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1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe

1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe

Titel: 1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe
Autoren: Petra van Laak
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noch unterschreiben.
    »Libe Fr. Wulfert, meine Tochter Millie kann nicht beim Schwimmen mittmachen. Sie hatt nähmlich eine bluhtige Wunde. Ich hofe du kannst das verstehen und endschuhldigen. mit grüssen – Mama, jetzt musst du unterschreiben!«
    Einmal war Frieda morgens so niedergeschlagen, sie weinte, raufte sich die Haare, wusste weder ein noch aus. Ich schrieb das präpubertären Hormonschwankungen zu und erlaubte ihr, der Schule fernzubleiben, vorausgesetzt, sie würde die Entschuldigung selbst schreiben und dabei die Wahrheit sagen. Ich würde natürlich meine Unterschrift daruntersetzen, Jonas würde die Entschuldigung dann im Lehrerzimmer abgeben.
    »Sehr geehrte Frau L. Meine Tochter Frieda ist heute so traurig, dass sie einfach nicht zur Schule gehen kann. Ich bitte Sie, dieses Fehlen für einen Tag zu entschuldigen. Mit freundlichen Grüßen – geht das so, Mama?«
    Als wir alle bis auf Millie mit einem grippalen Infekt daniederlagen, schrieb Millie die Entschuldigung für ihre Geschwister.
    »Liber Herr Mandels, ale sind krank. ich pase auf. Endschulldigunk das ale krank sin. Millie. P. S. Mama is ssu krank umssu schreibn.«
    Jedenfalls waren die Entschuldigungsbriefe meiner Kinder über viele Jahre Gesprächsstoff in den Lehrerzimmern.
    Mama, hast du den Auftrag gekriegt?
    Ja, ist das nicht toll?!
    Hab ich gleich gewusst, dass du den kriegst. Du findest immer so kostbarliche Wörter. – Kriegen wir jetzt jeder eine Chipstüte?

Die Kraft der Familie
    D ie vielen Unsicherheiten, die Geldnot, die ungewisse Zukunft – das alles erzeugte einen Sog, der uns fünf eng aneinanderschweißte. Aus der unbeschwerten, Freiheit und zugleich Sicherheit gebenden Verbindung einer Mutter und ihrer Kinder, ähnlich den flexibel ineinandergreifenden Gliedern einer Kette, wurde ein komprimierter, nach außen womöglich auch starr wirkender Verbund aus fünf willensstarken Persönlichkeiten. Gemeinsam waren wir stark, stabil, kämpferisch. Wenn einer von uns strauchelte, schwach wurde, fingen wir anderen es auf. Dieser unglaubliche Zusammenhalt war eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Ich wünsche mir von Herzen, dass jedes meiner Kinder dies irgendwann in seinem Leben, wenn es auf diese Zeit zurückblickt, auch sagen kann.

    Nach dem ersten Jahr als Einzelunternehmerin zog ich für mich Bilanz. Es war gut angelaufen, die Termine häuften sich, Veranstaltungen, Kundentermine, auch als Referentin wurde ich zunehmend gebucht. Meine Zeit, in der ich im Haushalt etwas tun konnte, wurde immer knapper. Eine Hilfe konnten wir uns nicht leisten – und im Familienrat bestand Konsens darüber, dass wir die Haushaltsarbeit zu fünft selbst bewältigen konnten.
    Wir beschlossen, Familienaufgaben einzurichten. Jeder von uns sollte für etwas Bestimmtes zuständig sein. Nach einem Jahr sollte ein Wechsel der Familienaufgaben zur Disposition stehen.
    Frieda bot an, sich fortan um die Wäsche zu kümmern. Es gab eine kurze Einweisung von mir, dann überließ ich ihr alles bis auf das Bügeln. Natürlich gab es anfangs geschrumpfte Pullover, rosa eingefärbte Handtücher, verlorengegangene Socken – na und? Das waren Peanuts im Vergleich zur Entlastung, die Frieda mir und den anderen mit ihrem Eifer und Fleiß ermöglichte. Ich lobte, was das Zeug hielt.
    Schien die Sonne, stellte Frieda den Wäscheständer auf dem winzigen Rasenstück im Hof auf – sie wusste, wie sehr ich den Geruch der frischen Luft in sauberer Wäsche liebe. Im Sommer hatte sie fast täglich draußen am Wäscheständer zu tun. Unsere direkten Nachbarn waren die Bewohner eines Seniorenheims. Besonders die älteren Damen waren vom Anblick des ernst arbeitenden Mädchens mit den vielen Wäschekörben entzückt. Vielleicht fühlten sie sich an ihre eigene Kindheit erinnert, in der in Kriegs- und Nachkriegszeiten die Mitarbeit zur Unterstützung und Ernährung der Familie eine Selbstverständlichkeit gewesen war. Später entdeckte Frieda ihr Talent an der Nähmaschine – man kann sich leicht vorstellen, welche Arbeits- und Kostenerleichterung dies für unseren Haushalt bedeutete. Besonders Millie nutzte die neugewonnene Kapazität, um langweilige T-Shirts mit Spitzen und Schleifen aufzuhübschen. In dem Zusammenhang wurden stets Gummibärchen und Schokoriegel für Frieda bereitgehalten. Hauptsache, die Nähmaschine ratterte.
    Jonas, der einem guten Essen niemals abgeneigt ist, meldete sich für den Einkaufsdienst an. Über viele Jahre versorgte er
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