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0953 - Der Vampirwolf

0953 - Der Vampirwolf

Titel: 0953 - Der Vampirwolf
Autoren: Jason Dark
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Zeitraffer. Marek sah die dunklen Wolken. Er ging davon aus, daß es bald wieder schneien würde, doch das war zweitrangig.
    Es mochte ungefähr eine halbe Minute vergangen sein. Von der Bestie hatte er nichts entdeckt. Nur einmal war sie ganz kurz vor die Augen gekommen, da hatte er sie gesehen, aber die Zeitspanne war einfach nicht lang genug gewesen.
    Ein breites, sogar menschliches Gesicht, ein mörderisches Gebiß mit säbelartigen Vampirzähnen, mehr nicht. Von dem Körper war noch nichts zu erkennen.
    Marek saugte die Luft ein. Seine Augen waren auf das Loch gerichtet, durch das immer wieder ein dünnes Schneegrieseln sickerte. Die Kristalle sprangen gegen seinen Körper und vor sein Gesicht, dessen Haut sich vor Aufregung gerötet hatte.
    Dann schaute er auf das Pendel.
    Die Augen glühten noch!
    Marek nickte. Damit stand für ihn fest, daß sich die Bestie auch weiterhin in seiner Nähe aufhielt…
    ***
    Der Vampirwolf war zwar gerutscht, doch er hatte sich noch am Rand des leicht gewölbten Daches festhalten können.
    In dieser für ihn langen Zeitspanne konnte er aus eigener Kraft kaum etwas tun, aber er reagierte instinktiv, als er sich auf dem Weg nach unten befand.
    Er schlug beide Arme nach vorn. Es waren wilde Hiebe, es war seine Chance, und es gelang ihm tatsächlich, seine langen Krallen in die Kante hineinzuhämmern, wo er sich festhielt wie ein Turner am Reck. Er war an der linken Seite über das Dach hinweggerutscht, hing dort wie ein großer Lappen im Fahrwind, der mit seinem mächtigen Körper spielte und ihn schwanken ließ.
    Die Bestie zog die Beine an. Die Krallen dort hielt sie gekrümmt. Sie Suchte Halt an der glatten Außenfläche. Sie wollte die Krallen wie Nägel in das Holz bohren, rutschte aber mehrmals an dem dünnen Eispanzer ab.
    Er gab nicht auf.
    Schmerzen spürte er nicht.
    Kraft hatte er genug, und er war seinem Opfer ja schon ziemlich nah.
    Für die Bestie war es wichtig, wieder auf das Dach zu gelangen und durch die Lücke in den Waggon zu fallen. Dort hockte der Mensch und zitterte vor Angst. Etwas anderes konnte er sich überhaupt nicht vorstellen. Allmählich hatte er sich an seine Lage gewöhnt. Sein Körper pendelte im Rhythmus der Fahrt und den immer schneller werdenden Stößen der alten Schienen.
    Die fellbewachsenen Arme hielt er gestreckt. Die Nägel hatten sich regelrecht in das weiche Holz der Kante hineingebohrt, und auch mit den Fußkrallen hatte er einen relativ guten Halt gefunden.
    Dann zog er sich hoch. Allen Widrigkeiten zum Trotz.
    Er war kein Mensch, er war ein Monster, eine Bestie, die immer Kraft hatte, wie ein Motor, der nicht abgestellt wurde. Und dieser Kraft konnte man nur mit bestimmten Waffen begegnen.
    Seine Fratze sah noch böser aus. Die Augen schienen um das Doppelte gewachsen zu sein. Er kam höher und höher, dabei glitt er an der Außenwand entlang, und selbst ein Klimmzug in dieser extremen Lage bereitete dem Vampirwolf keine Anstrengungen.
    Er rutschte wieder zurück auf das Dach, wo er bäuchlings liegenblieb. Vor ihm sah er die Lücke. Sie war nicht unbedingt sehr breit, er würde sich jedoch hindurchzwängen können.
    Er rutschte näher - hielt dann inne, denn er hatte etwas gesehen. In Höhe des Lochs oder dicht darunter. So klar war es nicht. Aber diese Bewegung konnte nur von einer Person stammen.
    Sein Opfer kam freiwillig zu ihm…
    ***
    Er war noch da. Er würde nicht aufgeben. Er war einfach kein Wesen, das sich zurückzog, solange noch Blut in seine Nähe pulsierte. Und das drückte sich durch Mareks Adern. Er würde die perfekte Beute für den Sauger werden.
    Der Wind schlug brutal durch die Lücke. Er hörte einfach nicht auf. Er drang durch, war wie ein böses Monster aus der Arktis. Marek empfand ihn schlimmer als die lauernde Gefahr. Immer wieder hörte er die pfeifenden und jaulenden Laute, als säßen dort oben auf dem Dach jede Menge Monster, die ihren Frust hinaus in die kalte Winterlandschaft schrieen.
    Er tat nichts.
    Er mußte warten, aber er hielt die Augen trotz des beißenden Windes so verdreht, daß er die Luke und deren Umgebung beobachten konnte. Wenn die Bestie nicht zu Boden geschleudert worden war - und das war sie nicht, würde sie sich darum bemühen, mit aller Macht an das Opfer heranzukommen. Und das war auf dem direkten Weg. Durch die Decke.
    Marek fuhr über seine Augen hinweg, wo der beißende Wind das Tränenwasser zu Eis hatte werden lassen. Er kam sich schon selbst wie ein Eisklumpen vor.
    Kam
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