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0975 - Burning Man

0975 - Burning Man

Titel: 0975 - Burning Man
Autoren: Anika Klüver und Simon Borner
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schön, ziehen Sie sich an. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Aber wieso muss ich denn mitkommen? Kann ich nicht einfach hierbleiben, bis Sie wieder zurück sind? Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich in Janets Nähe bleiben könnte.«
    »Indem wir Zamorra helfen, helfen wir auch Janet. Das, was dort in der Wüste passiert, hängt irgendwie mit den Ereignissen hier zusammen. Außerdem werde ich Sie in Ihrem derzeitigen Zustand nicht allein lassen. Wir haben keine Ahnung, was für Auswirkungen Ihre… neue Situation haben könnte. Ich denke, Sie sollten zur Sicherheit in meiner Reichweite bleiben.«
    Brad zögerte kurz und schien erneut widersprechen zu wollen, zog dann aber doch sein Hemd an. »Haben Sie auch schon eine Idee, wie wir zu diesem Festival mitten in der Wüste kommen?«
    »Allerdings«, erwiderte Nicole. »Wir wenden und an unseren Freund und Helfer.«
    ***
    Lieutenant Jeff Rawlins saß in seinem Büro im Las Vegas Police Department und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Sofort verzog er das Gesicht. Das ohnehin kaum genießbare Gebräu war kalt geworden, und er musste sich zwingen, es nicht wieder zurück in die Tasse zu spucken. War es denn wirklich zu viel verlangt, einen ordentlichen Kaffee zu kochen? So wie die Dinge im Moment laufen, sollte ich mich nicht wundern, dachte er. Es gab immer noch keine Neuigkeiten im Automaten-Zombie-Fall, wie die Kollegen ihn mittlerweile nannten. Nach der Katastrophe, die das Eingreifen dieses angeblichen Experten Zamorra herbeigeführt hatte, hatte er das Casino unter permanente Bewachung gestellt. Mehr konnte er nicht tun. Sein Team suchte weiterhin nach Hinweisen, kontaktierte Familienangehörige der Betroffenen und befragte sämtliche Mitarbeiter des Casinos - aktuelle wie ehemalige. Doch nichts davon führte zu Ergebnissen. Rawlins hatte im Laufe seiner Karriere bei der Polizei schon einiges erlebt. Besonders in Vegas waren außergewöhnliche Zwischenfälle nicht selten. In dieser Stadt passierten Dinge, die draußen, in der richtigen Welt in dieser Form einfach nicht vorkamen. Sicher, bei den meisten Einsätzen ging es auch hier um Diebstähle, Drogendelikte, Betrug und hin und wieder auch um Mord. Doch ab und zu geschahen Dinge, die sich Rawlins bis heute nicht so ganz erklären konnte. Auch wenn er den Fall gelöst hatte, blieb immer das ungute Gefühl, nicht wirklich alles mitbekommen zu haben.
    Seufzend griff er nach der vor ihm liegenden Akte. Sie enthielt unter anderem Informationen über die Opfer, die noch immer in diesem Casino saßen und denen er nicht helfen konnte. Sein Blick fiel auf das Foto einer jungen Frau, eine hübsche Brünette mit einem freundlichen Lächeln. Das Bild war ein Standardpassfoto aus einer Datenbank, nichts Besonderes, doch Rawlins hatte das Gefühl, dass die Frau fröhlich wirkte. Ihre Augen strahlten eine Lebensfreude aus, die ihm einen Stich ins Herz versetzte. Er erinnerte sich daran, wie er sie im Casino vor dem Automaten gesehen hatte. Jegliche Spur dieser Lebensfreude, die sie selbst auf einem einfachen Foto auszustrahlen schien, war aus ihr gewichen. Sie war nur eine leere Hülle, deren Seele verschwunden zu sein schien.
    Rawlins sah sie noch genau vor sich. Sie hatte ein Brautkleid getragen. Sein Blick fiel wieder auf ihr Foto. Darunter stand: Kowalski, Janet, geborene White, 25. Sie hatte gerade erst geheiratet, hier in Vegas. Rawlins wusste das natürlich. Er kannte die Akte auswendig, so oft hatte er sie schon gelesen. Er kannte jedes der Opfer. Und doch konnte er nichts für sie tun. Es gab keinen Verbrecher, den er jagen konnte, niemanden, an dem er Gerechtigkeit üben konnte. Es gab nur die Opfer, die stumm dasaßen. Selbst extrem traumatisierten Menschen, die Rawlins während seiner Laufbahn gerettet hatte, hatte man helfen können. Sie kamen in psychologische Betreuung und wurden von Experten zurück in ein normales Leben begleitet. Doch die Opfer im Casino hätten ebenso gut bereits tot sein können. Ihr Zustand glich dem von Komapatienten, doch es schien keine Hoffnung zu geben, dass sie jemals wieder aufwachen würden.
    Frustriert klappte Rawlins die Akte wieder zu und rieb sich die müden Augen. Er griff nach seiner Kaffeetasse, erinnerte sich aber rechtzeitig daran, dass die schwarze Brühe nicht mehr genießbar war. Plötzlich ertönte aus der Sprechanlage auf seinem Schreibtisch die Stimme seiner Sekretärin. »Lieutenant, hier ist jemand, der Sie sehen will. Eine Frau namens Nicole Duval.
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