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1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe

1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe

Titel: 1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe
Autoren: Petra van Laak
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Entschluss standen – trotz neuer Widrigkeiten, die für alle mit einem solchen Schritt zwangsläufig verbunden sind.

    Der Einstieg in meine neue Arbeitswelt war weniger schwer, als ich dachte. In mir schlummerten bereits die Voraussetzungen, die eine Unternehmerin mitbringen sollte: Neugier, Beharrlichkeit, Ideenreichtum, ein strenger Blick auf Kosten und Nutzen, Kontaktfreudigkeit. Die mageren Jahre waren ein exzellentes Training gewesen, um die neuen Herausforderungen erfolgreich zu stemmen. (Dennoch rate ich niemandem zu diesem Weg.) Die Mehrfachbelastung trug ich nicht alleine, sondern konnte kleine angemessene Päckchen auf die Schultern meiner Kinder verteilen – so wie es die Generation unserer Eltern und Großeltern in ihren Kindheiten ebenfalls gelebt hat. Es schadet nicht, ganz im Gegenteil. Frustrationstoleranz und Belastbarkeit sind zwei Eigenschaften, die meine Kinder verinnerlicht haben. Das wird ihnen später im Leben helfen, auch wenn sie oft auf mich geflucht haben. Tränen, Türenknallen, Verwünschungen – jedes einzelne Kind zeigte mir dann und wann deutlich, wo seine Kooperationsbereitschaft endete. Aber du meine Güte, was haben wir auch oft gelacht! Das Lachen ist überaus wichtig, wenn man in der Klemme steckt.
    Wir haben geweint vor Lachen, als Till aus trotziger Wut in Friedas Sommerkleid gestiegen ist, um mir zu demonstrieren, dass man als Junge nicht immer die Sachen der Schwester auftragen kann. (Es ging eigentlich um ein Paar aus meiner Sicht genderneutrale Turnschuhe.) Wir haben gelacht, als Jonas auf einem winzigen Dreirad die Straße entlanggegurkt kam, seine Knie stießen an sein Kinn, aber er war so stolz, dass er das rostige Teil für Millie aus einem Müllcontainer gezogen hatte.
    Millie wühlte einmal in einem Sperrmüllhaufen herum und entdeckte einen alten Grill. Er war intakt, nun gut, ein wenig schmutzig und etwas verbogen, aber funktionstüchtig. Es war ein heißer Sommertag, und wir waren alle so überrascht, dass unsere Kleine das Ding organisiert hatte, dass ich ein Spontan-Grillen genehmigte. Frieda kümmerte sich in Windeseile um Grillkohle, Jonas und Millie schrubbten den Grillrost und Till schickte ich um die Ecke zum Metzger, fünf Bratwürste holen. Till kam mit zwei Tüten wieder. In der einen waren die Bratwürste, in der anderen zog das Gewicht einer großen Menge Fleisch die Henkel des dünnen Plastikbeutels in die Länge.
    »Brauchst dich nicht aufregen, Mama«, kam Till, unsere fleischfressende Pflanze, meinen vorwurfsvollen Worten zuvor.
    »Ich bin rein in den Laden, und der Metzgermann hat mich so freundlich angeguckt, ich habe mich ja auch so gefreut über den gefundenen Grill. Dann habe ich ihm von dem Grill erzählt und wie toll das ist, dass du mir jetzt erlaubst, fünf Grillwürste zu kaufen. Und dann hat er mir gesagt, er schenkt mir einfach ein Kotelett dazu, weil ich so begeistert bin.« In der Tüte befanden sich jedoch fünf riesige Koteletts und nach Tills aufgeregter Schilderung muss der Dialog wie folgt weitergegangen sein:
    »So, hier haste ein Kotelett, extra für dich. Oder hast du noch einen Bruder?«
    »Hm, ja. Und noch zwei Schwestern.«
    »Was, so viele Kinder? Na egal, hier, packen wir noch drei dazu.«
    »Und meine Mama?!«
    »Klar, für deine Mama auch eins.«
    Und Till, der sein Glück kaum fassen konnte, stolperte dankend aus dem Laden wieder heraus.
    Wir lernten unseren neuen Kiez schnell lieben. Allerdings verbot ich Till, zukünftig mit der Anzahl unserer Familienmitglieder hausieren zu gehen.

    Schwierig waren die Schulferien. Wohin mit den Kindern in der Zeit? Schließlich möchte man sie sinnvoll beschäftigen, während man selbst der notwendigen Arbeit nachgehen muss. Für mich war nur eine Woche Ferien mit allen zusammen drin – diese kostbaren Stunden müssen erst einmal verdient werden. Das ging und geht nicht nur mir so.
    Jonas, Frieda und Till fielen im ersten Sommer meiner Selbständigkeit bereits aus dem Hortalter heraus. Millie konnte ich guten Gewissens im Ferienprogramm des Schulhortes unterbringen. Dort wurde zwei Wochen lang eine Stadt der Kinder gebaut, mit Bürgermeisteramt, Läden, Dienstleistungsbetrieben und Feuerwehr. Millie eröffnete – wie konnte es anders sein – einen Süßigkeitenladen und nahm innerhalb eines Tages mehr Spielgeld ein, als es die Autowerkstatt (dort wurden die Dreiräder, Go-Karts und BMX-Bikes verliehen und repariert) in den ganzen zwei Wochen tat. Millie war überaus
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