehte sich John halb um, blinzelte Chavez zu und strich sich mit einem Finger über die Oberlippe, wie um sich den nicht vorhandenen Schnurrbart zu streichen. Chavez legte den Kopf schräg, als wolle er sagen: Bist du sicher?, aber er hatte begriffen. Er löste den Sicherheitsgurt und faßte links hinter sich ins Jackett, um unter dem ängstlichen Blick seiner jungen Braut die Pistole hervorzuholen. Domingo berührte ihre rechte Hand, um sie zu beruhigen, deckte die Beretta im Schoß mit einer Serviette zu, setzte eine undurchdringliche Miene auf und überließ seinem Vorgesetzten den ersten Schritt.
    »Du da!« rief Nummer Zwei von vorn herüber.
    »Ja?« Clark blickte beflissen auf.
    »Stillsitzen!« Der Mann sprach kein schlechtes Englisch. Jedenfalls hatten die Schulen Europas gute Sprachkurse.
    »Äh - ich - hm - hab vorhin etwas getrunken, und müßte wohl mal... Tja, äh... Wie steht's denn damit? - Par favor«, setzte John gutmütig hinzu.
    »Nein, du bleibst auf dem Platz.«
    »Na hört mal, ihr wollt doch keinen abknallen, bloß weil er mal pinkeln muß? Ich weiß nicht, was Sie vorhaben, aber es ist echt dringend, wissen Sie! Okay? Bitte!«
    Nummer Zwei und Nummer Drei tauschten einen Auch-das-noch-Blick, der ihren
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