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0946 - Angst um Lucy

0946 - Angst um Lucy

Titel: 0946 - Angst um Lucy
Autoren: Jason Dark
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Auch Donna und Jack Tarlington hatten den Schrei gehört. Die Eltern der zehnjährigen Lucy hatten tief geschlafen, aber dieser schrille Laut war von den dicken Wänden des Hauses kaum gestoppt worden und hatte sie ebenfalls geweckt.
    Zuerst Donna, die sich verwirrt aufrichtete und an einen Traum glaubte. Sie schaute sich um, sah das kleine Fenster, hinter dessen Scheibe die kalte Nacht lauerte, und entdeckte das klare Mondlicht.
    Neben ihr bewegte sich Jack unruhig.
    Donna schwang die Beine aus dem Bett. Ihre nackten Füße berührten den kalten Boden, und genau in diesem Augenblick hörte sie den Schrei abermals. Da wußte sie Bescheid. Nicht draußen hatte jemand geschrien, sondern im Haus, in ihrem eigenen Haus, und da gab es nur eine Möglichkeit. Lucy, die Tochter.
    »Jack!« Donna warf sich herum und streckte den linken Arm aus.
    Sie krallte sich an der Schulter ihres Mannes fest und schüttelte den Körper durch. »Jack, wach auf! Da ist was mit Lucy! Meine Güte, sie hat so schrecklich geschrien!«
    Jetzt war auch Jack Tarlington voll da. Er schnellte hoch. Seine Frau hatte mittlerweile das Licht der Nachttischleuchte eingeschaltet, das sich um den Schirm herum wie eine gelblichweiße Insel ausbreitete.
    »Was ist mit Lucy?«
    Donna war schon aufgestanden und in ihre Hausschuhe geschlüpft. Sie rannte im Nachthemd zur Tür, ohne nach dem Bademantel zu greifen. Als die Hand bereits die Klinke berührte, sprach ihr Mann sie an. »Was ist mit Lucy?«
    Donna drehte sich um. »Ich weiß nicht genau. Sie hat nur geschrien. Schrecklich geschrien.«
    Der bärtige Jack Tarlington, der in seinem Bett sitzend wie ein übergroßer Waldschrat wirkte, bewegte sich plötzlich wie von einem Nadelstich getroffen. Jetzt gab es auch für ihn kein Halten mehr. Er rannte seiner Frau hinterher, stolpernd und barfuß. In der Eile hatte er vergessen, seine Schuhe anzuziehen.
    Donna riß bereits die Tür zu Lucys Zimmer auf und fand ihre Tochter aufrecht und zitternd im Bett sitzen, das Gesicht aufgequollen. Lucy hatte geweint. Sie drehte den Kopf, sah ihre Mutter und streckte ihr wie ein Kleinkind die Arme entgegen. »Mummy«, flüsterte sie nur. »Mummy, du – du mußt mich beschützen…«
    ***
    Minuten waren vergangen. Zu dritt hielten sich die Tarlingtons im Zimmer ihrer Tochter auf. Jack war zuvor gegangen und hatte die Bademäntel geholt, damit sie bei der Kälte nicht so froren.
    Lucy hatte sich noch immer nicht beruhigt, trotz der heißen Milch, die ihr der Vater gekocht hatte. Das leere Glas stand auf dem Fußboden, und Donna streichelte Lucy, während sie mit ruhigen Worten auf das Kind einredete. »Es ist alles wieder in Ordnung, du brauchst keine Angst zu haben.«
    »Das sagst du so, Mummy. Aber es war schlimm.«
    »Was war denn so schlimm?«
    Lucy schluckte. »Der, der schreckliche – Vampir.« Mehr sagte sie nicht, es war auch gut so, daß sie schwieg, so konnte Donna ihrem Mann einen Blick zuwerfen und sah auch dessen Reaktion, denn Jack verdrehte nur die Augen, um anzudeuten, daß es nicht wahr sein konnte.
    Auch Donna war der Meinung, aber sie wollte ihre Tochter nicht abschrecken oder als Lügnerin hinstellen, deshalb reagierte sie Lucy gegenüber diplomatischer. »Weißt du, mein kleiner Liebling, dieser böse Vampir ist tot. Auch die blutige Lucy gibt es nicht mehr, ebenso die anderen bösen Kreaturen. Ihr Kinder könnt wieder durch die Gassen laufen und Weihnachtslieder singen, denn das Böse ist verschwunden. Wie ein Spuk ist es verschwunden. Du kennst doch Mr. Sinclair, Bill Conolly, dann Suko und auch den alten Marek.«
    »Ja, die kenne ich.« Lucy schnaubte in das Taschentuch.
    »Siehst du, Schatz. Diese tollen Männer haben doch dafür gesorgt, daß es keine dieser bösen Gestalten mehr gibt. Du bist doch selbst dabei gewesen, nicht wahr?«
    »Ja, im Turm.«
    »Sehr gut, Lucy.«
    »Aber das stimmt nicht.«
    »Was meinst du denn damit?«
    Lucy schniefte wieder. »Ich kann es dir nicht sagen, aber es stimmt nicht. Ich habe es ja gesehen, und es stimmt nicht. Es gibt ihn noch, und er hat mich gerufen.«
    »Wen gibt es noch?«
    »Diesen Riesen, diesen Vampir. Ich habe ihn doch gehört. Seine Stimme habe ich gehört.«
    »Wo denn und wann denn?« fragte ihr Vater, der sich einen Stuhl geholt und sich gesetzt hatte. »Vielleicht im Turm?«
    Lucy setzte sich im Bett etwas anders hin, um ihren Vater anschauen zu können. »Nein, nicht im Turm. Heute nacht.«
    »Ach – hier?«
    »Ja, als ich schlief. Da, da –
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