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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy
Autoren: Jason Dark
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Beinen zu halten. Sie stolperte, sank in die Knie und wäre hart aufgeschlagen, hätte sie sich nicht an der Fensterbank abstützen können.
    Dann lag sie auf dem Boden.
    Wehrlos…
    Das aber interessierte den eingedrungenen Schatten nicht. Lautlos stieg er wie eine Wolke in die Höhe. Schwarz, schwärzer ging es nicht mehr, aber er nahm, als er sich dicht über dem Boden befand, bereits andere Konturen an.
    Aus dem Klumpen formte sich eine Gestalt. Noch immer dicht am Fenster bildete sich eine vogelhafte, sehr große Gestalt mit gewaltigen Schwingen.
    Sie bewegte diese Schwingen, sie stieß auch gegen einen Stuhl, streifte am Regal entlang, aber nichts war zu hören. Dreidimensionale Gegenstände waren für das Blut-Phantom nicht existent, da es selbst nicht mit diesen Maßen zu erfassen war. Es glitt einfach durch die Materie hindurch auf das eigentliche Ziel zu.
    Das war Lucy!
    Sie hatte von all dem nichts mitbekommen. Noch immer saß sie in dem für sie zu großen Sessel. Sie hielt den Hörer am Ohr, redete mit den Eltern, die alles genau wissen wollten, und Lucy, deren Füße den Boden nicht erreichten, schaukelte mit den Beinen hin und her.
    »Gut, Mummy, ich rufe dann vielleicht noch mal an. Ich muß erst noch warten.«
    »Wir holen dich auch ab, Kind.«
    »Ha, gern – bye…«
    Sie legte auf, wollte sich strecken, weil ihr schon der linke Arm wehtat, in dessen Hand sie den Hörer so lange und auch so verkrampft gehalten hatte, dann schaute sie nach vorn.
    Sie sah das Fenster nicht.
    Sie sah Sheila Conolly nicht.
    Sie sah auch kein Regal.
    Sie starrte nur in die pechschwarze Finsternis und wußte, daß der Alptraum zurückgekehrt war…
    ***
    Nein, nein, wollte sie schreien und gleichzeitig um Hilfe rufen, aber die böse Erscheinung hatte sie so sehr geschockt, daß sie nicht in der Lage war, auch nur einen Ton hervorzubringen. Sie kam sich auch nicht mehr vor wie ein Mensch, sondern wie ein angststarres Bündel.
    Der Schatten kam näher. Für Lucy war er wie eine finstere Welle, die halbhoch über dem Fußboden schwebte und alles verschluckte, was in ihre Nähe geriet.
    Wo der Schatten hinglitt, verschwanden die normalen Gegenstände. Er machte sie unsichtbar, er deckte sie ab, auch jetzt die hintere Breitseite des Schreibtischs, so daß sie sich Sekunden später schon in der Griffweite eines erwachsenen Menschen befand.
    Lucys Arme waren zu kurz. Sie hätte den Schatten auch nicht anfassen wollen, aber sie konnte sich auch nicht wehren. Es war wie in der vergangenen Nacht in ihrem schrecklichen Traum, nur erlebte sie den Angriff hier viel intensiver.
    Der Schatten huschte weiter. Er verschlang den Schreibtisch. Er fraß ihn regelrecht auf. Lucy drückte sich so weit wie möglich zurück und preßte ihren Rücken gegen die Lehne, deren weiches Leder nachgab, ihr aber auch die Chance zur Flucht nahm.
    Sie bewegte ihren Mund. Die Worte der Angst hatte sie nur in Gedanken formuliert, aussprechen konnte sie die Hilferufe nicht.
    Der Schatten nähert sich. Breit und irgendwie flach. Kein großer Klumpen mehr. Er floß beinahe wie Wasser über den Schreibtisch hinweg und auf das Kind zu.
    Lucy streckte in ihrer Panik die Arme aus. Sie atmete nicht mehr normal, sie hechelte jetzt. Die Angst war übergroß. Sie hatte schon die Stärke der vergangenen Nacht erreicht. Da aber hatte Lucy schreien und ihre Eltern alarmieren können; in dieser fremden Umgebung war es ihr nicht möglich.
    Der Schatten war da.
    Er hob sich vom Schreibtisch weg, und im nächsten Augenblick wurde Lucy von ihm umschlungen wie von einem Tuch, das in der Kälte gehangen und diese nun mitgebracht hatte.
    Weit hatte das Kind den Mund aufgerissen, es wollte zumindest atmen, aber auch das wurde ihr genommen.
    Der Schatten fraß sie. Er war überall an und in ihrem Körper. Es gab für diese amorphe Gestalt kein Hindernis, aber tief in ihrem Innern und von außen nicht sichtbar, da bildete sich etwas hervor, das sich dem Hals des Opfers näherte.
    Schon einmal hatte Lucy den Angriff der beiden bösen Zähne erlebt. Diesmal würde sie sich nicht lösen können, da war der Schatten stärker, auch wen Lucy um sich trat.
    Sie hörte Stimmen in ihrem Kopf. Zwei waren es, und sie redeten durcheinander. Eine böse, tiefe Stimme, vielleicht die des Schattens und eine andere, die hoch und sogar noch kindlich klang.
    »Du darfst nicht sterben, Lucy, du darfst es nicht!« Das war ihre Freundin und…
    Alles war weg. Wie fortgeblasen. Und an ihrer linken
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