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0983 - Schwingen des Verderbens

0983 - Schwingen des Verderbens

Titel: 0983 - Schwingen des Verderbens
Autoren: Manfred H. Rückert
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Luft. Ein Gesicht konnte man kaum erkennen, aber die Stimmungslage eines Irrwischs ließ sich leicht durch die Art seines Leuchtens erkennen. Je glänzender ein Irrwisch erschien, umso wohler fühlte er sich. Das Gegenteil dazu bildete matter, fast schon schmutziger Glanz.
    Bei Irrwischen war es nicht üblich, sich mit Namen zu bezeichnen. Die seltsamen Wesen unterschieden sich voneinander durch die unterschiedlichsten Geschmackseigenarten. Dank ihrer ausgeprägten Geschmackssinne konnten sie genau feststellen, wem sie gegenüber flogen.
    Irrwische standen auf der untersten Stufe der Höllenhierarchie und waren einst bei den Dämonen als Frustkiller äußerst beliebt gewesen. Jedes Mal, wenn in der Hölle etwas schief ging, mussten zuerst die irisierenden Wesen dran glauben. Sie existierten damals in großer Anzahl, was es den Dämonen leichter machte, die zumeist einfältigen und friedfertigen Wesen auszulöschen.
    »Was machen Irrwische hier?«, wollte Kassandra wissen. »Das ist- ja fast so wie in der Hölle.«
    »Auch sie wurden von meinem verblichenen Herrn hierher gebracht«, verriet der Schemen. »Wir befinden uns in einem Höhlenlabyrinth, das wir auf normalem Weg nicht verlassen können, Herrin. Sagt, soll ich Euch wirklich nicht endlich die Geschichte des Echos übermitteln?«
    Kassandra näherte sich dem Schemen. Mit einem Mal erfüllte sie das Gefühl drohender Gefahr. Sie konnte nicht erklären, woher sie die Gewissheit nahm, aber innerlich drängte es sie von einer Sekunde zur anderen weit fort von hier.
    Die Irrwische konnten ihr unter keinen Umständen gefährlich werden - und der Schemen erst recht nicht, aber wo kam mit einem Mal nur dieser Drang her, zu entfliehen?
    Und in dem Augenblick, als sie sich in den Teleport versetzen wollte, um aus der Höhle zu entkommen, war es bereits zu spät für eine Flucht…
    ***
    Nicole Duval hatte ihr Versprechen wahr gemacht und den nächstmöglichen Flug vom Aéroport Lyon Saint Exupéry zum Flughafen Granada-Jaén gebucht. Dabei dauerten die Fahrten von Château Montagne zu den 20 Kilometer östlich von Lyon und 18 Kilometer westlich von Granada liegenden Flughäfen bis zum Hotel zusammen fast so lang wie der Flug. Am Morgen nach dem Anruf schloss sie kurz nach dem Frühstück ihren Geliebten in die Arme.
    Zamorra erkundigte sich, wie es Carrie-ohne-Haar ging, der neuen Bewohnerin von Château Montagne. Carrie Bird, wie das Mädchen richtig hieß, stammte aus London und wohnte seit ein paar Wochen auf Zamorras Schloss. Ziemlich genau ein Jahr lang hatte London unter Nebel gelegen. Niemand hatte es betreten können. Vor wenigen Wochen erst hatten der bis dahin undurchdringliche Nebel beseitigt und der Baum des Bösen unter der Führung von Arsenius Hall und dem Magieverbund zerstört werden können. Nachdem die englische Metropole wieder aufgetaucht war, nahmen Nicole und Zamorra Carrie mit, da sie durch ihre in allen regenbogenfarben schimmernde Haut zu sehr auffiel. Carries Eltern waren bei den Ereignissen gestorben, deswegen nahmen sich Butler William und die Köchin Madam Claire des Kindes an, solange die Schlossherren durch Abwesenheit glänzten.
    Gemeinsam mit dem Polizisten Ruben Hernandez fuhren sie anschließend zum Ort des Schreckens. Nicole hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, die Alhambra, eines der schönsten und bekanntesten Bauwerke der Erde, von außen zu sehen. Dafür hatte der spanische Polizist die Neuigkeit mitgebracht, dass er Miguel Tirado, Dylan McMours Kollegen, aus der Untersuchungshaft entlassen hatte. Tirado hatte sich als falscher Arzt ins Hospital eingeschlichen, um Araminta Moriente zu beobachten. Zum einen war Hernandez nach den letzten Ereignissen davon überzeugt, dass Tirado an Aramintas Zustand unschuldig war, zum anderen hatte Professor Zamorra mit einer leichten hypnotischen Beeinflussung die Entlassung etwas beschleunigt.
    Ruben Hernandez war ein bulliger Mann mit schwarzen Augen. Zamorra grinste leicht, als er den Spanier erblickte, denn er sah genauso aus wie vor ein paar Tagen, als sie sich kennengelernt hatten. Entweder wusch Hernandez seine Kleidung jeden Tag oder er besaß mindestens zehn gleich aussehende Garnituren seiner Kleidung. Unter der Jacke trug er wie gewohnt ein weißes Hemd, das fast bis zum Nabel aufgeknöpft war und die ergrauten Brusthaare ins Freie wuchern ließ. Auf dem Kopf trug er einen weißen Panamahut, selbst während der Fahrt. Im Gegensatz dazu stand sein schwarzer, buschiger Oberlippenbart,
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