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1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe

1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe

Titel: 1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe
Autoren: Petra van Laak
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ein Hochbett für eines der Kinder bauen zu können.
    Einige meiner einsatzbereiten Umzugshelfer aus dem Freundeskreis hatten sich untereinander verstohlen erkundigt, ob das von den Kindern und mir auf dem Bürgersteig bereitgestellte Zeug wirklich zum Umzug dazugehöre oder ob das nicht vielleicht doch zu entsorgender Sperrmüll sei. Die Freunde waren jedoch diskret genug, mir das erst zwei Jahre später zu erzählen, als wir anlässlich der Eröffnung neuer Büroräume miteinander anstießen und uns die Anfänge meines Lebens als Selbständige in Erinnerung riefen.
    Der Umzug ging damals schnell über die Bühne. Abends holte ich die beiden Jüngsten ab, und wir begannen, uns mit dem wenigen, das wir hatten, in der Wohnung einzurichten. Wäre das wenige qualitäts- und geschmackvoll gewesen, hätte es sonst nicht an allen Ecken und Enden an Geld gehapert, hätte das ganze Setting einen Touch von Luxus gehabt: Um weglassen zu können, um sich auf das Einfache und Hochwertige zu konzentrieren, braucht es die Freiwilligkeit, die Möglichkeit, eine Entscheidung zugunsten von »Simplify your life« zu treffen. Von gutem Geschmack oder gar Designermöbeln konnte bei unserem Inventar jedoch gewiss keine Rede sein. Wir hatten fast alles aus der launischen Wunderkammer des Sperrmülls bezogen.

    Schon am nächsten Tag gab ich Verhaltensregeln aus, vor allem, was die Mittwoche betraf.
    »Wenn euch jemand fragt, wie viele Kinder hier wohnen …«
    »Dann sagen wir, wir sind zu zweit, Mama, nämlich Frieda und Millie. Weil Mädchen weniger Lärm machen.« Die Kinder rollten mit den Augen.
    »Gut so«, lobte ich und ergänzte: »Wenn sich jemand wundert, warum wir so viele sind, dann sagt ihr, dass wir immer viel Besuch haben.«
    Der erste Mittwoch rückte heran, ich stellte mich dem Hausmeister gleich vor, er polterte auf Sächsisch drauflos, ich verstand nicht alles, aber die Stimmung war freundlich. Am Ende der ersten Woche fragten die ersten Nachbarn, ich antwortete ausweichend. Ich achtete darauf, dass nur zwei Kinderfahrräder im Hof standen, die anderen parkten wir im Keller.
    Nach einem Monat wollte es die Nachbarin auf unserer Etage etwas genauer wissen.
    »Sagen Sie, wer von den ganzen Kindern gehört eigentlich zu Ihnen?«
    Ich improvisierte: »Ach, das wechselt. Da ist eine Nichte dabei, von meiner Schwester, und der Große wohnt die meiste Zeit bei seinem Vater. Aber er überlegt, zu mir zu ziehen.« (In Drehbüchern nennt man dieses dezente Vorankündigen »Plant and pay off«. Ich hatte durch das Übersetzen der Serien viel gelernt.)
    Eine Zeitlang war Ruhe, wir hatten uns eingelebt und wurden unvorsichtig. Jonas ließ sein Rad draußen stehen, Till hatte auch keine Lust, es ständig in den Keller zu räumen. Zu allem Überfluss kettete Jonas sein Rad ab und zu am Treppengeländer fest, so dass der Hausmeister mittwochs beim Putzen behindert wurde. Morgens um sieben stand der Hausmeister vor meiner Tür. Ich öffnete nur einen Spaltbreit.
    »Also sachen Se ma, wie viel Kinder ham Se eichendlisch??«
    Ich kaute erst einmal an meinem Frühstücksbrötchen weiter.
    »Ei verbibsch nochma, da schließd doch eener immer sei Fahrrod ans Geländdor, do! Und da undden stehn no mähr Rädor.«
    Hinter mir in der Küche rumorte es. Dosen wurden in die Schulranzen gepackt. Wasserflaschen verstaut, Jacken zusammengesucht, Fahrradhelme aufgesetzt, und dann brach sie los, die Welle. Jonas, Frieda, Till und Millie schoben mich zur Seite, »Tschüss Mama«, grüßten kurz den Herrn Hausmeister und hopsten die Stufen hinunter. Der Wächter über Gut und Böse zupfte sich am Ohr, und während er »Ei verbibsch nochma« murmelte, schloss ich leise die Tür und machte mir einen starken Kaffee.
    Noch am selben Vormittag rief ich eine auf Mietrecht spezialisierte Juristin an. Konnte ich jetzt wegen Vortäuschung falscher Tatsachen vor die Tür gesetzt werden? Die Anwältin interessierte eher die Frage, ob die Siebzig-Quadratmeter-Wohnung mit fünf Personen eventuell überbelegt sei, was zur Kündigung führen könne. Sie meinte schließlich, ich solle erzählen, dass die anderen zwei meiner vier Kinder spontan zu mir gezogen seien. Es sei so schön bei mir.
    Kaum waren die Kinder aus der Schule zurück, erzählte ich ihnen von den Empfehlungen der Anwältin. Sie nahmen es gelassen, zogen mich allerdings eine Weile frech mit dem Es sei so schön bei mir auf.
    Vier Tage später war ich auf dem Weg zu einem Kundentermin. Einer meiner
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