Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0954 - Die Stunde des Pfählers

0954 - Die Stunde des Pfählers

Titel: 0954 - Die Stunde des Pfählers
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Körper in den Wagen hinein. Erstens nicht in Mareks Nähe, und zweitens schaffte es der Unhold noch, sich mit einer Hand in die Höhe zu ziehen. Das Holz bog sich zwar durch, aber es hielt. So mußte Marek zusehen, wie der Vampirwolf auf das Wagendach kletterte und seinen Blicken entschwand.
    Die Kurve war lang, sehr lang, aber auch endlich. Der Pfähler spürte sehr bald, wie die Fliehkraft nachließ. Die Normalität kehrte zurück. Er befreite sich von seiner weichen Unterlagen, rutschte dabei noch zur Seite, aber auf der geraden Strecke gab es keine Schwierigkeiten für ihn, wieder normal auf die Beine zu kommen.
    Der kalte Wind fuhr durch die Öffnung in sein erhitztes Gesicht, als wollte er dort den Schweiß zu Eis werden lassen. Marek starrte durch die Öffnung zum Himmel. Das Grau der Wolkendecke. Es war kein Trost für ihn, denn er wußte in diesen Augenblicken, daß er es war, der verloren hatte…
    ***
    Für eine Weile beschäftigte ihn dieser Gedanke. Er konnte sich schlecht damit abfinden, denn in der letzten Zeit war es für ihn gut gelaufen. Erst als er den Pfiff der Lok hörte, erwachte er wieder aus seiner Erstarrung und dachte daran, wo er sich befand.
    Und er spürte, wie etwas Nasses und Klebriges über sein Gesicht rann, wobei die gleiche Flüssigkeit auch sein linkes Handgelenk benetzt hielt. Blut, sein Blut. Der Kampf hatte ihn diese Tropfen gekostet. Die Krallen der Bestie waren über sein Handgelenk hinweggezerrt, und das verdammte Metall hatte die Spuren in seinem Gesicht hinterlassen.
    Das alles kümmerte Marek nicht. Für ihn zählte nur, daß der Vampirwolf verschwunden war und mit ihm das Pendel, auf das Marek schon viele Hoffnungen gesetzt hatte.
    Sie waren nun vorbei. Dahingeschmolzen wie Schnee in der Sonne, und er kam sich vor wie jemand, der wieder ganz von vorn anfing. Aus dem Meister war der Lehrling geworden.
    Um sich selbst kümmerte sich Frantisek nicht, das war typisch für ihn. Ihm ging es vor allen Dingen um den verdammten Vampirwolf, der leider nur Erinnerung war.
    Er und das Pendel!
    Nach Hunderten von Jahren war er wieder mit seiner verfluchten Geliebten vereint, wenn auch auf eine etwas sonderbare Art und Weise. Obwohl Marek nichts ausschließen wollte. Er konnte sich sogar vorstellen, daß die beiden auf einer anderen Ebene Kontakt miteinander bekamen, denn Möglichkeiten gab es da genügend.
    Seine Gedanken kehrten wieder zurück in die Realität. Mit ihr mußte er sich beschäftigen. Alles andere konnte er zurückstellen. Die Frage drängte sich einfach auf. Wohin war der Vampirwolf geflüchtet?
    Es war für Marek nicht einfach, sich in dessen Lage zu versetzen, aber gewisse Grundregeln galten auch für Bestien oder Mutationen, wie er sie erlebt hatte.
    Hätte der Pfähler selbst diesen Fluchtweg genommen, er wäre nicht auf dem Dach geblieben, sondern hätte versucht, abzuspringen. Bei einem Menschen nicht ungefährlich, bei der Gestalt wie dem Vampirwolf würde dies kaum zu Komplikationen führen. Der brach sich bestimmt nicht das Genick, wenn er absprang. Sollte dies trotzdem passieren, konnte er noch immer existieren und auf die Jagd nach Blut und Opfern gehen.
    Also war er weg!
    Marek schüttelte den Kopf. Er ging einige Schritte zur Seite und ließ sich auf einem der Säcke nieder, der so prall gefüllt war, daß er unter seinem Gewicht kaum nachgab.
    Der Pfähler fühlte sich plötzlich ausgelaugt, am Ende seiner Kraft, auch traurig, eben wie ein großer Verlierer. Die Anspannung hatte ebenfalls nachgelassen. Er spürte seine Umgebung wieder direkter.
    Damit war die Kälte gemeint, die als Strom auf ihn niederfloß, aber auch die Schmerzen an seinem linken Handgelenk und auch die im Gesicht, das von einigen Metallteilen zerschnitten worden war.
    Es rann Blut hervor. Marek merkte, daß es den Weg nach unten fand und in die Nähe seiner Brauen sickerte. Aus der tiefen Hosentasche holte er ein Taschentuch hervor und tupfte sich im Gesicht dort ab, wo er die meisten Wunden wußte. Bei jeder Berührung zuckte ein leichter Schmerz über seine Haut, doch der ließ sich ertragen.
    Er schaute sich sein linkes Handgelenk genauer an. Es sah nicht sehr gut aus. Die Krallen hatten ihn erwischt und in der dünnen Haut recht tiefe Furchen hinterlassen.
    Das Blut hatte sich an den Rändern verteilt und ließ sie dicker aussehen, als sie es tatsächlich waren.
    Auch hier tupfte der Pfähler das Blut ab und ließ das Taschentuch wieder verschwinden.
    Er hatte sich so gesetzt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher