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0965 - Die zweite Unendlichkeit

0965 - Die zweite Unendlichkeit

Titel: 0965 - Die zweite Unendlichkeit
Autoren: Simon Borner
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die andere Ebene gerissen wurden. Und auch da gab es sie nur an einer einzigen Stelle: der Schwelle zur Küche.«
    Gryf nickte. »Die gemeinsten Gefahren sind immer die, hinter denen keine Absicht steckt. Stichwort Absicht: Was genau hatte es denn nun mit dieser Alten auf sich?«
    Zamorra lachte. Diese Frage hatte er sich während des Bads mehrfach gestellt und glaubte, nun eine plausible Erklärung zusammen zu haben. »Halb Mensch, halb Dämon. Das hat mir die Lausch -Aktion mit Ellie gezeigt. Im Prinzip war auch sie nur ein Opfer dieses Hauses. Ist da irgendwann, irgendwo reingestolpert wie Nici und ich und wurde gewissermaßen zur Pilotin dieser Sphäre. Sie saß im Cockpit, steuerte das ganze Unternehmen - und verzeih mir bitte die platten Vergleiche, aber es ist, wie Ellie sagte: Wie kann ich beschreiben, was ich zwar weiß, wofür ich aber keinerlei Worte kenne?« Er hob die Schultern. »Jedenfalls war sie irgendwie auch mit dem Bewusstsein eines Höllenwesens verbunden. Frag mich nicht nach den Details, dafür ist es noch zu früh und wird es vielleicht immer bleiben. Aber ich weiß, dass ein Teil von ihr dämonisch war - ein Teil ihres Bewusstseins. Ich weiß zudem, dass dieser Dämon - und abermals entschuldige bitte meine ungeschickten Vergleiche - bei der Zerstörung der Hölle irgendwie aus dieser rausgeploppt ist, wie ein Sektkorken aus der Flasche. Was immer von ihm übrig blieb, und das war wohl nur ein Teil seines Bewusstseins, muss in dem Haus gelandet sein. Wie wir, nur vermutlich schon viel früher. Wir ahnten ja, dass es für dieses Haus weder Zeit noch Raum gab.«
    Abermals nickte der Druide. »Und um wieder stärker zu werden, labte sich der Dämon an dem, was seine neue Umgebung ihm bot. Das Haus existierte von der gestohlenen Lebenszeit derer, die sich in es verirrten - und der Dämon fraß fleißig mit, ganz der brave Parasit.«
    »So ist es. Als er erkannte, wen ihn der Zufall diesmal in die Fänge getrieben hatte - Nicole und vor allem mich -, setzte er alles daran, uns mittels der Fallen auszuschalten, die das Wesen des Hauses waren, des Spiels. Und er schickte mir Visionen, um mich wissen zu lassen, weshalb ich sterben würde. Er wollte, dass ich begriff, dass er das Haus nutzte, um sich an mir für den Untergang der Hölle zu rächen.«
    »Aber er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht - und das buchstäblich.« Gryf grinste.
    »Kann man so sagen. Ich vermute, wir haben es allein der Alten - der Pilotin - zu verdanken, dass wir noch leben. Sie stand ganz klar seit Ewigkeiten unter dem Einfluss des Hauses und seines dämonischen Bewohners, aber was immer Mensch an ihr geblieben war, arbeitete mit allem, was ihr Bewusstsein noch an eigener Kraft aufzubringen vermochte, gegen den dämonischen Einfluss in ihrem Geist. Und diesmal - vielleicht aufgrund der Tatsache, dass diesmal übersinnlich Begabte ins Netz gegangen waren - gelang ihr der Widerstand.«
    »Warum hast du dich ihr überhaupt nähern können?«, wollte Gryf wissen. »Kyrgon hätte es fast mit dem Leben bezahlt.«
    Nun musste Zamorra selbst lächeln. »Wegen Ellie. Die Pilotin hielt Ellie für eine Schicksalsgefährtin. Die Zeit in Dead Man's Creek, ein ganzes Leben in Gefangenschaft… Die Pilotin, die ja auch Gefangene eines von Finsternis umgebenen Hauses war, sah sich selbst in Ellie, die ja im Gegensatz zu ihrem Bruder nie Freiheit gekannt hatte und daher eine besondere Verbindung zu der Alten, dem Kern des Hauses, hatte. Das gab ihr die Kraft, die Abwehrmechanismen für uns zu unterwandern. Solange ich Ellie im Schlepptau hatte, konnte ich zu ihr.«
    Gryf fuhr sich durch die Haare. » Merlins Stern? Der Dhyarra?«
    »Alles schon überprüft«, antwortete Zamorra. »Die funktionieren, als wäre nie etwas gewesen. Vermutlich lag es schlicht am Haus, dass sie mal mehr, mal weniger gut reagierten.«
    »Oder daran, dass Monsterspinnen, Riesenwürmer und ähnliche Gegner fassbarer waren als die Macht des Hauses selbst.« Gryf stieß hörbar Luft aus. »Und jetzt? Ist das Haus zerstört?«
    »Ich gehe davon aus, ja. Kyrgons Opfertod rettete uns, aber ich glaube, die Kraft der Pilotin sorgte für den Rest. Nicole hat mal gesagt, jedes Level dieses Hauses sei dergestalt gewesen, dass wir es mit unseren Talenten hätten schaffen können. Nun, das finale Level war ganz klar Kyrgons Herausforderung.«
    »Aber er konnte sie erst meistern, als Ellie die Pilotin auf die Umstände aufmerksam gemacht hatte.«
    »Sozusagen. Ellie
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