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0954 - Die Stunde des Pfählers

0954 - Die Stunde des Pfählers

Titel: 0954 - Die Stunde des Pfählers
Autoren: Jason Dark
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setzte er darauf, daß von dem Stein eine bestimmte Wirkung ausging, die den anderen überraschte.
    Es war tatsächlich der Fall.
    Der Vampirwolf fing nicht an zu zittern, aber es sah so aus, als hätte ihn ein Schlag getroffen und gestoppt, denn er ging nicht einen Schritt mehr weiter.
    Der Zug rollte seinem Ziel entgegen. Die Wagen bildeten eine Schlange, sie waren leer bis auf einen, und in diesem spielte sich etwas ab, was mit dem Verstand kaum zu begreifen war.
    Die Deckung der Bestie fiel zu Boden, wie etwas, das behindert hätte. Die Augen schienen noch größer zu werden. Sie glotzten mit einer gläsernen Schärfe nicht gegen das Gesicht des Pfählers, sondern waren einzig und allein auf den Stein fixiert, der leicht hin- und herschwang, was nicht nur an der unmittelbaren Nähe des Blutsaugers lag, sondern auch an den Bewegungen des Waggons.
    Marek fühlte sich etwas besser. Er hatte die Bestie zumindest für eine Weile gestoppt. Obwohl er selbst nicht gegen die Vorderseite des Steines schaute, sah er doch einen roten Schimmer, der sich von den Augen her ausgebreitet hatte und die Ränder des Steines bedeckte.
    Noch hatte Frantisek nicht gewonnen. Er glaubte fest daran, daß der Blutsauger ihn zerfetzen wollte, sobald er seine Überraschung überwunden hatte. Diese Zeit wollte Marek nutzen. Er überlegte, ob es richtig war, den Pfahl zu ziehen, ihn in die andere Hand zu nehmen, um einen zweiten Angriff zu versuchen.
    Er tat es nicht, weil es möglicherweise zuviel Zeit kosten würde, und die würde ihm der Unhold nicht geben.
    Wie konnte man sich mit ihm verständigen? War er in der Lage, sich auszudrücken, zu reden?
    Als Marek daran dachte, da stand für ihn fest, daß er die große Angst überwunden hatte. Er kam wieder mit sich selbst und auch mit seiner Umgebung zurecht.
    Die Bestie zuckte mit dem rechten Arm. Es sah so aus, als wollte sie ihn ausstrecken, doch sie ließ es bleiben. Vielleicht hätte sie sich die Krallen am Pendel verbrannt.
    Sie blieb stehen. Wartete ab. Aber Marek lächelte nur. Er fühlte, wie er Oberwasser bekam. Ein kurzes Räuspern. Jetzt war die Kehle frei. Jetzt konnte er sprechen.
    »Du kennst ihn?«
    Die Bestie hob den Kopf etwas an und drehte ihn auch. Lauschte - überlegte sie?
    »Du kennst ihn?«
    Das Maul zuckte. Für einen Moment verschwanden die beiden Vampirhauer, dann röchelte es tief im Rachen oder in der Kehle, und Marek hörte die zischenden Geräusche, die wohl Worte sein sollten, die er aber nicht verstand.
    »Kannst du reden?«
    Die Bestie spürte eine innere Unruhe. Sie bewegte ihre Pranken. Die langen Nägel schimmerten dunkel. Das Fell zitterte, stellte sich an einigen Stellen auf. Dieser Anblick des Pendels hatte den Vampirwolf schwer aus dem Konzept gebracht, und auch Marek dachte darüber nach.
    Das hatte zwar unmittelbar mit seinem Auftauchen hier zu tun, doch es konnte nicht alles sein. Die wahren Gründe lagen seiner Meinung nach woanders. Möglicherweise tief in der Vergangenheit begraben, und jetzt waren die Erinnerungen durch den Anblick des Pendels wieder in die Höhe gekommen.
    Etwas stimmte da nicht. Marek konnte es nur recht sein, denn der Blutsauger dachte nicht daran, ihn anzugreifen. Der Anblick des Pendels lenkte ihn noch immer ab, und er verfolgte seine Bewegungen sehr genau. Er zeichnete sie mit den Augen nach. Er bewegte diese runden, kalten Glotzer mal nach links, dann wieder nach rechts. Der Rhythmus der Schwingbewegungen wurde beibehalten, als hätte ihn das magische Pendel hypnotisiert. Wichtig waren die Augen in dem steinernen Fratzengesicht.
    Sie fixierten die Bestie.
    »Kannst du nicht reden?«
    Der Vampirwolf schüttelte den Kopf. Es sah unwillig aus. Wie bei einer Person, die sich in ihren tiefen Gedanken gestört fühlte und weiterhin allein bleiben wollte.
    Marek ging es besser. Er hatte beschlossen, nichts zu tun. Er wollte abwarten. Seine Chancen standen besser. Das Pendel war für ihn zu einem vorläufigen Lebensretter geworden. Wenn das so blieb, konnte er zufrieden sein und brauchte sich auch nicht erst nach den Gründen zu erkundigen. Statt dessen konzentrierte er sich auf das Gesicht des Vampirwolfs. Er wollte nicht unbedingt davon sprechen, ein menschliches Gesicht vor sich zu sehen, aber irgendwie kam es schon hin. Er hatte hier einen Teil des Menschen vor sich, auch wenn sich dieser als Untoter zeigte.
    Es gab die Augen, die Stirn, den Kopf, die Zunge. Da war das dunkle Haar, kein Fell wie bei einem Wolf. Fell wuchs am
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