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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy
Autoren: Jason Dark
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hat er nach mir gerufen. Er hat geschrien, daß er mich holen will.«
    Jack Tarlington schüttelte den Kopf, während Donna mit der flachen Hand über das blonde und leicht verschwitzte Haar ihrer Tochter strich. »Wir glauben dir, Lucy, keine Sorge. Wir sind ja bei dir, und wir wollen gemeinsam darüber sprechen, was du gehört hast. Wir glauben aber nicht, daß dich ein Vampir gerufen hat. Das kann doch nicht sein. Er ist tot, richtig tot, die Männer haben ihn – na ja, du weißt schon.« Sie wollte das Wort vernichtet nicht aussprechen.
    Lucy nickte. »Das habe ich ja auch alles gesehen, und das weiß ich, Mummy.«
    »Na siehst du.«
    »Trotzdem hat er mich gerufen. Seine Stimme war so schrecklich, so grell, ich habe große Angst bekommen. Ich war wohl nicht mehr allein, etwas hockte auf meiner Brust wie ein dicker Klumpen. Ich konnte erst nicht schreien, dann aber habe ich es geschafft, und davon seid ihr wach geworden.«
    »Das stimmt.«
    »Hast du auch jemanden in deinem Zimmer gesehen, bevor wir beide kamen?« fragte Jack.
    »Hör doch auf!« zischte Donna.
    »Nein, habe ich nicht.« Lucy schaute zum Fenster. »Auch da war es einfach zu dunkel.«
    »Ja, das glaube ich dir.«
    »Aber er kommt, Dad!«
    »Nein, Lucy, er kann nicht mehr kommen, begreif das doch!«
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern und drückte ihren Kopf gegen den Arm der Mutter.
    »Mein Liebling, weißt du was? Du brauchst heute nacht nicht allein zu schlafen. Wir werden dich mit zu uns nehmen. Wie früher, weißt du noch?«
    »In euer Bett?«
    »Klar doch.«
    Lucy wirkte wie erlöst. Sie lächelte plötzlich. Ihre Augen glänzten, sie schlang die Arme um den Nacken ihrer Mutter und drückte sie so fest an sich wie möglich.
    Donna faßte sie unter, stand auf und hob ihre Tochter an. Mit Lucy auf den Armen ging sie auf die Tür zu und verließ das Zimmer, in dem sich Jack noch eine Weile umschaute. Das Licht war gut genug, um alles sehen zu können. Der kleine Schreibtisch, von ihm selbst gebaut, das Bett, die Kiste mit dem Spielzeug, wobei das meiste daneben lag, der Recorder, in dem noch eine Märchenkassette steckte, die bunten Bücher im Regal über dem Bett, dann das Bett selbst, dessen Decke Lucy heftig zurückgeschlagen hatte.
    Jacks Blick fiel auf das zerknautschte Kopfkissen, und er sah sofort die beiden dunklen Punkte.
    Jack beugte sich vor.
    Rote Punkte.
    Seine Augen wurden starr. Plötzlich klopfte sein Herz viel schneller, und er wußte Bescheid.
    Auf dem hellen Laken zeichneten sich zwei kleine Blutflecken ab!
    ***
    Plötzlich wurde ihm kalt, aber nicht wegen der Temperaturen, sondern von innen her. Diese beiden winzigen Tropfen auf dem Kopfkissen hatten für diesen Tiefschlag gesorgt. Er konnte sich nicht vorstellen, wie sie dort hingekommen waren, aber die Logik sagte ihm dann, daß es nur das Blut seiner Tochter sein konnte.
    Normalerweise hätte er sich deshalb keine großen Sorgen gemacht; es kam immer mal vor, daß sich jemand während eines Alptraums die Haut aufkratzte und kleine Wunden hinterließ. Deshalb brauchte man sich keine Gedanken zu machen. Das war die eine, die normale Seite.
    Es gab aber noch eine zweite.
    Lucy hatte diesen fürchterlichen Traum erlebt, und es war in der letzten Woche etwas Ungeheuerliches in ihrem kleinen Ort geschehen. Vampire hatten ihn überfallen, angeführt von der blutigen Lucy und von einem mächtigen Vampir-Phantom.
    Vier Männer waren angetreten, um diese Pest zu stoppen, und sie hatten es auch geschafft. Tatsächlich geschafft?
    Plötzlich kamen dem Mann Zweifel. Er konnte sie selbst nicht begründen, sie waren einfach vorhanden und wirkten in seinem Innern wie Gift, das jemand hineingespritzt hatte. Es breitete sich nun aus und überschattete sein Denken.
    Lucy hatte also geträumt. Aber hatte sie das wirklich? Oder war sie in einen Zustand hineingeraten, der dazwischen lag. Eben zwischen Traum und Wachsein. Gab es diesen Zustand überhaupt? Waren ihre Träume Realität geworden?
    Jack mußte zugeben, daß ihn die Entdeckung der Blutflecken verunsichert hatte. Aber auch die Ereignisse der Vergangenheit machten ihm schwer zu schaffen, denn was er in der vergangenen Woche durchlitten hatte, das hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten. Früher zumindest. Das war einfach grauenhaft gewesen, furchtbar, nicht zu fassen, unmöglich, und doch war es geschehen. Und nicht nur er wußte davon, mittlerweile hatten es alle Bewohner von Lianfair erfahren. Sie
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