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0953 - Der Vampirwolf

0953 - Der Vampirwolf

Titel: 0953 - Der Vampirwolf
Autoren: Jason Dark
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er das Maul weit geöffnet hatte, als wollte er sich den Wind um seine beiden aus dem Oberkiefer wachsenden Bluthauer wehen lassen.
    Die runden Augen leuchteten in diesem kalten Raubtiergelb, und er konnte nur an das nächste Opfer denken, an nichts anderes sonst.
    Ein Opfer.
    Ein Mensch!
    Blut, viel Blut!
    Der eisige Fahrwind fuhr über ihn hinweg wie ein nie abreißender Sturm. Doch ein Wesen wie dieses spürte die Kälte nicht. Er war darauf programmiert sein Opfer zwischen die Pranken Zu bekommen. Sie ähnelten denen eines Werwolfs. Ebenso wie der übrige Körper, auf denen das Fell wuchs, das unter keiner Kleidung verborgen lag.
    Er hatte sich in der letzten Zeit fünf Opfer geholt. Damit hätte er zufrieden sein können, aber er war es nicht, denn das sechste Opfer befand sich praktisch unter ihm.
    Das war ihm schon klar. Es hätte ihm auch keine Mühe bereitet sich durch das Dach des Waggons zu schaufeln und diesen Menschen zu zerreißen. Nur kam etwas hinzu, das die Bestie störte.
    Dieser Mensch unter ihm hatte etwas, mit dem er nicht zurechtkam. Er wußte nicht genau, was es war, er konnte da von einem Gruß aus der Vergangenheit sprechen, und gerade diese Tatsache ließ ihn doch unruhig werden. Irgend etwas trug dieser Mensch bei sich, mit dem der Vampirwolf nicht zurechtkam, das ihn aber stark an die Jahrhunderte zuvor erinnerte.
    Nicht an die Zeit, sondern an eine Person, die damals auch schon existiert hatte.
    Dieser Mensch vielleicht?
    Nein, daran wollte er nicht glauben. Das war kein Mensch gewesen. Der hätte es niemals geschafft, so lange zu überleben. Es mußte schon eine besondere Person sein, die sich gegen die Zeiten und damit auch gegen den Tod gestemmt hatte.
    Wer?
    Er wußte es nicht. Er spürte nur die Aura, die auch vom Dach nicht gebremst werden konnte.
    Ein Knurren verließ die Tiefe seiner Kehle. Der Vampirwolf lag gut auf dem Dach, besser als bei der Fahrt durch den Güterbahnhof. Es war eigentlich alles wie für ihn bestellt, aber er merkte, daß es anders laufen würde als bei den fünf anderen Opfern.
    Hier kam die Erinnerung hinzu, und sie konnte durchaus gefährlich für ihn werden.
    Unruhig bewegte er seine Arme und auch die Hände mit den Krallen, die über das vereiste Holz des Waggondachs kratzten. Es war stabil gebaut worden, aber er wußte auch, das es seinen Kräften nichts entgegensetzen konnte.
    Wenn er denn wollte… Und er mußte rann.
    Nicht nur an das Opfer, das unter ihm hockte, sondern auch an diese Erinnerung aus der Vergangenheit, wobei er sich nicht vorstellen konnte, um was es sich dabei handelte.
    Er kannte diese Aura.
    Er dachte auch darüber nach, aber er wußte nicht, wie er mit ihr zurechtkommen sollte.
    Alles schien so weit weg zu sein, beinahe schon Lichtjahre.
    Der Drang nach frischem Menschenblut traf ihn übermächtig, aber er ließ ihn nicht die Vorsicht vergessen.
    Noch mußte er flach auf dem Dach liegenbleiben und sich festklammern. Der Zug rollte durch eine bewohnte Gegend. Die Häuser ragten hier sehr hoch in den grauen Winterhimmel. Der Schnee klebte sogar an manchen Fassaden wie weißer Leim.
    Und unter ihm lauerte das Opfer.
    Da würde er den Gruß aus der Vergangenheit finden. Aus seinem Maul drang ein böses Keuchen.
    Die Fahrt ging weiter. Die Gegend veränderte sich. Die hohen Häuser hatten sie passiert. Sie lagen weit hinter dem Zug wie große, starre Schatten. Zwei Schienenstränge liefen nebeneinander. Die lange Wagenschlange kam rasch voran.
    Auf der glatten Fläche war es nicht so einfach, aber er hatte Arme und Beine angezogen. Das Land vor ihm breitete sich bretteben aus. Es war nichts Grünes mehr zu sehen. Nur der Schnee. Bäume ragten aus dieser Masse hervor wie vergessene, graue Riesen mit zahlreichen Armen.
    Ab und zu sah er ein Haus aus der weißen Landschaft hervorragen. Er sah eine Straße, die sich als dunklere Riesenschlange vom Weiß des Schnees abhob.
    Ansonsten überwog die Einsamkeit.
    Für ihn war es günstig.
    Der Vampirwolf richtete sich auf, damit er eine kniende Haltung erreichte. Fremde Werkzeuge besaß er nicht. Was er tat, mußte er mit seinen Händen bewerkstelligen.
    Die scharfen, dunklen Krallen, die wie leicht gebogene Messer wirkten, kratzen zuerst die Schicht aus Eis weg. Immer wieder rutschte er ab, aber er kam trotzdem gut durch und spürte sehr bald das Holz des Dachs.
    Die Bestie fand genügend Lücken, wo sie ansetzen konnte. Alles lief nach plan, und die scharfen Nägel bohrten sich wie krumme
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