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0954 - Die Stunde des Pfählers

0954 - Die Stunde des Pfählers

Titel: 0954 - Die Stunde des Pfählers
Autoren: Jason Dark
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die große Schmach. Er hatte die Bestie gepfählt, die hätte zu Asche zerfallen müssen, aber es war nicht geschehen. Im Gegenteil.
    Sie fühlte sich sicher und unbesiegbar, obwohl sich drei Todfeinde in seiner unmittelbaren Nähe befanden. Stufe für Stufe klomm Marek die alte Eisenleiter hoch, die zum Glück fest verankert war.
    Er sah die Bestie erst, als er über den Dachrand schaute. Sie hatte sich zurückgezogen und am Rand des Lochs hingehockt. Auf Marek machte sie den Eindruck eines sprungbereiten Tiers.
    Er schob sich höher. Nur mit einer Hand hielt er sich fest. Die andere brauchte er für seinen Pfahl.
    Die Finger der Rechten umschlossen ihn.
    Marek schob sich auf das flache Dach. Im Waggon selbst befanden sich John und Suko. Er hörte, wie sie dort die Ladung verteilten. Sie waren die Notnägel, sollte alles schiefgehen. Das aber hier war seine Stunde, seine Aufgabe. Er mußte den anderen vernichten, um wieder selbst in den Spiegel schauen zu können.
    Der Vampirjäger keuchte. Er kniete. Der Atem kondensierte vor seinen Lippen. Wie eine Wolke, die den Mund verdecken sollte. Die Kälte hatte das Wasser an seinen Augen gefrieren lassen, aber sie hatte ihn nicht steif gemacht, denn er hob den rechten Arm an, und die Spitze des Eichenpfahls wies wieder einmal auf die Bestie.
    Beide starrten sich an. Beide wußten, daß es zwischen ihnen den Graben der Todfeindschaft gab, den keiner von ihnen schließen konnte.
    Der Vampirwolf ließ Marek in Ruhe. So konnte er sich hinstellen. Im ersten Moment schwankend, aber er hatte sich schnell wieder gefangen.
    Auch die Bestie kam hoch.
    Dabei fiel Marek etwas auf.
    Sie bewegte sich nicht mehr so locker und geschmeidig. Sie wirkte müde und abgekämpft. Er richtete seinen Blick auf die Stelle an der Brust, wo der Pfahl getroffen hatte.
    Dort war die Wunde zu sehen. Allerdings nicht so offen und blutig, wie er sie in Erinnerung hatte.
    Sie war ein wenig zugewachsen. Auch Fell hatte sich davorgeschoben.
    Marek ging einen ersten kleinen Schritt. Zugleich hörte er, wie John Sinclair seinen Namen rief.
    Dem Geisterjäger mußte sein Verschwinden aufgefallen sein.
    Der Pfähler meldete sich nicht. Es war sein Spiel, nur seines allein. Er würde es durchziehen, bis zum bitteren Ende, und er machte den nächsten Schritt auf die Bestie zu.
    Sie wartete.
    Ein leises Knurren oder Keuchen wehte dem Pfähler entgegen. Es drang aus dem schiefen und verzogenen Maul des Untiers, das darauf lauerte, an das Blut des Alten heranzukommen.
    »Ich spieße dich auf!« flüsterte Marek. »Diesmal packe ich dich, verdammt!«
    Da sprang die Bestie!
    Und wieder war es wie schon einmal. Sie flog auf Marek zu, der diesmal nicht stehenblieb, sondern ihr entgegenlief, seinen rechten Arm hart vorstieß und kaum einen Widerstand spürte, als der Pfahl tief in den Körper hineinglitt.
    Kraft gegen Kraft.
    Die des Unholds war stärker. Marek spürte, wie der andere ihn zurückdrückte. Er kam unweigerlich abermals auf dem Rücken zu liegen, und in der Brust steckte der Eichenpfahl.
    Vampirzähne ergänzten das Gebiß eines mörderischen Werwolfs, der bereit war, die Kehle des Menschen zu zerfetzten.
    Er war nicht mehr so stark. Er hatte Kraft verloren, aber sein Gebiß näherte sich Mareks Kehle. Und die schwere Last auf ihm drückte seinen Körper immer mehr zurück.
    Marek versuchte, die Bestie in die Höhe zu stemmen. Er schaffte es weder mit den Füßen noch mit den Händen, der andere war einfach zu schwer. Er knurrte Marek an. Der Pfähler sah nur das mörderische Gebiß. Darüber leuchteten die Augen wie gelbe Spiegel, die tief in Mareks Seele eindrangen.
    Er schaffte es nicht.
    Er war zu schwach!
    Und der Kopf ruckte vor!
    ***
    Es brauchte uns niemand zu sagen, wo wir Marek finden würden. Oben auf dem Dach. Dort hatte sich etwas bewegt. Wir hatten das dumpfe Geräusch des Aufschlags gehört, als jemand auf dem Dach aufgeschlagen war.
    Zugleich handelten Suko und ich. Wir schnellten hoch und konnten nur hoffen, daß der Rand des Lochs unser Gewicht aushielt.
    Es war nicht einfach, denn meine Sandschuhe wollten wegrutschen. Aber ich schaffte es trotzdem.
    Nur war Suko einen Tick schneller. Er schwand sich herum, hatte das Dach vor mir erreicht, drehte sich mit der schlagbereiten Dämonenpeitsche und schaute erst gar nicht nach, was mit Marek geschehen war.
    Er drosch zu.
    Die Riemen klatschten auf den mit Fell bedeckten Rücken der Bestie. Zugleich hatte ich ihm eine Kugel durch den Kopf
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