Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0965 - Die zweite Unendlichkeit

0965 - Die zweite Unendlichkeit

Titel: 0965 - Die zweite Unendlichkeit
Autoren: Simon Borner
Vom Netzwerk:
Und der Schreck schien auch ihm in die Knochen zu fahren.
    »Lauf!« Ellie gab ihrem Bruder einen Ruck, riss an seinem Arm und zerrte ihn mit sich den mysteriösen Flur hinab, in dem sie sich so abrupt wiedergefunden hatten. »Weg hier. Weg von… von dem da!«
    Sie musste es nicht aussprechen, denn Ben erlauschte es wie sie. Außerdem hätte sie nicht die Worte gehabt, die Präsenz zu beschreiben, die ihr ihr besonderer Sinn vermittelte. In Panik verbunden, rannten die Geschwister fort und ins Unbekannte.
    Der Flur verlief kerzengerade und schien kein Ende zu nehmen. Er lag derart im Dunkeln, dass sie stets nur wenige Schritte vor und hinter sich sehen konnten. Bei jeder Tür, die sie passierten, griff Ellie nach dem Knauf, einem immer identisch wirkenden Ball aus goldfarbenem Material, und drehte ihn, doch nichts geschah. Alles verschlossen.
    Und die Monster kamen näher!
    Ellie hörte sie schon mit den Ohren: den Mann, der keiner war, und das Ungetüm aus den Schatten, gegen das er kämpfte. Grunzend, keuchend. Ein Kampf auf Leben und Tod.
    »Schneller!« Bens Stimme überschlug sich. Nie zuvor hatte Ellie ihren Bruder, den patenten Ben, so verzweifelt gesehen. Der Anblick steigerte ihre eigene Panik ins Unermessliche.
    Dann sah Ben über seine Schulter, schrie auf und schien letzte Kraftreserven zu mobilisieren, denn mit einem Mal lief er noch schneller. Ellie hatte Mühe, mitzuhalten. Als sie ebenfalls einen Blick nach hinten wagte, sah sie ihre Verfolger. Der Mann trug finstere Kleidung und hatte graues, eng anliegendes und streng zurückgekämmtes Haar. Wie Christopher Lee in den Gruselfilmen, die Ben so mochte. Und das Wesen hinter ihm…
    Es ähnelte einer riesigen Spinne aus Schwärze und glühendem Feuer. Ein Wesen, das den Tod versprach. Und doch wusste Ellie instinktiv, dass sie nicht sein wahres Gesicht sah. Dass ihr ihr Geist eine Annäherung vermittelte, weil die Realität für ihr menschliches Fassungsvermögen zu grauenvoll war.
    Die Spinne machte Jagd auf den Mann, der keiner war. Beide waren inzwischen so dicht heran, dass Ellie sie selbst in der eigenartigen Fast-Dunkelheit ausmachen konnte, die hier überall herrschte.
    Plötzlich riss Ben ihren Arm nach rechts. »Hier!«
    Ungläubig registrierte sie, dass er eine Tür gefunden hatte, die sich öffnen ließ. Schnell betrat er den Raum dahinter und zog sie mit sich. Dann schloss er sie und lehnte sich, die Hand der Schwester immer noch fest umklammernd, keuchend gegen das dunkle Holz. Die Verfolger zogen draußen vorbei, als wäre nichts gewesen. Als hätten sie die Anwesenheit der Geschwister gar nicht bemerkt.
    ***
    Ben wusste gar nichts mehr. Erst der seltsame Transport hierher ins Unbekannte, dann die Fast-Begegnung mit den beiden Monstren draußen auf dem Flur und nun…
    Vor sich in der kleinen düsteren Kammer sah er einen Mann mittleren Alters, der aber bedeutend älter war als er wirkte. Weiße Hose, weißes Jackett, weinrotes und weit geöffnetes Hemd. Und er kämpfte gegen den Wahnsinn. Zumindest fiel Ben kein besseres Wort ein, den bizarren Anblick zu beschreiben. Dicke, sich windende und peitschengleich um sich schlagende Holzstränge wuchsen aus den Balken, die die Wand der Kammer durchzogen, und hielten dabei eine Frau umklammert. Die hölzernen Arme hatten sie eingewickelt wie die Tentakel des Seeungeheuers den armen Schiffbrüchigen - und sie schienen die Frau in die Wand drücken zu wollen. Als wäre diese das Maul des Meeresmonstrums und die Frau
    nicole ihr name ist nicole
    sein Imbiss.
    Der Mann
    zamorra er heißt zamorra und ist… dämonenjäger?
    wehrte sich mit Leibeskräften gegen die so unwirklich scheinende und doch grausam reale Bedrohung. Blut drang ihm aus zahlreichen Wunden, die ihm die peitschenden Äste geschlagen haben mussten. Sein Körper war schweißgebadet und seine Kleidung nicht minder ramponiert wie er selbst. Dennoch lehnte er sich gegen das Schicksal seiner
    gefährtin die beiden gehören zusammen sie waren es lange nicht aber jetzt wieder
    Begleiterin auf. Wie ein Löwe kämpfte er, um sie zu retten. Ben sah es und wusste sofort, dass der Mann sich vergeblich abmühte.
    Das Haus sagte es ihm.
    »Nein, nicht so!«, rief er und trat näher.
    »Ben, nicht!«
    Er schüttelte Ellies Hand ab. Ellie, die sich um ihn sorgte. Die ihn zurückhalten wollte, damit er dem Weißanzug
    zamorra professor zamorra
    nicht zu Hilfe eilte. Dabei musste sie doch selbst erlauschen , was auch ihm nicht länger verborgen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher