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0983 - Schwingen des Verderbens

0983 - Schwingen des Verderbens

Titel: 0983 - Schwingen des Verderbens
Autoren: Manfred H. Rückert
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Nicole.
    »Professor deMontagne und seine Esposa erhalten alle Unterstützung, die sie von uns anfordern«, schärfte Hernandez seinen zwei Untergebenen ein. Esposa war das spanische Wort für Ehefrau. Der Chef der Polizeitruppe hatte das Wort extra betont, da er Josés Vorliebe für Frauen mit Nicoles Haarfarbe kannte.
    »Du kennst mich doch, Alter«, sagte José, er zuckte leicht mit den Schultern und zeigte die Handflächen nach oben. Sein Gesicht mit dem schmalen Menjoubärtchen wirkte, als könnte ihn kein Wässerchen trüben.
    »Eben. Genau deswegen.« Hernandez blickte seinen Untergebenen scharf an, und als der nickte, war das Thema für ihn erledigt.
    Er wollte sich gerade wieder den beiden Parapsychologen zuwenden, da klingelte sein Handy erneut. Hier im Freien schmerzte der Fanfarenstoß nicht so sehr in den Ohren.
    Hernandez hielt das Mobiltelefon ans Ohr und redete kurz mit dem Anrufer, dann winkte er Zamorra herbei. »Das Hospital«, murmelte er. Der Meister des Übersinnlichen übernahm das Handy und sprach nur wenige Worte mit dem Anrufer. Nach Beendigung des Anrufs stand er einige Sekunden reglos da und starrte auf einen imaginären Punkt vor sich.
    »Araminta Moriente ist gerade eben zu Bewusstsein gekommen«, sagte er schließlich. »Und sie will unbedingt mit mir sprechen. Der Arzt, der gerade anrief, meinte, dass sie nicht mehr lange zu leben hätte. Wir müssten uns also beeilen, wenn wir rechtzeitig ankommen wollen.«
    »Dann fahren wir eben so schnell es geht wieder zurück«, bestimmte Ruben Hernandez und angelte seinen Autoschlüssel aus der Hosentasche. »Schade, dass der Anruf nicht schon vor einer halben Stunde erfolgte. Wir hätten uns das Herumfahren erspart.«
    Nicole Duval wandte sich an Zamorra.
    »Zurück über die Holperpiste mit dem Schlaglochsuchgerät und unserem Ersatz-Schumi?«, hauchte sie ihrem Gefährten auf Französisch entsetzt ins Ohr, damit die Spanier nichts von ihren Worten mitbekamen. »Dann bleibe ich lieber hier.«
    ***
    Der Oberarzt des Hospitals von Granada rief an und richtete Professor Zamorra aus, worum ihn Araminta Moriente gebeten hatte. Dann stellte er das Mobiltelefon wieder in den Halter.
    Er überlegte zwei Minuten lang, dann ging er zurück, um nach seiner Patientin zu sehen. Er hatte nicht übertrieben, der Zustand der Frau war äußerst bedenklich. Seiner Erfahrung nach würde sie den heutigen Tag nicht überleben.
    »Falls sie die nächsten drei Stunden überlebt«, murmelte der Mediziner vor sich hin, »dann können wir froh sein.«
    Er war nicht froh bei diesem Fall. Araminta Moriente war eine Patientin, wie sie noch kein Krankenhaus der Erde je zur Pflege gehabt hatte, trotzdem wäre es dem schlanken Mann mit den kurzen braunen Haaren lieber gewesen, wenn sie gleich von Anfang an in eine andere Klinik gebracht worden wäre.
    Er betrat Aramintas Zimmer, das nach der Erfahrung mit Miguel Tirado immer noch von Polizisten bewacht wurde, in der Hoffnung, dass sie schliefe und neue Kraft tanke.
    Kraft? Wofür denn, du Narr?, fragte er sich selbst. Zum Sterben benötigt man keine Kraft!
    Der Raum wirkte steril und schmucklos, keinerlei persönliche Gegenstände lagen herum. Er räusperte sich so leise wie möglich, doch die alte Frau hatte ihn gehört.
    In einem Bett, dessen Bezug strahlend weiß war, lag Araminta Moriente. Das Gesicht der alten Frau war wächsern, eingefallen und von Falten und Altersflecken übersät. Ihre spärlichen, schlohweißen Haare lagen schweißgetränkt auf dem Kissen. Aus ihrer Nase ragten Sch läuche. Ein Tropf war an den knochigen linken Handrücken angeschlossen. Ein Monitor, der neben
    12 dem Bett stand, kündete mit leisem Piepen von ihrer Herztätigkeit.
    »Haben Sie… die beiden… angerufen?«, erkundigte sie sich schwer atmend bei dem Oberarzt.
    »Sie sind schon auf dem Weg hierher, Señora.«
    »Es ist seltsam… mit Señora angesprochen… zu werden. Vor ein paar Tagen… wurde noch Señorita… zu mir gesagt«, hauchte Araminta. Sie war trotz der verabreichten Medikamente so schwach, dass sie oft Pausen beim Sprechen einlegen musste.
    »Ja«, sagte der Mediziner, weil ihm einfach nichts Besseres oder Tröstenderes einfiel. So ändern sich die Zeiten, dachte er, schämte sich aber gleich dafür. Araminta konnte nichts dafür, dass ihr irgendjemand die Lebenszeit gestohlen hatte. Er nahm ihre rechte Hand und hielt sie fast zärtlich fest.
    »Ich weiß nicht genau, wann der Kommissar und der Professor ankommen,
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