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0953 - Der Vampirwolf

0953 - Der Vampirwolf

Titel: 0953 - Der Vampirwolf
Autoren: Jason Dark
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Sturmfeuerzeug.
    Es ersetzte zwar keine Taschenlampe, aber seinen Dienst würde es erfüllen.
    Marek schaltete sein Feuerzeug ein. Die Ladung bestand aus Jutesäcken, deren Inhalt er nicht erkennen konnte. Jedenfalls waren sie prall gefüllt. Marek hatte wenig Platz um sich bewegen zu können. Im Licht der Feuerzeugflamme schaute er sich die Säcke genauer an, wobei ihm auffiel, daß sie an verschiedenen Stellen silbrig schimmerten.
    Dort war der Inhalt durch die feinen Maschen gedrungen, aber er war außen nicht gefroren, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte.
    Marek trat näher heran. Er stemmte sich mit dem Knie gegen einen der Säcke.
    Er lauschte dem Knirschen. Es waren ungewöhnliche, kratzende und schabende Geräusche, die er zunächst nicht einzuordnen wußte. Deshalb glaubte er auch nicht daran, daß sich in den Säcken Papier befand. Er zog seinen rechten Handschuh aus und faßte das an, was sich durch die Lücken des Materials gedrückt hatte.
    Nein, Papier war es nicht. Dazu war es zu hart und auch zu schneidend, wobei Marek plötzlich zusammenzuckte, als er den Schmerz an seinem Zeigefinger spürte.
    Er schaute nach. In der Feuerzeugflamme sah er den schmalen Blutstreifen, der wie ein dünner, roter Pinselstrich auf seiner Haut lag. Er ärgerte sich darüber, weil er nicht vorsichtig genug gewesen war. Auf der anderen Seite aber lockte das Blut die Vampire und ähnliche Bestien an, und er hoffte, daß sie auch bei ihm keine Ausnahme machen würden.
    Marek leckte das Blut weg. Der Schnitt war nicht groß, und es quoll auch kein Blut nach.
    So konnte er sich weiterhin auf seine Aufgabe konzentrieren. Die Säcke hatte man einfach nur aufgestellt und nicht gesichert. Während der Fahrt konnten sie nicht umkippen, dafür standen sie zu eng. Und wenn doch, spielte das keine große Rolle. Ihr Inhalt bestand aus Draht oder Aluminiumabfällen. Wohin sie transportiert werden sollten, wußte er nicht, aber auf das Ziel der Reise kam es ihm nicht an. Marek ging es einzig und allein um den Vampirwolf.
    Noch stand der Wagen. Nur hatte es Frantisek im Gefühl, daß sie nicht mehr lange warten würden, bis die Reise begann.
    Er hielt bereits nach einem Platz Ausschau, wo er sich niederlassen sollte.
    Zwischen der Tür und den Säcken, gegen die er sich mit seinem Rücken lehnen konnte.
    Marek streckte die Beine aus, fragte sich selbst, ob es verrückt war, was er tat, aber er war im landläufigen Sinne kein normaler Mensch, er war Marek, der Pfähler. Solange er lebte, würde er die Bestien jagen. Dafür war er bereit, viele Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen.
    Außerdem war er allein. Er brauchte auf keinen anderen Menschen Rücksicht zu nehmen. Er konnte einzig und allein für seine Aufgabe leben, und das tat ihm gut.
    Ein Vampirwolf!
    Schrecklich, furchtbar. Ein Monstrum, das aus vergangener Zeit übriggeblieben war.
    Er konnte nur den Kopf schütteln. Kein normaler Mensch würde es ihm glauben, aber was war an ihm schon normal? Ein Einzelgänger, der wenig Freunde hatte. Die wenigen allerdings, die voll und ganz auf seiner Seite standen, die lebten nicht in Rumänien, sondern in London. Sie gingen dort ähnlichen Aufgaben nach wie er in seinem Land, nur noch extremer und schärfer.
    Frantisek überlegte, ob er bei diesem Fall nicht überfordert war. Möglicherweise. Nur hatte er sich darüber nie Gedanken gemacht. Er war immer in das kalte Wasser gesprungen.
    Nur hatte er es diesmal mit einem Feind zu tun, der auf der einen Seite Vampir, auf der anderen Werwolf war.
    Eine absolut irrsinnige und tödliche Mischung. Raffiniert, schlau und gnadenlos.
    Der Zug bewegte sich.
    Das Rucken erfaßte alle Wagen, auch den, in dem Frantisek Marek saß.
    Die Reise begann.
    Für ihn konnte es durchaus eine Fahrt in die Hölle werden!
    ***
    Zwar lehnte sich Marek mit dem Rücken gegen die Säcke, aber ein bequemes Polster war das auf keinen Fall. Immer wieder schwankte er und mußte sich abstützen. Marek hoffte darauf, daß es besser wurde, wenn sie den Bereich des Bahnhofs verlassen hatten.
    Er brauchte das Feuerzeug nicht mehr. Die Wagenseiten schlossen nicht fugendicht. Durch sie drang die Helligkeit des Tages ein wenig wie verloren in die Dunkelheit hinein, die den Inhalt aussehen ließ wie geduckte Schatten, die sich nur zum Schlafen hingelegt hatten, um wenig später wieder zu erwachen.
    Marek atmete tief durch. Die Kälte spürte er auch hier. Er saß auf dem kalten Boden, rollte zusammen mit dem Zug ins Ungewisse und
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