Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
der Kanzel spielte die Musik. Trotzdem mußte man den Rest doch im Auge behalten. Man wußte ja nicht, wer an Bord war. Begleiter vom Sicherheitsdienst gab es zwar nicht mehr, aber auch Polizisten gingen mal auf Reisen, und manche waren bewaffnet... Naja, vielleicht nicht im internationalen Flugverkehr, aber in der Terrorismusbranche erreicht man nicht das Pensionsalter, wenn man nicht sehr gewieft ist. Amateure. Einzelkämpfer. Schlecht informiert. Enttäuscht und wütend. Es wurde immer schlimmer. Einer hatte schon die Hand zur Faust geballt und schüttelte sie, dem widrigen Schicksal trotzend, das sie an Bord gebracht hatte.
    Ist ja großartig, dachte John erschöpft. Er rutschte im Sitz zurück, warf Ding einen weiteren Blick zu und kippte ganz sachte den Kopf von einer Seite zur anderen. Die Antwort war das Heben einer Braue. Domingo beherrschte, wenn es sein mußte, ein ausgezeichnetes Englisch.
    Mit einem Mal schien sich ein Wetterumschwung anzubahnen, aber nicht zum Besseren. Nummer Zwo stürmte wieder ins Cockpit und blieb mehrere Minuten weg. Unterdessen beobachteten John und Alistair den Kerl, der links im Korridor lauerte. Nach zwei Minuten angestrengter Wachsamkeit fuhr er herum wie der Blitz und spähte nach achtern, reckte den Hals, wie um die Entfernung zu verkürzen, während sein Gesichtsausdruck autoritäres Gehabe und Unentschlossenheit widerspiegelte. Ebenso schnell machte er wieder kehrt, wandte sich backbord und streifte die Cockpittür mit wütenden Blicken.
    Sie sind nur zu dritt, schloß John in diesem Augenblick, als Nummer Zwei gerade von der Pilotenkanzel zurückkam. Nummer Drei wirkte viel zu nervös. Alle drei vielleicht? fragte er sich. Überleg nochmal! befahl sich Clark. Verhielt es sich so, dann waren sie wirklich Amateure. Dreiecksgeschichten mochten im Kino amüsant sein, aber nicht bei einem Tempo von 500 Knoten, elftausend Meter über dem Atlantik. Wenn sie's bloß auf die leichte Schulter nahmen, den Piloten die Maschine erst einmal landen ließen, kämen sie vielleicht noch zu Verstand. Aber ganz so cool wirkten sie nicht, oder?
    Anstatt seinen Posten im rechten Zwischengang zu beziehen, trat Nummer Zwei auf Nummer Drei zu. Was sie einander in heiserem Ton zuflüsterten, konnte Clark dem Kontext, wenn auch nicht dem Inhalt nach verstehen. Als Nummer Zwei auch noch zum Cockpit deutete, war klar, daß es nicht gut aussah - und keiner weiß, was zu tun ist, erkannte John. Fabelhaft. Mit drei waffenschwingenden Autonomen im Flugzeug. Allmählich durfte man sich Sorgen machen. Nicht, daß es Clark mit der Angst bekam, dafür hatte er schon zu oft in der Klemme gesteckt. Doch in allen anderen Fällen hatte er eine gewisse Kontrolle über das Geschehen, und wenn nicht, so doch über sein eigenes Tun und Lassen, konnte sich notfalls aus dem Staub machen - welch ein Trost das war, merkte er jetzt erst. Er schloß die Augen und holte tief Luft.
    Nummer Zwei trottete wieder nach hinten und nahm Alistairs Sitznachbarin in Augenschein. Sekundenlang stand er da und musterte sie, dann glotzte er Alistair an, der seinen Blick pflichtschuldig erwiderte.
    »Ja bitte?« erkundigte sich der Engländer schließlich mit höchst kultivierter Aussprache.
    »Wer bist du?« wollte Nummer Zwei wissen.
    »Das habe ich doch bereits Ihrem Freund gesagt, Mister. Alistair Stanley. Ich habe meinen Paß im Handgepäck, wenn Sie Ihn sehen möchten...« Die Stimme war gerade zittrig genug, um einen Angsthasen zu simulieren, der sich noch zusammenreißt.
    »Ja, zeig her!«
    »Selbstverständlich, Sir.« Mit elegantem, sachten Schwung glitt der ehemalige SAS-Major aus seinem Sicherheitsgurt, stand auf, öffnete die Gepäckablage über dem Sitz und holte seine schwarze Reisetasche heraus. »Darf ich?« fragte er. Nummer Zwei nickte zur Antwort.
    Alistair zog den Reißverschluß am Seitenfach auf und zog den Reisepaß hervor, händigte ihn aus und setzte sich, die Tasche mit zitternden Händen auf dem Schoß haltend.
    John sah zu, wie Nummer Zwei den Paß studierte und dem Engländer zurück in den Schoß warf. Auf Spanisch schnauzte er die Dame in 4A an. Es hörte sich an wie: »Wo ist Ihr Mann?« Die Frau gab ebenso ruhig und beherrscht Antwort wie ein paar Minuten zuvor, und Nummer Zwei stapfte nach vorn, um sich erneut mit Nummer Drei auszutauschen. Alistair atmete durch und blickte sich im Passagierraum um, als wolle er sich absichern, und John kam in sein Blickfeld. Sie ließen sich nichts anmerken,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher