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0983 - Schwingen des Verderbens

0983 - Schwingen des Verderbens

Titel: 0983 - Schwingen des Verderbens
Autoren: Manfred H. Rückert
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Señora, aber wenn Sie mir sagen wollen, worum es geht, können Sie das bedenkenlos tun. Ich bin an die ärztliche Schweigepflicht gebunden.«
    »Ich sage es… dem Professor… persönlich…«, beharrte die Todkranke auf ihrem Wunsch.
    »Sie sind stur, Señora«, sagte der Oberarzt mit sanftem Tonfall. Jetzt mit über 90 genauso wie vor einer Woche mit 16, dachte er und war sich nicht der Widersinnigkeit des Gedankens bewusst.
    »Ich weiß«, flüsterte Araminta Moriente, und sie lächelte dabei zum ersten Mal, seit sie sich im Krankenhaus befand.
    ***
    Der Dämon besaß einen Schädel, der entfernt menschliche Züge auf wies.
    Mit den Hörnern an den Schläfen, dem kräftigen Raubtiergebiss sowie den Klauen und dem peitschenden Schweif sah er furchterregend aus. Vassago war ein höllischer Prinz vom Orden der falschen Tugenden, sowie der dritte Geist der höllischen Heerscharen und Herr über 26 Legionen niederer Geister.
    Mit anderen Worten: In der Höllenhierarchie stand er ziemlich weit oben. Deshalb gehörte er zu den wenigen Vertretern seiner Zunft, die Erzdämon genannt werden durften. Nur Agares, der zweite Geist der höllischen Heerscharen, war ihm gleichgestellt. Und natürlich Stygia, die Ministerpräsidentin Satans und Fu Long, der Fürst der Finsternis…
    Aber wo befanden sich die beiden obersten Hüter der Hölle jetzt, wo ihre Untergebenen sie mehr brauchten als je zuvor? Seit dem Tag der finalen Katastrophe hatte Vassago die beiden nicht mehr gesehen. Langsam glaubte er nicht mehr daran, dass sie überlebt hatten.
    Er dachte zurück an den Tag, an dem ihn Professor Zamorra beschworen hatte. Es war noch gar nicht lange her, vielleicht eineinhalb Erdenjahre…
    Die Unruhe in ihm wollte einfach nicht vergehen. Um für die Aufgaben der Zukunft besser gewappnet zu sein, versetzte sich Vassago in Meditation. Doch anstatt zur Ruhe zu gelangen, erschienen ihm einige Traumbilder. Er führte sich geistig zu jenem Tag zurück, an dem er von der kommenden Katastrophe erfahren hatte. Damals wurde er von Professor Zamorra beschworen, der den Aufenthaltsort von Siebenauge auf dem Silbermond erfahren wollte.
    Und so erlebte Vassago seine erste Vision …
    Vergangenheit:
    Anfang September 2010
    »… Ich war letztens in der Hölle, wobei ich dich nicht gesehen habe, aber das, was ich von Tan Morano gehört habe, wirkt wie Sprengstoff«, hörte er Zamorra sagen.
    »Information gegen Information?«, erkundigte sich Vassago. Seine Stimme klang, als würde er jeden Tag mit Whisky, glühenden Kohlen und rostigen Nägeln gurgeln. »Deine Information?«, machte der Erzdämon Zamorra auf seinen Teil der Abmachung aufmerksam.
    »Tan Morano ist neuer ERHABENER der DYNASTIE DER EWIGEN«, begann Zamorra. »Das wird dir wahrscheinlich bekannt sein. Wusstest du aber schon, dass er alle Vampire aufgerufen hat, sich auf der Kristallwelt, dem Hauptplaneten der DYNASTIE, zu versammeln? Und zwar mit dem Ruf: Gefahr droht! Ich rufe alle Kinder der Nacht in meine Obhut - zögert nicht, folgt dem Ruf eures Königs! Angeblich hatte er eine Vision, dass alle Vampire der Hölle vernichtet werden.«
    Vassago hob anerkennend beide Augenbrauen an, als sich Professor Zamorra verabschiedete. Von Tan Moranos Vision hatte er in der Tat nichts gewusst.
    Zamorras Bericht über Tan Morano hatte Vassago nachdenklich gemacht. Er hatte dem alten Vampir noch nie so recht getraut, aber dass Morano sich an die Spitze der DYNASTIE setzen konnte, verblüffte sogar den Erzdämon. Einen derartigen Aufstieg hätte er nicht für möglich gehalten, vor allen Dingen, da Morano in der Vergangenheit stets alle Verantwortung für andere weit von sich gewiesen hatte.
    Ihn wunderte dabei nur, dass sich die EWIGEN so ruhig dabei verhielten und den Fremdling nicht aus ihrem Bereich verjagten. Doch gegen Moranos Machtkristall 13. Ordnung konnten sie wohl nichts unternehmen.
    Vassago zerbrach sich den Kopf über Moranos Motivation. Aus welchem Grund sollte den Vampiren in der Hölle die Gefahr der Vernichtung drohen? Drohte nur den Blutsaugern Gefahr oder waren die anderen Bewohner der Schwefelklüfte auch gefährdet? Und von welcher Bedrängnis redete Morano mit seinem Ruf: Gefahr droht! Ich rufe alle Kinder der Nacht in meine Obhut - zögert nicht, folgt dem Ruf eures Königs!
    Woher hatte der Vampir seine Vision? Wer hatte sie ihm eingegeben?
    Unwillig knurrte der Erzdämon. Er mochte es nicht, wenn er Drohungen hilflos gegenüberstand. Seit Tagen schon hatte er ein
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