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0954 - Die Stunde des Pfählers

0954 - Die Stunde des Pfählers

Titel: 0954 - Die Stunde des Pfählers
Autoren: Jason Dark
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schrecklich gestorben. Durch den typischen Hieb der Pranke. Eine zerfetzte Kehle, viel Blut, das im Schnee versickert und gefroren war.
    Wir hatten für die beiden nichts mehr tun können. Marek hatte uns erklärt, daß sie zu einer Bande gehörten, die mordete, raubte und plünderte.
    »Dieses Land ist brutal geworden, aber das ist Sache der Polizei. Wir haben andere Dinge zu tun, und ich werde euch zeigen, wo es eigentlich begonnen hat.«
    »Du meinst den Waggon?«
    »Ja, in dem ich mich versteckte.«
    »Dann laß uns doch sofort dorthin gehen«, schlug ich vor.
    »Warum? Glaubst du, daß er sich dort versteckt hält?«
    »Möglich.«
    Wir stampften weiter. Ich hatte die Handschuhe wieder übergestreift, um den Händen wenigstens etwas Wärme zu geben. Die Kälte lag wie ein Panzer aus Eis auf unseren Gesichtern. Jede Bewegung schmerzte, jedes Zucken der Mundwinkel. Eis klebte an unserer Kleidung, und dann hatten wir den bestimmten Waggon erreicht.
    Die Ladetür war noch zur Seite geschoben. Die kleinen Lampen trugen wir bei uns. Während Suko und ich in das Innere leuchteten und auch den Toten sahen, schaute sich Marek um. Er suchte nach irgendwelchen Spuren, die der andere hinterlassen haben konnte, aber es war nichts zu sehen, und es gab zum Glück auch keinen zweiten Toten.
    Ich kletterte hinein. Suko deckte mir noch den Rücken. Erst als ich mich zwischen den durcheinanderliegenden Säcken aufgerichtet hatte, kam er mir nach.
    Marek blieb draußen. Wir durchsuchten den Waggon. Die Säcke waren groß genug für einen Vampirwolf. Er konnte sich leicht hinter ihnen verstecken, aber den Gefallen hatte er uns nicht getan.
    Wir leuchteten in Lücken, wir räumten die Ladung zur Seite, um Platz zu haben, aber alles war eine Fehlanzeige.
    Durch das Loch in der Decke zog der eisige Wind. Wegen der offenen Ladetür herrschte starker Durchzug.
    »Pech gehabt«, sagte Suko.
    »Ja.« Ich ärgerte mich und erwiderte brummig. »Dann müssen wir eben weitersuchen.« Ich drehte mich um und ging die wenigen Schritte zur offenen Tür, weil ich mit Marek sprechen wollte.
    Er stand nicht mehr vor dem Waggon.
    Doch sorgte ich mich nicht, blieb stehen und schaute hinaus, in verschiedene Richtungen, sah die glatte Schneefläche, nur unseren Freund Marek nicht.
    Jetzt wuchsen meine Sorgen. Da ich nur eine Seite des Zuges sah, war es durchaus möglich, daß sich Marek auf der anderen aufhielt. Seltsamerweise wollte ich daran nicht so recht glauben. Ich merkte, daß sich die Entscheidung anbahnte.
    »Was ist los, John?«
    »Frantisek ist weg.«
    »Mist!«
    Suko trat neben mich. Wir schauten gemeinsam hinaus, aber wir sahen von ihm keine Spur.
    Dafür hörten wir etwas.
    Über uns, auf dem Dach.
    Und das war die Stimme des Pfählers, die an unsere Ohren drang. Noch mal entkommst du mir nicht, Bestie…
    ***
    Für wenige Sekunden noch hatte Frantisek Marek auf die Rücken seiner beiden Freude geschaut, dann hatte er sich vorsichtig zurückgezogen, und das nicht ohne Grund.
    Die Bestie war in der Nähe. Er hatte sie gehört. Diesen typischen Laut, der nicht einzuordnen war.
    Eine Mischung aus Lachen und Zischeln, und das Geräusch war hinter ihm erklungen.
    Der Pfähler hatte sich gedreht, aber nichts gesehen. Er war rasch an das Ende des Waggons gelaufen, hatte sich in die Lücke zwischen die beiden Wagen geklemmt und auch die nach oben führende Leiter gesehen, die dicht vor dem Dach endete.
    Dort hockte der Vampirwolf. Er starrte hinein. Marek spürte, wie es ihn stromartig durchschoß. Eine gewaltige Hitzewelle, die sich sogar in seinem Kopf ausbreitete und die Stirn rötete.
    Vier Augen sah er.
    Zwei gelbe und zwei rote.
    Die roten leuchteten ihm aus dem Stein entgegen, der ihm gehörte, den er Zurückbekommen wollte, und nun kamen sie ihm vor wie ein höhnischer Gruß.
    Zudem sah er noch das widerliche Grinsen der Bestie, das sein weit geöffnetes Maul umspielte.
    Marek wußte, was der andere vorhatte. Er wollte ihn auf das Dach des Waggons locken, und er machte es ihm mit der entsprechenden Handbewegung klar.
    »Gut«, flüsterte der Pfähler vor sich hin. »Gut, ich werde kommen, du brauchst keine Sorge zu haben.«
    Er kletterte hoch. Den Kopf zurückgelegt, damit er die Bestie im Auge behalten konnte. Sein Gegner griff Marek nicht an. Er zog sich zunächst zurück.
    Frantisek hatte alles vergessen. Die Kälte, die anderen Widrigkeiten, er dachte auch nicht mehr an seine beiden Freunde. Durch seinen Kopf rannen nur die Gedanken an
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